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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Lanzenkämpfer stellen. Wir haben etwas mehr als zweihundertfünfzig Züge Lanzenkämpfer und noch einmal hundert Züge andere Bewaffnete und Bogenschützen. Habt Ihr eine Vorstellung, wie viele Goldstücke uns das jedes Jahr kostet?«
    »Nein, Ser.«
    »Würde man die Kisten allein mit dem Sold vor uns aufstellen, dann würden wir hier zehntausend Goldstücke sehen.«
    Cerryl schluckte. Es verschlug ihm die Sprache, dass allein zum Unterhalt der Bewaffneten so viel Gold aufgewendet werden musste.
    Kinowin lächelte ironisch. »Wie viele Lanzenkämpfer habt Ihr in Gallos getötet? Ihr allein?«
    »Ich habe sie nicht gezählt, Ser. Ich würde sagen, ein halbes Dutzend, vielleicht ein paar mehr.«
    »In einer Schlacht habt Ihr mehr Gegner getötet als manche Lanzenreiter in mehreren Jahren. Außerdem reinigt Ihr Abwasserkanäle und Wasserleitungen. Neulich habt Ihr einen Mann getötet und verhindert, dass die Wächter verletzt wurden, und Ihr habt dafür gesorgt, dass die Gilde nicht um Zölle und Gebühren geprellt wird. Euer Gehalt beträgt mehr als das Zehnfache eines erfahrenen Lanzenkämpfers, aber dafür erwartet die Gilde auch die zehnfache Leistung von Euch.« Kinowin hielt inne. »Aber darin liegt auch ein Problem. Könnt Ihr es erkennen?«
    Cerryl runzelte die Stirn. »Dass die Gilde nicht groß genug ist?«
    Der Obermagier nickte. »Genau. Und Gallos ist zu groß und zu mächtig geworden. Die Zölle und Gebühren reichen kaum aus, um unsere Magier und Lanzenkämpfer zu besolden. Dennoch müssen wir dafür sorgen, dass Gallos die Straßenzölle bezahlt, weil es sonst bald niemand mehr tut. Deshalb hat Jeslek Euch geschickt, um Lyam zu töten, und deshalb lässt er Berge wachsen. Und deshalb muss Sterol dies zulassen.«
    Cerryl leckte sich die Lippen. Er hatte gewusst, dass Jeslek nicht nur aus Eitelkeit und Prahlerei die Kiemen Osthörner hatte wachsen lassen.
    »Es würde mich nicht wundern, wenn wir bald Eliasar und die Weißen Lanzenreiter nach Gallos schicken müssten. Jemand muss Sverlik ersetzen und der betreffende Magier muss genügend Kräfte hinter sich wissen, um Syrma zu überzeugen, dass er besser einlenken sollte.«
    »Es gibt sicher einen guten Grund dafür, Ser, aber könnt Ihr mir erklären, warum wir nicht einfach die Gebühren und Zölle anheben?«
    »Cerryl … denkt nach. Was habe ich Euch gesagt, als Ihr Euch gesetzt habt?« Kinowins Gesicht verriet nicht, was in ihm vorging.
    Der schlanke junge Magier mit dem schmalen Gesicht versuchte, sich an die Worte seines Vorgesetzten zu erinnern. »Oh … höhere Zölle verteuern auch die Waren, bis die Leute die Straßen überhaupt nicht mehr benutzen und auch keine Steuern mehr zahlen.«
    Kinowin nickte. »Straßen sind teurer als der Schiffstransport, zumal die Schwarzen günstige Winde rufen können, die ihre Schiffe antreiben.«
    Cerryl überlegte. »Es gibt viele Dinge, die man nicht aus Recluce oder von sonst wo mit dem Schiff herbeischaffen kann. Teppiche aus Sarronnyn und Oliven aus Kyphros, Schwefel aus Hydlen.«
    »Die Menschen vergessen, welchen Nutzen ihnen die Straßen bringen. Sie denken nur an die Kosten.« Kinowin räusperte sich. »Ihr müsst über all diese Dinge nachdenken. Ihr dürft über den Handel und die Zölle mit Euren Freunden reden.« Der Obermagier lächelte. »Sogar mit einer gewissen rotblonden Heilerin. Aber sagt mir kein Wort über die Goldkisten mit dem Sold und die Möglichkeit, dass es Krieg geben könnte. Und kein Wort außerhalb der Hallen der Magier.«
    »Ja, Ser.« Cerryl wäre beinahe rot geworden, als Leyladin erwähnt wurde.
    »Und jetzt geht etwas essen. Euer Magen knurrt.«
    Cerryl stand auf und ging zur Tür. Kinowin hatte sich schon wieder zum Fenster umgedreht, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.

 
IV
     
    C erryl blickte nach oben, als er die Treppe zu den Hallen der Magier hinaufging. Er betrachtete die lebensgroßen Standbilder auf dem Sims. Wahrscheinlich handelte es sich bei allen um verstorbene große Magier. Die zweite Figur von links war jedenfalls Hartor, der Erzmagier, der die Gilde neu aufgebaut hatte, um Recluce zu bekämpfen. Als ob es ihm etwas genützt hätte.
    Auf dem Treppenabsatz vor dem untersten Stockwerk des Weißen Turms blieb er stehen. Hatte er da nicht Stiefel auf der Steintreppe gehört? Er betrat die unterste Ebene, wo Gostar, ein Wächter, den er kannte, mit einem rot uniformierten Boten redete. Der Junge saß auf einem Hocker und wartete, bis die höheren

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