Die Farben der Sehnsucht
Dame das Herz brechen sollen?“, platzte sie heraus. „Christian … und wenn du es nur für deine Tante tust – bitte, steig aus dieser Sache aus!“
Er zögerte kurz, und sie hörte das Bedauern in seinen Worten, als er sagte: „Denkst du nicht, dass ich es sofort tun würde, wenn es möglich wäre? Es tut mir leid, Colette. Ich würde beinahe alles dafür tun, um die Zeit zurückdrehen zu können. Aber es ist zu spät.“
„Christian …“
Er unterbrach sie, als hätte er mit einem Mal das Interesse an der Unterhaltung verloren. „Ich vermute, meine Tante hat dir auch die Geschichte meiner unglücklichen Kindheit erzählt?“, fragte er.
Sie spürte, dass es nicht gut war, ihn in diesem Moment wegen seiner ungelösten Probleme weiter zu bedrängen, und so ließ sie das Thema fallen. „Es stimmt, sie hat mir ein wenig darüber verraten“, gab Colette zu. Sie ahnte sein Unbehagen darüber, dass sie zu viel über diese Phase seines Lebens wusste.
„Das hatte ich befürchtet.“
Colette dachte an die tiefe Liebe, die seine Tante für ihn empfand. Sie sehnte sich danach, ihm zu erzählen, wie dankbar sie für die Stunde war, die sie mit Elizabeth hatte verbringen dürfen. Während ihres Besuches hatte sie gespürt, dass sie Christian in mancher Hinsicht verstehen konnte – und das wäre ohne den Besuch bei Elizabeth nicht möglich gewesen.
„Jede Wette, dass sie dich mit den Geschichten über meine Liebe zu Landkarten zu Tode gelangweilt hat.“
„Sie hat es erwähnt.“
„Wie lange warst du denn bei ihr?“
„Oh, nicht so lange.“
„Offensichtlich aber lange genug, damit sie annehmen konnte, du und ich hätten so etwas wie eine Beziehung.“
„Ich habe nichts in der Richtung erzählt. Das schwöre ich!“ Doch Colette hatte seiner Tante von dem One-Night-Stand und dem Ergebnis erzählt. Sie hatte ihr aber auch gesagt, dass sie sich nicht mehr trafen und erklärt – überzeugend, wie sie fand –, dass es so das Beste wäre. Offensichtlich hatte Tante Elizabeth ihr nicht geglaubt.
„ D u isst mit ihr zu Abend“, sagte Christian. „Ich versichere dir, dass sie sich mehr darüber freut, Besuch von dir zu bekommen als von mir.“
„Das stimmt nicht“, widersprach Colette. Sie spürte, dass sich hier ein Konflikt anbahnte. „Es ist lächerlich, darüber zu streiten. Du bist derjenige, der mit ihr verwandt ist, nicht ich. Also solltest du ihre Einladung annehmen.“
Er lachte leise. „Ja, ich glaube auch, dass es lächerlich ist. Nichtsdestotrotz habe ich dir mein Wort gegeben.“
„Für den einen Abend entbinde ich dich davon“, sagte sie. Sie wollte nicht daran schuld sein, wenn die alte Dame enttäuscht war. „Wir gehen beide zu dem Dinner und fertig.“
Er dachte über ihren Vorschlag nach. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Es würde sie nur ermutigen. Also wenn du deine Meinung nicht geändert hast …“ Als sie zögerte, lachte er. „Das habe ich mir gedacht. Nein, es ist besser, wenn wir beide nichts mehr miteinander zu tun haben.“
„Ja, das denke ich auch“,antwortete sie traurig. Ihr Bauchgefühl, was Christian betraf, war richtig. Es wäre ein Fehler gewesen, ihm zu erzählen, dass sie von ihm schwanger war. Ein schmerzhafter Fehler.
„Geh zu dem Abendessen mit deiner Tante“, wiederholte sie.
„Vielleicht mache ich das.“
Sie beließen es dabei, und kurz darauf beendete Colette das Gespräch. Nichts war entschieden worden. Erst am Abend des Dinners würde sie wissen, ob Christian zu sei ner Tante ging oder nicht.
Am nächsten Morgen wachte Colette auf und fühlte sich niedergeschlagen. Das Baby bewegte sich in ihrem Bauch, und sie legte die Hand auf die leichte Wölbung. Sie liebte dieses Kind so sehr, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Um ihrer selbst und um des Babys willen behielt sie das Geheimnis noch für sich, doch irgendwann würde Christian es erfahren müssen. Sie fürchtete diesen Tag und entschloss sich, damit so lange zu warten, wie es ging.
Am Dienstagabend nach der Arbeit traf Colette sich mit Alix im Go Figure .
„Christian hat angerufen“, sagte Colette beiläufig, als sie aus der Umkleidekabine trat. Sie hatte eine Packung Zigaretten in Alix’ offener Tasche entdeckt und sich gefragt, wann ihre Freundin angefangen hatte zu rauchen. Vielleicht gehörten die Zigaretten ja auch jemand anderem, sagte sie sich. Sie hoffte es.
Alix blickte sie nun mit einer Intensität an, die sie zusammenzucken ließ.
„Wir
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