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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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– machen Sie Spaziergänge, Schreibübungen und so weiter; dann begeben Sie sich in die Stadt und heuern auf der Swiftwing an. Ich weiß noch nicht, wie wir es anstellen werden, aber ich garantiere Ihnen, daß auf dem Schiff der Posten eines Astrogators Erster Klasse frei sein wird. Ja dann – « Er erhob sich. »Ich kehre heute abend in die Stadt zurück und lösche meine Erinnerung an das hier aus.« Er hielt inne und musterte Bart eingehend.
    »Wenn Sie mir also begegnen, Bart, dann halten Sie sich von mir fern und sprechen Sie mich nicht an. Ich werde Sie nämlich nicht von irgendeinem x-beliebigen Lhari unterscheiden können – und für Sie bin ich nur ein gewöhnlicher Mentorianer. Verstehen Sie? Von nun an sind Sie ganz allein auf sich gestellt – Bartol.«
    »Mir fehlen die Worte«, meinte Bart stockend, »ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll – «
    »Lassen Sie es bleiben«, erwiderte Raynor Drei bündig. »Ihr Vater war mir sympathisch, und ich glaube an seine Idee, sonst würde ich niemals solche Risiken eingehen. Also dann – « Er streckte ihm die Hand entgegen. »Das ist der unangenehme Teil, mein Junge. Ich bin in einer sehr sonderbaren Lage.« In seinem Gesicht zuckte es seltsam. »Ich bin Teil dieses Verbindungsnetzes zwischen den Sternen – doch mir ist nichts bekannt, was ich vorher getan habe; ich werde nie erfahren, was dabei herauskommt oder welche Rolle ich dabei gespielt habe. Es ist ein widersinniges Gefühl, hier zu stehen und Sie anzusehen und gleichzeitig zu wissen, daß ich mich nicht einmal an Sie erinnern werde.« Seine eigentümlichen goldglitzernden Augen blinzelten einmal rasch. »Leben Sie wohl, Bart. Und viel Glück!«
    Tief bewegt, mit dem absonderlichen Gefühl, als würde er erneut Zeuge eines Todes, grausamer als der Briscoes, ergriff Bart Raynors Hand. Seine Einsamkeit war unbeschreiblich. Erfolglos bemühte er sich um Worte.
    »Ja – « Raynors Mundwinkel hoben sich in einem verzerrten Lächeln. »Ich könnte Ihnen noch den ganzen Tag lang gute Ratschläge erteilen. Autsch! Passen Sie mit Ihren Krallen auf, mein Junge! Kein Wunder, daß sich die Lhari nicht die Hände schütteln!«
    Er wandte sich abrupt um und verließ das Zimmer, verließ gleich darauf das Grundstück und damit Barts Leben, während Bart an dem gewölbten Fenster stand und hinuntersah auf seine unglaublichen Klauenhände, erfüllt von einem überwältigenden Gefühl der Verlassenheit, von einer Intensität, wie er sie noch niemals erlebt hatte, nicht einmal, als ihm Raynor vom Tod seines Vaters berichtete.
    Er war nicht mehr der Weganer Bart Steele, sondern nur ein winziges Rädchen im Getriebe einer weitläufigen interstellaren Interessengruppe. Entschlossen griff er nach dem stumpfen Stift und begann, seine Lhari-Unterschrift zu üben.
    Sechs Tage mußte er warten, die ihm wie sechs Ewigkeiten vorkamen. Wieder und wieder ließ er das Instruktionsband ablaufen und machte sich mit dem Vokabular eines Astrogators
    Erster Klasse und den technischen Einzelheiten vertraut, auf die es sich bezog. Dank seines Studiums an der Raumfahrt-Akademie war die Angelegenheit bei weitem nicht so kompliziert, wie er befürchtet hatte. Immer wieder las er die Papiere durch, die ihn als Bartol, Astrogator Erster Klasse, auswiesen. Gefälscht, vermutlich. Oder gab es wirklich irgendwo einen Lhari namens Bartol? Wie aus den Unterlagen hervorging, hatte er nur auf der Polaris-Route gearbeitet, in einem entfernten Bereich der Galaxis. Das Risiko, daß ein Besatzungsmitglied der Swiftwing jemals in die Nähe dieses Gebiets gekommen war, war verschwindend gering; gegen derartig unwahrscheinliche Zufälle war man niemals gefeit.
    Am Morgen des letzten Tages schlief er lange und unruhig, heimgesucht von Träumen über Briscoe, über seinen Vater und über Raynor Drei. Er nahm seine vorläufig letzte Mahlzeit als Angehöriger der menschlichen Rasse ein, verbrachte einen Teil des Tages damit, sämtliche Spuren seiner Anwesenheit in Raynors Haus zu tilgen, er warf seine Kleider in den Müll, verbrannte das Instruktionsband und zog schließlich das silbrig-seidene Trikot und das Cape an, Kleidungsstücke, die Raynor für ihn beschafft hatte. Inzwischen konnte er mit seinen Händen umgehen, als wäre er damit geboren; die Klauen kamen ihm sogar sehr praktisch und nützlich vor. Mit der größten Selbstverständlichkeit leistete er seine Unterschrift und notierte sich Auszüge aus den Anleitungen des Tonbands in

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