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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen!«
    »Die Gesetze – des Hohen Rats, Mentorianer und andere Bewohner der Zweiten Galaxis betreffend – «
    »Ach, gehen Sie doch zum Teufel mit Ihren Gesetzen!« unterbrach ihn Vorongil grob. »Raus hier!« Der Arzt stapfte steifbeinig durch die Tür, und Vorongil stand da und starrte hinunter auf Bart, seinen vergilbten Haarschopf schüttelnd. »Es ist unwahrscheinlich, daß du je begreifen wirst«, sagte er. »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Du hast dich sehr tapfer benommen – aber vielleicht ist das für dich normal. Du – bist du Mentorianer?«
    »Nur zur Hälfte.«
    »Ach deshalb. Deine Augen. Komisch«, fügte er hinzu und blickte ins Leere, »komisch, daß ich dort am Monument so mit dir sprechen konnte, und du wußtest, was ich meinte. Eigentlich kein Wunder, daß du mich verstanden hast, als ich über Tapferkeit sprach, und über den Sprung ins Ungewisse – obwohl ich so etwas bei deiner Rasse nicht für möglich gehalten hätte…« Abrupt faßte er sich wieder; seine Stimme wurde kalt und ausdruckslos.
    »Auf jeden Fall ist das vermutlich die Erklärung dafür, daß du zum passenden Zeitpunkt aufgetaucht bist, als wir gerade einen Mann brauchten. Ich habe mich noch nicht entschieden, was mit dir geschehen soll. Die Mannschaft weiß von nichts«, fügte er hinzu. »Je weniger davon erfahren und es publik machen, desto besser. Bis zu meiner Entscheidung, Bartol, werde ich die Besatzung in dem Glauben lassen, daß du eine hohe Strahlungsdosis abgekriegt hast und noch zu krank bist, um Besuch zu empfangen.« Es klang viel freundlicher, als er noch sagte: »Und das stimmt sogar. Es wird dir nicht schaden, ein Weilchen auszuruhen, bis du deine Kräfte zurückgewonnen hast.«
    Er verließ den Raum, und Bart fragte sich: Meine Kräfte zurückgewinnen? Wozu? Als er sich zurückfallen ließ, erkannte er, daß er schwächer war als angenommen. Trotzdem fühlte er große Erleichterung bei dem Gedanken, daß man ihn nicht einfach so mir nichts dir nichts umbringen würde. Und irgendwie hatte er die Gewißheit, keinerlei Schaden an Leib und Leben zu erleiden. Vorongils Entsetzen bei dieser Vorstellung war zu echt gewesen.
    Er wurde nicht wie ein Gefangener behandelt. Man brachte ihm alle möglichen Speisen und nötigte ihn zum Essen. »Nach Strahlungsschäden braucht der Körper jede Menge Protein«, erklärte der Arzt. Und in seiner Koje blieb er nur deshalb, weil ihn seine Schwäche darin festhielt. Er litt nicht nur an den Auswirkungen der schädlichen Strahlen, sondern auch – obwohl es ihm nicht bewußt wurde – an einem verzögerten Schock. Schlimmer als seine  Reise von der Erde zum Prokyon Alpha war es jedoch auch nicht, denn damals hatte er ebenfalls Angst gehabt und nicht gewußt, was ihn erwarten würde.
    Unausweichlich rückte der Zeitpunkt heran, an dem er über seine Handlungsweise nachdenken mußte. Er hatte Montano und sein eigenes Volk betregen, hatte die Verschwörer hinters Licht geführt, in deren Diensten er stand.
    Sie kennen die Lhari nicht, antwortete ihm sein Gewissen, seine Handlungen rechtfertigend.
    Du hast dich mit den Lhari gegen deine eigene Rasse verbündet.
    Weil meine Rasse im Unrecht war und die Lhari im Recht. Sie verdienten nicht, zu sterben. Es handelt sich nicht um Krieg, sondern um Verrat. Montano plante kaltblütigen Mord, und ich habe ihn verhindert.
    Du hast unsere Chance verspielt, das Geheimnis des Antriebs-Katalysators der Lhari zu entdecken, beschuldigte ihn sein unsichtbarer Ankläger.
    Und die Stimme seines Gewissens konterte:
    Ich habe etwas Besseres getan, viel besser als einfach nur mit Hinterlist ein Geheimnis zu stehlen. Ich habe den Beweis erbracht, daß Menschen und Lhari einander wahrhaftig trauen können, daß sie sich miteinander verständigen können, wenn sie es nur versuchen. Sie können zusammen in Freundschaft leben. Nur ihr Aussehen macht sie sich gegenseitig fremd. Ringg ist mir nicht weniger vertraut als Tom. Ein freundlicher, hochherziger Mann ist und bleibt so, ob er nun Raynor Drei heißt oder Vorongil.
    Aber wer weiß das? fragte die Stimme seiner Verzweiflung. Der Verteidiger in seinem Innern erwiderte unerschütterlich: Ich weiß es. Und die Wahrheit wird früher oder später immer ans Licht kommen. Auf irgendeine Weise wird sich aus dieser Sache ein besseres Verständnis zwischen Lhari und Menschen entwickeln.
    In dieser Überzeugung drehte er sich zur Seite und fiel in friedlichen

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