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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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viel, dass sie ihn nicht hergibt.«
    »Was ist wohl aus den anderen geworden?« Harriet reckte den Hals, um hineinzuschauen. Zu ihrer Enttäuschung war er leer, aber sie sah die Kostümkörbe trotzdem vor sich, das Bettzeug, die Töpfe und Pfannen und das allgemeine Durcheinander, das die Truppe auf ihren Reisen bei sich gehabt hatte.
    »Wer weiß«, sagte Rosa betrübt. »Wahrscheinlich irgendwo verrottet. Mum sagt, die Menschen interessieren sich für Geschichte erst, wenn es zu spät ist – oder wenn sie glauben, damit lässt sich Geld verdienen. Aber wenigstens der hier ist in Sicherheit.«
    Harriet nickte. Sie strich ein letztes Mal über die Bemalung und wandte sich dann ab. Als sie im Tor der baufälligen Scheune stand, war ihr, als höre sie das Rumpeln der Wagenräder, das stetige Trappeln schwerer Hufe und das Klirren des Zuggeschirrs. Ihr Blick wanderte zum Horizont, und fast sah sie die Wagenkolonne im fernen Hitzeflimmern, sah den Staub, den die Räder aufwirbelten, und hörte ein lachendes Echo, das von den Bergen widerhallte.
    »Hat? Harriet? Was ist los?«
    Sie schob die Bilder beiseite und sah Rosa an. »Catriona hat alles so wirklichkeitsnah erzählt«, sagte sie. »Wenn ich den Wagen sehe, ist es, als erwache es wieder zum Leben.«
    Rosa lachte. »Du musst deine Phantasie im Zaum halten, Harriet. Eines Tages geht sie noch mit dir durch, und dann landest du in der Klapsmühle.«
    Harriet lächelte. Die Bilder waren verschwunden, sie war wieder in der Realität. Sie lief hinaus in den Sonnenschein und löste die Zügel vom Haken an der Wand. »Lass uns reiten«, rief sie eifrig. »Wir haben nur noch diesen einen Tag, und dann geht’s wieder zurück in die langweilige Schule.«
    Als sie auf der endlosen Ebene waren, ließen sie ihren Pferden die Zügel schießen und galoppierten jauchzend durch das Gras. Die Zeit bedeutete nichts mehr; die reine Freude daran, jung und sorgenfrei im großen Herzen Australiens zu sein, war alles, was sie brauchten. Sie flogen dahin, frei wie die Vögel über ihnen, frei wie die einsame Wolke, die hartnäckig über einem fernen Berg schwebte.
    Schließlich brachten sie die Pferde zum Stehen und sprangen aus dem Sattel. »Puh!« Rosa klopfte ihrem Tier den Hals und lockerte den Sattelgurt. »Ist ’ne Weile her, dass ich so geritten bin.«
    »Stimmt«, keuchte Harriet, außer Atem nach dem wilden Galopp. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe einen Mordshunger, und etwas trinken könnte ich auch.« Sie nahm den Hut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihr Haar war feucht, und das Hemd klebte ihr am Rücken. Rosa zu folgen war kein Kinderspiel, und obwohl sie schon seit Jahren reiten konnte, hatte Harriet alle Mühe gehabt, den kastanienbraunen Wallach bei der stürmischen Jagd über die Ebene unter Kontrolle zu halten. Morgen würden ihr alle Knochen wehtun, aber das war es wert. Der Ritt hatte die Geister vertrieben und sie mit einem Wohlgefühl erfüllt, das sie nicht mehr erlebt hatte, seit sie mit ihrem Vater durch das Buschland bei den Glasshouse Mountains geritten war.
    Der Braune nickte mit dem Kopf und bleckte die großen Zähne, als sie seine Patriziernase tätschelte. Er stellte die Ohren hoch, und das mutwillige Funkeln in seinen Augen verriet ihr, dass ihm der Ritt auch gefallen hatte.
    »Da vorn in der Mulde fließt ein Bach«, sagte Rosa. »Da können wir unseren Lunch essen, bevor wir zurückreiten.«
    Sie führten die Pferde zu dem Bachbett und ließen sie mit baumelnden Zügeln aus dem Rinnsal saufen, das sich über den Schiefergrund schlängelte. Rosa und Harriet knieten daneben, schöpften das Wasser mit ihren Hüten und kippten es sich überden Kopf; sie lachten und planschten, bis sie sich erfrischt hatten. Dann fielen sie lachend unter einem Baum zu Boden und schauten durch das Laub hinauf in den Himmel.
    »Bisschen was anderes als die Schule, würde ich sagen.« Rosa seufzte zufrieden. »Ich war hier oft mit Mum, als ich noch ganz klein war. Nach der Schule sind wir oft hergekommen, und dann haben wir unter diesem Baum gelegen und uns unterhalten. Sie hatte nie was dagegen, wenn ich mich schmutzig mache – im Gegenteil, sie hat mich sogar dazu ermuntert.«
    Sie rollte sich auf den Bauch und griff nach dem Sandwichpaket. »Mum ist einfach toll«, fuhr sie dann fort, den Mund voll Hühnchen und Salat. »Sie hat Verständnis für Kinder, und sie weiß, dass wir experimentieren und uns schmutzig machen müssen. Con und ich haben

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