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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Hafen etwas gehört hast, sonst haben wir alle unter seinem Zorn zu leiden!«
    Bart begann ein wenig aufzuatmen. Offensichtlich akzeptierte ihn Ringg ohne weiteres und fand ihn nicht sonderbar. So aus der Nähe betrachtet erschien ihm Ringg nicht wie ein Monster, sondern als normaler junger Bursche wie er selbst, herzlich und liebenswürdig. Um die Wahrheit zu sagen, Bart hatte bereits gedacht, daß Ringg große Ähnlichkeit mit Tom hatte! Er verscheuchte jedoch diesen Gedanken sofort aus seinem Gehirn. Was sollte das heißen, so ein Ding mit Tom zu vergleichen? Gleich darauf überlegte er erbittert, daß er ja auch einer dieser Dinger war und sich irgendwie mit ihnen arrangieren mußte. Reichlich mißmutig erkundigte er sich: »Wie soll ich also deinem Captain meine Bewerbung begründen?«
    Ringg legte seinen Federschopf schief und dachte eine Weile nach. »Ich hab’s!« meinte er schließlich. »Ich hab dir’s erzählt! Ich werde ihm erklären, daß du ein alter Freund von mir bist, und als ich dich hier traf, habe ich dir vorgeschlagen, bei uns anzuheuern. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sich Vorongil aufführt, wenn er in Wut gerät! Wenn du von einer Menschenwelt kommst und ihm erzählst, daß der ganze Raumhafen über einen Deserteur von seinem Schiff tratscht, ist er völlig ungenießbar. Wer hat es dir eigentlich erzählt?«
    Das war die erste richtige Hürde. Bart suchte verzweifelt nach einer Erklärung. Bevor er jedoch erwidern konnte, sagte Ringg mit beißendem Spott: »Vermutlich haben es einige unserer Leute in einer Bar ausposaunt, und so ein dämlicher Mentorianer hat es mitgehört.«
    »Ja«, meinte Bart, »Gerüchte verbreiten sich oft auf diese Weise.«
    Ringg zuckte die Achseln. »Was Vorongil nicht weiß, macht ihn nicht heiß!« Damit schob er seinen dreieckigen Stuhl zurück. »Hast du Papiere? Welchen Dienstgrad hast du?«
    »Astrogator Erster Klasse.«
    »Klanerol war Zweiter, aber man kann schließlich nicht alles haben.« Ringg führte ihn durch die Passage hinaus in eine Sicherheitszone, in deren Bereich sie etwa ein halbes Dutzend Raumschiffe in ihren Docks passierten. Endlich blieb Ringg am Eingang zu einem der Docks stehen und sagte mit einer Handbewegung: »Das ist die alte Kiste. Alles andere als neu und geschniegelt.«
    Bart kannte nur die Passagierschiffe der Lhari, alle neu, blitzblank und elegant. Das hier war gigantisch, oval wie das Ei eines Monsters aus dem All, die Flanken eingedrückt und
     



 
    fleckig von unvorstellbaren Strapazen. Dünne Korrosionsschichten überzogen die glasähnliche Metallhülle, auf der in großen schwarzen Lhari-Lettern der Name Swiftwing zu lesen war. Bart wurde sich bewußt, daß er Stielaugen machte, als ihn Ringg anstieß.
    »Gib acht auf der Laufplanke, Bartol!«
    Im unteren Bereich arbeiteten Menschen und Lhari vom Wartungsdienst, von Mentorianern beaufsichtigt. Bart riß seine Augen von der Szene los und folgte Ringg. Es war kein Traum, es war Wirklichkeit! Er war im Begriff, auf einem Lhari-Schiff zu seinem ersten interstellaren, Flug anzumustern – und zwar nicht als mentorianische Hilfskraft, die man halb schätzte und halb duldete, sondern als Mitglied der Besatzung. Wenn alles gutgeht, schränkte er unwillig ein.
    Am Eingang stand ein Lhari im schwarz betreßten Cape eines Offiziers. Er warf einen Blick auf Ringgs Papiere.
    »Ein Freund von mir«, erklärte Ringg, und Bart hielt ihm seinen Ordner hin. Nach einer flüchtigen Durchsicht reichte er ihn wieder zurück.
    »Ist der Alte an Bord?« fragte Ringg.
    »Wo soll er sonst sein?« Der Offizier lachte. »Du glaubst doch nicht, daß ausgerechnet er sich vergnügt, wenn die Fracht noch nicht verladen ist, oder?«
    Alles ging ganz zwanglos und normal vonstatten, so daß Barts Selbstsicherheit zunahm. Sie hatten ihn als einen der Ihren akzeptiert. Seine Sprachkenntnisse waren gut genug, und bis jetzt war er weder über einen Slang-Ausdruck noch über irgendwelche kulturellen Eigenheiten gestolpert. Die wichtigste Prüfung lag jedoch noch vor ihm – das Vorstellungsgespräch mit dem Captain. Und bei diesem Gedanken wurde ihm speiübel; er fing an zu zittern und bekam Schweißausbrüche vor Angst. Seine Füße tappten mühsam über die Schiffsrampen.
    Warum in aller Welt habe ich mich darauf eingelassen? Inzwischen wäre ich daheim auf der Wega in Sicherheit!
    Nun, du hast es ja so gewollt.
    Die Gänge und Decks erschienen ihm breiter und großflächiger, gleichzeitig aber

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