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Die Farben der Sehnsucht

Die Farben der Sehnsucht

Titel: Die Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBBIE MACOMBER
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muss der Termin verschoben werden.“
    „Ich glaube nicht, dass es so lange dauern wird, aber es hängt natürlich auch vom Verkehr ab“, sagte ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, wann Julia auftauchen würde. Ich konnte Margaret vor dem Schaufenster auf und ab gehen sehen. Jeder ihrer Schritte drückte ihre Anspannung aus.
    „Rufen Sie bitte wieder an, um einen neuen Termin zu machen, wenn sie sich um mehr als zehn Minuten verspä ten wird.“
    „Das werde ich“, entgegnete ich und legte auf.
    Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass Julia ein Handy besaß. Sie hatte es sich von ihrem Lohn für ihren Nebenjob im Kino gekauft. Ich war vor einiger Zeit extra einen Umweg von über acht Kilometern gefahren, nur um mit Cody in das Kino zu gehen, in dem Julia arbeitete. Cody hatte sich gefreut, seine Cousine hinter dem Verkaufstresen zu sehen. Als Julia ihm dann noch extra Butter auf sein Popcorn gegeben hatte, war mein Sohn selig.
    „Margaret“,rief ich und schob den Kopf aus der Eingangstür. „Was ist mit dem Handy?“
    „Das liegt zu Hause“, erwiderte Margaret. „Sie hat den Akku nicht aufgeladen.“ Ihr finsterer Blick ließ keinen Zweifel daran, dass sie darin einen weiteren Beweis für Julias Verantwortungslosigkeit sah. Meine arme Nichte würde sich etwas anhören müssen …
    Hinter mir schrillte das Telefon.
    „A Good Yarn“, meldete ich mich.
    „Margaret Langley, bitte.“
    Der sachlich kühle Klang der männlichen Stimme beunruhigte mich. Wa s der Mann sagte, war nicht so wichtig – doch wi e er die Worte sagte, ließ keinen Zweifel daran, dass etwas geschehen sein musste. „Könnten Sie mir sagen, worum es geht?“, fragte ich so freundlich, wie es meine zitternde Stimme erlaubte.
    „Ich muss direkt mit Ms. Langley sprechen“, erwiderte der Mann.
    „Einen Augenblick bitte.“ Ich legte den Hörer beiseite und rannte zur Eingangstür.
    Margaret drehte sich im selben Moment um – als hätte sie gespürt, dass etwas nicht stimmte.
    „Da ist ein Anruf für dich.“
    „Julia?“
    „Nein … du gehst besser an den Apparat.“
    „Aber Julia kann jeden Moment kommen.“
    „Bitte, geh an den Apparat“, beharrte ich.
    Ich verlange von meiner Schwester so selten etwas, dass Margaret erstaunt die Augenbrauen hob. „Ist denn wirklich alles in Ordnung?“
    „Ich … ich weiß es nicht.“
    Sie lief ins Geschäft und ergriff den Hörer. „Hier spricht Margaret Langley.“
    Einen Augenblick lang lauschte sie stumm, dann sah sie mich plötzlich an. Sie rang nach Luft. Ihre Knie gaben sprichwörtlich unter ihr nach, und sie sank auf den Stuhl, der hinter dem Tresen stand.
    „Ist sie verletzt?“, fragte Margaret mit bebender Stimme.
    Ich biss mir auf die Unterlippe und erwartete ängstlich die Antwort.
    „Ja, ja, ich bin gleich da.“ Sie legte auf, starrte mich an und begann zu weinen.
    „W… was ist los?“, wollte ich wissen. Auch mir rannen Tränen über die Wangen. „Hatte Julia einen Unfall?“
    „Nein … Die Polizei kommt gleich vorbei, um mich ins Krankenhaus zu begleiten.“
    „Julia ist im Krankenhaus? “
    „Ja, sie ist verletzt, aber sie wollen mir nicht sagen, wie es um sie steht. Ich muss im Krankenhaus eine Einverständniserklärung unterzeichnen, bevor sie sie operieren können.“
    „Operieren …“ Ich schluckte schwer. „Was ist passiert?“, schluchzte ich und ergriff Margarets Arm. „Sag mir, was passiert ist.“
    „Sie … Julia war auf dem Weg hierher, um mich abzuholen – genau wie du gesagt hast.“
    „Ja.“ Ich wusste, dass Julia es nicht vergessen hatte.
    „Sie musste an einer roten Ampel halten, und jemand … ein Mann … er kam zur Fahrertür, hat sie aufgerissen und …“
    Das Bild, das vor meinem inneren Auge auftauchte, war so unfassbar, so unglaublich. „Julia ist überfallen worden?“
    Margaret nickte. „Er zerrte sie auf die Straße, und als sie versucht hat, sich zu wehren, hat er … hat er sie geschlagen. Dann stieß er sie zwischen die Autos in den fließenden Verkehr … sie ist in letzter Sekunde zur Seite gekrochen, sonst wäre sie überfahren worden.“
    Ich schlug die Hände vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Meine hübsche, liebenswerte Nichte war überfallen worden.
    Zwar kannte ich das Ausmaß ihrer Verletzungen nicht, doch sie waren offenbar schlimm genug, dass man sie im Operationssaal versorgen musste.
    Der Schock, den ich spürte, der Horror, der mich erfüllte, waren größer, als ich begreifen konnte.

5.

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