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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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kommen. Ganz anders. Als Erstes werden es die Händler in Hydolar auf äußerst schmerzhafte Weise erfahren.« Die goldenen Sonnenaugen funkelten böse.
    »Ja, Ser.«
    »Ihr könnt jetzt gehen und Eure Vorbereitungen treffen, Cerryl.«
    Der jüngere Magier nickte.
    »Cerryl … vergesst nur nicht, dass einzig Eure Hingabe für das Wohl Fairhavens Euch gerettet hat. In dieser Hingabe solltet Ihr keinesfalls nachlassen.«
    »Ganz gewiss nicht, Erzmagier, ganz gewiss nicht.«
    »Das hatte ich gehofft. Guten Tag, Cerryl.«

 
LXXVII
     
    C erryl und Leyladin standen in der Eingangshalle ihres Hauses. Draußen in der Dunkelheit fiel ein kalter Nieselregen. Von den Pflastersteinen auf den Straßen stiegen Nebelschwaden auf, die beinahe die Laternen der Nachbarhäuser verdeckten.
    »Es war ein wundervolles Essen und es war schön, euch zu besuchen.« Cerryl nahm noch einmal ihre Hände. Die Finger lagen kühl in seiner Hand.
    »Vater hat zu viel geredet …« Sie lächelte mitfühlend.
    »Das macht nichts. Er hat ja auch nicht viele Leute, mit denen er reden kann, von dir abgesehen.«
    Leyladin runzelte die Stirn.
    »Was ist?«
    »Manchmal …« Sie seufzte leise und entzog ihm die Hände, blieb aber dicht vor ihm stehen. »Manchmal bin ich nicht so geduldig, wie ich es sein sollte.«
    »Du kannst doch mitkommen. Jeslek hätte sicher nichts dagegen, wenn eine Heilerin dabei wäre.«
    »Nein. Wenn ich mitkomme, kannst du nicht tun, was du tun musst. Du würdest nicht auf dich aufpassen und dann haben wir überhaupt keine Chance mehr.« Ihre Stimme war fest. »Es gefällt mir nicht, aber ich bin sicher, dass es richtig ist.«
    Cerryl wollte heftig den Kopf schütteln. »Was soll daran richtig sein?«
    »Du sollst morgen aufbrechen. Wie fühlst du dich dabei?«, fragte Leyladin.
    »Ich bin beunruhigt. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Warum bist du beunruhigt?« Die dunkelgrünen Augen funkelten.
    »Dass ich dich allein zurücklasse, natürlich.«
    »Ha! Das hast du nur gesagt, weil ich es erwarte.«
    Cerryl lächelte rätselhaft.
    »Lass das.« Sie runzelte die Stirn. »Ich kann es nicht erkennen, ob du mich auf den Arm nimmst oder ob du dieses von der Ordnung verfluchte Lächeln aufsetzt, weil du anderer Meinung bist, dich aber nicht mit mir streiten willst.«
    Cerryl grinste. »Wenn deine Augen so blitzen wie jetzt, bist du besonders schön.«
    »Sie werden bald noch mehr blitzen. Ich weiß, dass Anya Jeslek begleiten wird, wenn sie in Hydolar fertig sind. Sie werden den Angriff auf Spidlar anführen. Sie ist immer noch reines Gift, ganz besonders für dich. Sie lächelt, aber sie hasst dich, weil du dich nicht so leicht manipulieren lässt und teilweise auch, weil es mich gibt. Sie kann den Gedanken nicht ertragen, dass ein Weißer Magier eine Schwarze lieben und berühren könnte.«
    »Das verstehe ich … ist das der Grund dafür, dass du nicht mitkommen kannst?«
    »Einer der Gründe. Außerdem hat Kinowin mich gebeten, nicht mitzugehen.«
    Cerryl schluckte erschrocken. Manchmal kam er sich vor, als wäre er noch der Handlanger in der Mühle oder der Anwärter, der als Einziger nicht wusste, was wirklich vor sich ging und nur Mutmaßungen anstellen konnte. Selbst wenn er fragte und nachforschte, bekam er keine Antworten oder höchstens solche, die sich als nichts sagend entpuppten. »Hat er den Grund dafür genannt?«
    »Er sagte, es werde einen Krieg geben, wie Candar ihn noch nicht gesehen hat und bis zum Fall Fairhavens nicht mehr sehen wird, aber das würde noch einige Generationen dauern. Viele Generationen.«
    Von jedem anderen als Kinowin … »Hat er das wirklich gesagt?«
    »Er sagte mir, es wäre weder für dich noch für mich gut, wenn ich mitkäme.« Ihre Augen funkelten vor Zorn, aber sie beruhigte sich rasch wieder. »Er hat sich unmissverständlich ausgedrückt.«
    Leyladin lächelte traurig und nahm Cerryl in die Arme. »Und er sagte auch, dass du noch eine Menge tun und lernen musst, wenn Myrals Visionen sich bewahrheiten sollen.«
    »Und was ist mit uns?«
    »Wenn sie nicht wahr werden …« Ihre Augen verschleierten sich im schwachen Licht.
    Cerryl zog sie noch etwas enger an sich und hielt sie fest, bis er beinahe das Gefühl hatte, Schwarz und Weiß wirbelten umeinander und verflochten sich im Zwielicht miteinander. Ihre Lippen trafen sich und dieses Mal gab es kein Zögern und keine Zurückhaltung.

 
    DIE CHRONIK VON RECLUCE
     
    1. Magische Insel · Band 06/9050 Mitte des 15.

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