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Die Farben der Sehnsucht

Die Farben der Sehnsucht

Titel: Die Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBBIE MACOMBER
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indes wieder zur Schule, doch sie weigerte sich, über die Ereignisse zu sprechen. Nicht einmal ihrer Mutter vertraute sie sich an. Es war, als wäre ein gigantischer Felsbrocken durch das Hausdach gekracht – aber alle gingen darum herum und gaben vor, ihn nicht zu sehen. Bei jeder Anspielung oder Erwähnung des Autodiebstahls verschwand Julia in ihrem Zimmer, steckte sich die Kopfhörer ihres iPods in die Ohren und hing stundenlang ihren Gedanken nach.
    Ich wusste, dass das nicht gesund war, und ich fürchtete, dass auch Margarets Reaktion nicht richtig war. Meine Schwester wollte Rache – und zwar so sehr, dass sie die zuständigen Polizeibeamten nicht mehr in Ruhe ließ.
    Deshalb hoffte ich, dass ein Abend mit Brad und mir meiner Schwester vielleicht helfen würde, ihren Zorn zu vergessen – wenigstens für ein paar Stunden. Jeden Tag kam sie angespannt und wütend zur Arbeit und herrschte mich ohne ersichtlichen Grund an. Gerade in jener Woche hatte ich sie in ganz normalem Ton gefragt, ob sie eine Bestellung über neue Rundstricknadeln aufgegeben hätte – und sie schrie mich an, sie sei eine verantwortungsbewusste erwachsene Frau, doch dass ich es immer wieder schaffen würde, dass sie sich wie ein Kind fühle. Ich hatte keine Ahnung, wie ich auf diesen unsachlichen und unbedachten Angriff reagieren sollte. Glücklicherweise waren keine Kunden im Laden.
    Brad und ich verbrachten den Nachmittag damit, einzukaufen und anschließend zu kochen. Wir sind im Haushalt ein richtig gutes Team – und auch in allen anderen Lebensbereichen. Mein Ehemann ist ein wahrer Künstler am Grill, und so beschlossen wir, Hühnchen zuzubereiten. Ich machte Unmengen an Kartoffelsalat, für den Tammie Lee mir das Rezept gegeben hatte. In die Mayonnaise wird eine Jalapeñoschote geschnitten, die dem Ganzen den gewissen Kick verleiht. Zusätzlich zum Kartoffelsalat verfeinerte ich gebackene Bohnen mit braunem Zucker und Senf und buk einen Karottenkuchen zum Nachtisch. Das ist Codys Lieblingskuchen.
    Leider war es noch zu kühl, um im Garten zu essen, also deckten wir drinnen den Tisch. Unser Ziel war es, einen sorglosen, fröhlichen Abend zu gestalten, damit Margaret und Matt sich ein wenig entspannen und ein bisschen Spaß haben konnten.
    Als meine Schwester und ihr Mann eintrafen, hatte Brad alles unter Kontrolle. Obwohl ich Margaret beinahe jeden Tag sehe, war ich an jenem Nachmittag, als sie das Haus betrat, schockiert über ihr Aussehen. Außerhalb der gewohnten Umgebung des A Good Yar n bemerkte ich plötzlich, wie verhärmt Margaret wirkte. Sie ist größer als ich – gute zehn oder zwölf Zentimeter mehr als meine eins achtundfünfzig – und kräftig gebaut. Eigentlich hat sie bis zu dem Albtraum um Julia über die Jahre hinweg nur wenig aus der Ruhe bringen oder in Angst versetzen können. Sogar als Matt monatelang arbeitslos gewesen war, hatte sie es mir gegenüber geheim gehalten. Ich war damals der festen Überzeugung gewesen, dass bei ihnen alles in bester Ordnung war. Erst als sie fast ihr Haus verloren hätten, hatte Margaret sich mir offenbart.
    Das tat sie jetzt jedoch nicht. Die dunklen Schatten unter Margarets Augen verrieten ihren Schlafmangel. Sie hatte an Gewicht verloren, und ihre Hosen waren ihr um die Taille viel zu weit.
    Nachdem sie ihre Mäntel abgelegt hatten, umarmte ich Margaret. „Ich bin so froh, dass ihr da seid.“
    Matt blickte in Margarets Richtung, und ich ahnte, dass sie in letzter Minute versucht hatte, die Verabredung doch noch abzusagen. Ich wusste nicht, wie er es geschafft hatte, sie umzustimmen. Doch ich war erleichtert, dass es ihm gelungen war.
    „Das Hühnchen ist bereits auf dem Grill“, sagte Brad, schüttelte Matt die Hand und umarmte Margaret. Ich liebte ihn noch mehr dafür, wie warmherzig er meine Familie willkommen hieß. „Ich bin mir nicht sicher, was genau Lydia gemacht hat, aber sie war fast den ganzen Nachmittag in der Küche.“
    „Ihr werdet es schon sehen“, scherzte ich, und mein Mann und ich lächelten uns an – denn natürlich wusste Brad, was ich vorbereitet hatte.
    „Wie wäre es mit einem Bier?“,schlug Brad seinem Schwager Matt vor, und die beiden Männer verschwanden im Hinterhof, während ich für Margaret und mich eine Flasche Chardonnay aus dem Kühlschrank holte. Cody hatte den Tag mit einem Freund verbracht und würde erst später wiederkommen. Nachdem Chase, Codys Golden Retriever, geschaut hatte, wer an der Tür war, hatte er sich in sein

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