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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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werden konnte.
    »Es war ein strenger Winter«, meinte Leyladin.
    »Es war aber ein warmer Herbst und ein heißer Sommer.«
    »Hydolar war schlimm. Ich bin froh, dass du mich abgeholt hast.«
    »Wie war Fürst Ferobar?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin ihm nie begegnet. Ich glaube, er hatte Angst vor Magiern. Aber ich würde lieber nicht weiter darüber reden. Jedenfalls habe ich mich gefreut, dich zu sehen. Irgendwie habe ich mich sogar gefreut, Anya zu sehen.«
    »Dann muss es wirklich schlimm gewesen sein.«
    Leyladin zog die Augenbrauen hoch. »Fydel ist freundlich, aber er macht nur, was man ihm sagt. Du und Anya, ihr tut, was ihr für richtig haltet. Jeslek hat Anya geschickt, um dafür zu sorgen, dass Hydlen zahlt. Dich hat er geschickt, weil der Fürst bezahlen musste.«
    »Du magst ihn nicht.«
    »Nein, ich mag ihn nicht, aber …« Sie ließ den Satz unvollendet.
    »Du bist nicht sicher, was schlimmer ist? Sterols Vorsicht oder Jesleks Tatendrang?«
    »So in etwa.« Die rotblonde Heilerin deutete zur Tür. Unverändert hing die Marmortafel vor der Tür, die Cerryl schon einmal gesehen hatte:
     
    D ER G ASTHOF IN F AIRHAVEN
     
    Die rosafarbene Marmortreppe war feucht vom Dunst, der auf den eisigen Regen gefolgt war.
    Trotz der kalten Jahreszeit roch es drinnen nach Blumen. Räucherwerk?, dachte Cerryl. Aber er sah keine Räucherschalen.
    Wie beim letzten Mal begrüßte sie ein großer Diener mit hellblauem Leinenhemd und dunkelblauer Weste. »Herrin Leyladin, Magier Cerryl, es freut mich, Euch wieder zu sehen.«
    Während Cerryl sich noch wunderte, wieso der blau gekleidete Mann seinen Namen kannte, nahm dieser ihnen schon die Jacken ab und führte sie zu einem Ecktisch im hinteren Gastzimmer. Zuvorkommend bot er Leyladin den Stuhl an.
    Cerryl setzte sich auf den zweiten Platz am Tisch. Auch dieses Mal waren die zehn Tische im Hinterzimmer, abgesehen von ihrem eigenen, nicht besetzt. Das hellblaue Leinentuch war makellos sauber und sogar gebügelt. Die polierte Bronzelampe, die mitten auf dem Tisch stand, warf einen warmen, aber schwachen Lichtschein, und der Kamin in der Mitte der hinteren Wand barg ein Feuer, das jede Spur von Kälte aus dem Speisezimmer vertrieben hatte.
    »Es ist so elegant, wie ich es in Erinnerung habe. Genau wie du«, meinte Cerryl.
    »Du bist aber auch elegant«, erwiderte Leyladin lächelnd. »Heute Abend wollte ich dich mit niemandem teilen. Vater hätte nur pausenlos über den Handel geredet und dass die Dinge immer schlimmer werden.«
    »Das stimmt ja auch, aber … ich bin froh, dass wir hier sind.«
    »Herrin … Ser?« Eine rundliche Frau in einer dunkelblauen Hose, passender Weste und hellblauem Hemd kam an ihren Tisch. »Heute Abend haben wir Rinderbraten mit Pilzen und Birnäpfeln oder einen Lammspieß, junges Lamm mit einem Guss aus Minze und Apfel.«
    »Das Lamm«, sagte Leyladin, »und dazu eine Flasche kyphrischen Weißwein.«
    »Das Rindfleisch.«
    Als die Bedienung wieder fort war, sah Cerryl die Heilerin an, die tiefen grünen Augen, in die er immer wieder hineinzustürzen drohte. Er lächelte.
    »Was lachst du?«
    »Deinetwegen.«
    »Gut, das freut mich. Weißt du, du hast mir noch gar nicht erzählt, wie es war, außerhalb von Fairhaven aufzuwachsen.«
    »Schwer war es. Nicht schrecklich … aber in gewisser Weise schwer. Ich musste das Wasser aus einer Quelle oberhalb des Bergwerks holen. Die Quellen, die tiefer lagen, hatten manchmal grünes und gelbes Wasser und rochen nach Bimsstein. Das Haus … es war besser als viele andere Häuser, sogar besser als die Häuser in Hrisbarg. Onkel Syodar hat aus den Gebäuden des Bergwerks das Beste gemacht, nachdem der alte Fürst es geschlossen hatte …« Cerryl erzählte weiter, was er am Bergwerk erlebt hatte und wie er dort aufgewachsen war. »… ein Ort, wo viele Menschen gearbeitet haben und wo schließlich nur noch mein Onkel war … Es hatte etwas Trauriges an sich.« Er hielt inne, als die Schankmaid den Wein brachte.
    Leyladin kostete einen kleinen Schluck, nickte und ließ ihre Gläser halb voll schenken.
    Cerryl nahm sein Glas, trank einen Schluck und lächelte entzückt. Der goldene kyphrische Wein schmeckte und roch nach den besten Früchten vom Frühling, Sommer und Herbst. »Er ist gut, womöglich der beste Wein, den ich je getrunken habe.«
    »Ich mag ihn auch. Vater sagt, man muss ihn einfach mögen«, erklärte Leyladin grinsend. »Er kostet vier Silberstücke die Flasche.«
    Cerryl schluckte. Fast ein

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