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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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so viel ereignet, daß es ihm so vorkam, als sei er einen halben Tag weg gewesen; er war schockiert, Vorongil mit ruhiger Stimme sagen zu hören: »Du bist ja ganz außer Atem. Du hast doch bestimmt deine Arbeit noch nicht erledigt!«
    »Nein, aber Sie müssen mir zuhören, sonst sind wir alle erledigt!«
    Plötzlich bemerkte er, daß er seine Energon-Pistole noch in der Hand hielt. Er warf sie zu Boden, und Vorongil starrte ihn nun mit wachsamen Augen an. »Was soll das denn? Was ist passiert?«
    »Captain, warnen Sie Ihre Leute! Sie werden alle in einer halben Stunde tot sein, durch tödliche Strahlen – « Er wollte ihm seinen Plastikstreifen entgegenhalten, erinnerte sich aber noch rechtzeitig, daß der Lhari die Färbung nicht erkennen konnte; für ihn wäre es nur ein dunkler Streifen auf seiner Kleidung. Vorongil bückte sich, um die herabgefallene Waffe aufzuheben. »Bist du mondsüchtig geworden? Oder übergeschnappt? Was soll das wirre Geschwätz?«
    »Captain Vorongil, sie werden jeden auf der Swiftwing töten – «
    »Sprich Lhari!« forderte ihn Vorongil auf. Erst dann wurde Bart bewußt, daß er in seiner Aufregung alles in der Raumsprache hervorgesprudelt hatte. Er atmete tief durch. »Captain«, sagte er in ruhigem Ton, »hier ist eine tödliche Strahlendosis freigesetzt worden. Man will das Raumschiff kapern. Sie haben nur noch eine knappe halbe Stunde Zeit, um Ihre Leute zu warnen und sie alle auf das Raumschiff zu beordern – in den Sicherheitsbereich.«
    »Was ist das für eine hirnverbrannte Geschichte?« Vorongil blieb ungerührt. »Woher willst du das wissen? Das Strahlungsmeßgerät ist kaputt. Wie könntest du so etwas überhaupt wissen!«
    Bart war verzweifelt. Er hatte nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß Vorongil ihm nicht glauben könnte. Beinahe hätte er gesagt: »Dann sehen Sie doch in dem Bunker nach – «, aber selbst wenn Montano ein potentieller Mörder war, konnte er ihn doch nicht an die Lhari verraten. Nun, jetzt kam es auch nicht mehr darauf an! Er hörte, wie seine Stimme eine hysterische Tonlage erreichte.
    »Captain, wir haben keine Zeit mehr! Ich sage Ihnen noch mal, Sie werden alle umkommen, wenn Sie mir nicht zuhören! Rufen Sie Ihre Leute zusammen! Bringen Sie sie ins Raumschiff! Wie kann ich Sie bloß überzeugen? Captain, Sie wissen nicht, daß ich gar kein Lhari bin – «
    »Wie bitte?«
    Ein Besatzungsmitglied kam mit bleichem, schweißtriefendem Gesicht herangehetzt. »Captain, Rugel ist zusammengebrochen! Wir haben keine Ahnung, was mit ihm los ist!«
    »Es ist die Strahlung«, erklärte Bart verzweifelt, und Vorongil packte ihn mit hartem Klauengriff am Arm. Bart sagte unglücklich: »Ich bin kein Lhari! Ich bin Weganer! Ich habe unter dieser Maske angeheuert, und ich wußte, daß sie das Raumschiff an sich bringen wollten. Aber ich konnte Sie doch nicht alle umkommen lassen – ach, Sie glauben mir nicht. Schauen Sie her – « mit einer heftigen Bewegung langte er hinauf zu seinen Augen. »Sehen Sie sich meine Augen an!« Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Augen, als er seine dunklen Linsen entfernt hatte und sie Vorongil entgegenhielt. Das Gesicht des Captains konnte er nicht sehen, doch plötzlich wurde er von zwei Lhari festgehalten und von Vorongil angestarrt wie ein winziges, aber gefährliches Reptil. Vorongils Energon-Pistole zeigte auf ihn. Er wurde von Todesangst ergriffen, fühlte jedoch, daß es jetzt nichts mehr ausmachte. Mit tränenden Augen beobachtete er den immer dunkler werdenden Orangeton seines Indikationsstreifens. »Hier«, sagte er und riß daran, »die Strahlung. Sie müssen doch sehen, wie dunkel er geworden ist. Selbst, wenn Sie die Farbe nicht erkennen…«
    Unvermittelt brüllte Vorongil Befehle, aber Bart hörte es nicht. Zwei Männer schleiften ihn mit sich. Sie schoben ihn die Laufplanke hinauf. Dort konnte er wieder sehen, wenn auch nur verschwommen; ihm war übel, Farbwirbel tanzten vor seinen Augen, und in seinem Kopf dröhnte es schwindelerregend. Zunächst glaubte er, es würde in seinen Ohren pfeifen, doch gleich darauf erkannte er den an- und abschwellenden kreischenden Heulton der Alarmsirene, er hörte eiliges Getrampel, Schreien, das Geräusch sich langsam schließender Schotts. Jemand stieß ihn an und redete in Lhari auf ihn ein, doch er hörte die Worte nur wie aus weiter Ferne. Vorongil beugte sich über ihn; sein Gesicht erschien ihm wie ein verschwommener roter Fleck, der sich auflöste wie ein

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