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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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zurückgebracht werden«, sagte T. J. »Das Kontinuum würde das verweigern. Weil es in seinem zurückgebrachten Zustand ebenso unwichtig wäre. Unglücklicherweise beschränkt sich diese Art von Inkonsequenzen ziemlich auf Luft und Ruß. Größere Gegenstände haben eine deutliche Auswirkung.«
    Sogar Federhalterwischer, dachte ich und lehnte den Kopf gegen die Wand. Ich hatte beim Herbstfest des Chors mit Versteigerung von Bergungsgut einen orangefarbenen gekauft, der so groß wie ein Kürbis war und ihn vergessen, und als ich versuchte, zurückzuspringen, hatte sich das Netz nicht geöffnet. Schläfrig wunderte ich mich, wieso es sich für das Plätzchen geöffnet hatte.
    »Und lebende Dinge?« fragte Dunworthy.
    »Vielleicht harmlose Bakterien, aber sonst nichts. Die Auswirkung von Lebendigem im Kontinuum ist erheblich größer als die von unbelebten Objekten, und noch größer ist die von intelligenten Lebensformen. Das ergibt sich aus den komplexen Interaktionen, zu denen sie imstande sind. Und natürlich betrifft das auch alles, was eine Auswirkung auf Gegenwart und Zukunft haben könnte. Wie Viren oder Mikroben.«
    Dunworthy unterbrach ihn. »Und Fujisakis zweite Theorie?«
    »Seine zweite Theorie besagt, daß es Inkonsequenzen gibt, daß im Kontinuum aber eine Art Selbstverteidigung eingebaut ist, die ihnen entgegenwirkt.«
    »Schlupfverlust«, murmelte Dunworthy.
    T. J. nickte. »Der Mechanismus des Schlupfverlusts verhindert nahezu alle potentiellen Inkonsequenzen, indem er den Zeitreisenden aus dem Gebiet potentieller Gefahren entfernt. Fujisaki meint, daß das Aufkommen an Schlupfverlusten limitiert ist und daß eine Inkonsequenz entsteht, wenn der Schlupfverlust nicht schnell genug ansteigen kann, um die Inkonsequenz zu verhindern.«
    »Was geschieht dann?«
    »Theoretisch könnte sich der Lauf der Geschichte ändern, oder, wenn die Inkonsequenz groß genug ist, sogar das Universum zerstört werden, aber im modernen Netz gibt es Sicherungen, die das verhindern. Sobald die Gefahr einer Inkonsequenz erkannt wird, schließt sich das Netz automatisch, wenn die Schlupfverluste eine gefährliche Größe erreichen. Und Fujisaki meint, daß wenn eine Inkonsequenz auftaucht, was nicht sein kann, es wiederum andere Arten der Verteidigung gibt, welche die Inkonsequenz korrigieren und sich selbst als…« – er schaute auf das Papier – »radikal gesteigerte Schlupfverluste manifestieren, in einem Gebiet rund um die Inkonsequenz, eine Steigerung von zufälligen Ereignissen…«
    Dunworthy drehte sich zu mir um. »Gab es irgendwelche Zufälle in Coventry?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Und bei Ihren Wohltätigkeitsbasaren?«
    »Auch nicht«, sagte ich und dachte, wie prima es gewesen wäre, es hätte einen gegeben und ich wäre, zwischen Wurfbude und Pflaumenkuchenversteigerung, ganz zufällig auf des Bischofs Vogeltränke gestoßen.
    Dunworthy wandte sich wieder T. J. zu. »Und was sonst?«
    »Erhöhte Schlupfverluste in den umliegenden Zeitgebieten.«
    »Welcher Umkreis?«
    Er kaute an der Lippe. »Fujisaki meint, die meisten Inkonsequenzen würden innerhalb von fünfzig Jahren korrigiert, aber das ist reine Theorie.«
    »Und was sonst noch?«
    »Wenn es wirklich etwas Ernsthaftes wäre, bräche das Netz zusammen«, sagte T. J.
    »Wie macht sich das bemerkbar?«
    Er runzelte die Stirn. »Es würde sich nicht mehr öffnen. Es gäbe Fehlsprünge. Aber Fujisaki meint, all das wäre statistisch gesehen unwahrscheinlich. Das Kontinuum sei im Grunde stabil, oder es wäre schon längst zerstört worden.«
    »Und was passiert, wenn es keinen erhöhten Schlupfverlust gibt, aber tatsächlich eine Inkonsequenz besteht?« fragte Dunworthy. »Heißt das, sie wäre bereits korrigiert, bevor sie eine Auswirkung auf das Kontinuum haben könnte?«
    »Ja«, erwiderte T. J. »Denn sonst gäbe es ja einen Schlupfverlust.«
    »Gut. Ausgezeichnete Arbeit, Marineleutnant Klepperman«, meinte Dunworthy. Er ging zu dem Seraphen hinüber, der wütend auf die Tastatur der Konsole drosch. »Miss Wärter, ich benötige eine Liste aller Sprünge in die achtziger und neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts mit einer Auflistung der Schlupfverluste und der normalen Parameter.«
    »Miss Warder«, korrigierte der Seraph. »Und im Moment kann ich das nicht erledigen. Ich habe gerade ein Rendezvous.«
    »Das Rendezvous kann warten.« Er ging zu T. J. zurück. »Lewis, Sie halten nach ungewöhnlichen Schlüpfern Ausschau.«
    Zumindest glaubte

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