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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hast.« Sie lachte leise.
    »Vielleicht war es das.« Cerryl war nicht sicher, aber er sagte nichts weiter dazu und in diesem Augenblick wurde ihr Gespräch ohnehin durch ein Poltern an der Haustür unterbrochen.
    »Es ist erbärmlich kalt draußen«, schnaufte Layel, während er sich im Flur den Schnee von den Stiefeln abtrat. Er kam ins Wohnzimmer, marschierte am Sofa vorbei und blieb direkt vor dem Kamin stehen. »Es geht doch nichts über einen warmen Kamin nach einem kalten Ritt.«
    »Woher kommt Ihr jetzt?«, fragte Cerryl.
    »Nur aus Muneats Lagerhaus. Es ist im Nordwesten. Der Wind hat aufgefrischt, und ich fürchte, es wird noch kälter werden und noch mehr Schnee geben. Er hatte etwas Brokat, gute Qualität, aber die Preise sind nicht ohne.«
    »Also hast du nichts gekauft«, sagte Leyladin lachend.
    »Wenn die Preise hoch sind, kaufe ich so wenig wie möglich ein, und wenn mir noch so viele Leute sagen, dass die Preise weiter steigen werden.« Der Händler mit dem schütteren blonden Haar schüttelte den Kopf. »Wenn die Waren noch teurer werden, dann haben die Leute kein Geld mehr, um sie zu kaufen.« Er drehte sich um, damit auch sein Rücken vom Kaminfeuer gewärmt wurde. »Die Leute haben jetzt schon kaum noch Geld. Was für eine Welt! Immer noch ist kein neuer Fürst in Hydolar eingesetzt, überall auf den Straßen und bis nach Spidlar hinein sind Räuber unterwegs. Einer der besten Händler von dort, sein Name war Willum, er hatte immer recht ausgefallene Waren … er ist tot, getötet von Räubern. Sein Lager ist in einem kleinen Hafen in Spidlar … ja, in Diev. Ich bin ihm einige Male in Elparta oder Axum begegnet. Tja, jetzt ist er tot.«
    Cerryl runzelte die Stirn. Er hatte den Namen schon einmal gehört, konnte ihn im Augenblick aber nicht einordnen.
    »Kennt Ihr ihn?«
    »Nein, Ser. Ich habe den Namen schon einmal gehört, aber ich weiß nicht mehr, wo es war.«
    »Dann ist da noch Freidr … er ist Kommissionär in Jellico. Er hat mir einen Brief geschickt und wollte wissen, warum Eure Gilde darauf besteht, dass alle Lagerhäuser in Jellico überprüft werden.« Layel hob die Augenbrauen.
    »Darüber weiß ich nichts«, gestand Cerryl.
    »Spielt auch keine Rolle. So, jetzt ist mir wärmer. Ist das Essen schon fertig?«, wollte der Kommissionär von seiner Tochter wissen.
    »Ich frage Meridis.« Leyladin stand auf und ging in die Küche.
    »Ihr wart ja richtig erschrocken, junger Cerryl, als ich die Überprüfungen der Lagerhäuser erwähnt habe.«
    »In der Tat, Ser. So etwas habe ich noch nie gehört.«
    »Ich auch nicht, ich auch nicht. Was ist die Welt doch für ein trauriger Ort geworden. Ich wünschte, die Schwarzen Engel auf Recluce würden uns in Ruhe lassen.«
    Cerryl verkniff sich den Kommentar, dass die Probleme seiner Ansicht nach nicht unbedingt von Recluce ausgingen.
    Leyladin tauchte wieder auf und blieb neben dem Kamin in der Tür stehen. »Meridis ist längst bereit. Sie wollte wissen, was dich so lange aufgehalten hat.« Die Heilerin grinste ihren Vater an.
    »Diese Frau. Was mich aufgehalten hat? Das Geldverdienen, damit ich Essen kaufen und ihr Gehalt auszahlen kann … was mich aufgehalten hätte, pah …« Layel unterbrach sich, als er das Funkeln in Leyladins Augen sah. »Meine Tochter, du wirst mich mit deiner Ordnung noch in den Tod treiben.«
    »Aber ich doch nicht.«
    Layel wandte sich an Cerryl. »Töchter! Nun kommt, lasst uns essen.«
    Leyladin und Cerryl wechselten einen Blick und lächelten belustigt.

 
LXXIV
     
    I mmer noch verwundert, dass Kinowin ihn zu sich gerufen hatte, klopfte Cerryl an die Tür des Obermagiers. Hat er etwas über die Händlerin oder den Schmied herausgefunden?
    »Kommt herein, Cerryl.«
    Cerryl trat ein und schloss hinter sich die Tür. Der Raum war warm, obwohl außerhalb des Weißen Turms eine grimmige Kälte herrschte und das Zimmer des Obermagiers nicht einmal einen eigenen Kamin hatte. Die Wärme wurde von einem leicht beißenden Duft überlagert, als hätte hier ein Heiler gearbeitet.
    »Ihr habt mich gerufen?«
    Kinowin deutete auf einen Stuhl und Cerryl setzte sich.
    »Cerryl«, sagte der Obermagier, »Jeslek hat angeregt, dass Ihr eine Expedition nach Spidlar begleiten sollt.«
    »Ich? Ein ehemaliger Magier der Stadtwache, der sich nicht an die Regeln hält?« Cerryl versuchte, erstaunt, aber nicht sarkastisch zu antworten, denn Sarkasmus hätte den Obermagier erzürnt. Warum hatte Jeslek es ihm nicht persönlich gesagt?

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