Die Farm am Eukalyptushain
Kinder großzuziehen, und ich war nicht sicher, ob ich mich nach dem jahrelangen Reisen hier würde einfügen können. Du hast mirmehr geholfen, als dir klar ist, Pat. Ich hatte schreckliche Angst davor, das Falsche zu sagen oder zu tun. Irgendwo im Designerkleid aufzukreuzen, wenn Jeans und Hemd viel passender gewesen wären.« Blinzelnd schaute sie in die Sonne. »Ich wollte nicht anders sein als alle anderen, weißt du«, gestand sie.
Pat nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. »Du wirst immer anders sein«, sagte sie lächelnd. »Aber du bist es auf gute Art und Weise, und wir alle lieben deine unerhörten Geschichten. Es ist, als ob Poppy wieder da wäre.«
Catriona spähte zu den drei fernen Gestalten hinaus, die im Hitzedunst fast verschwunden waren. »Ich glaube, das ist das größte Kompliment, das du mir machen könntest«, sagte sie schließlich.
Sie spazierten zurück zum Haus. Archie forderte wie immer sein Fressen und war zutiefst verstimmt, als er einen Rest Trockenfutter vorgesetzt bekam. Er war inzwischen ein großer gelber Kater mit einem mächtigen Appetit und der Neigung, den ganzen Tag zu verschlafen. Catriona hatte keinen Zweifel daran, wer von ihnen beiden das Sagen hatte, doch er war ein angenehmer Gesellschafter, wenn die Mädchen nicht da waren, und an langen, kalten Winterabenden hatte sie das warme, schnurrende Bündel gern auf dem Schoß.
Pat und Catriona brühten sich Tee auf, setzten sich damit in den Schatten der Veranda und beobachteten, wie die Männer zwischen Corral und Koppel, zwischen Scheune und Schuppen hin und her gingen. Die Kälber waren von den Müttern getrennt worden; sie blökten laut und wirbelten den Staub im Corral auf. Noch heute würde der Road Train kommen, das riesige Lastwagengespann, das sie zum Viehmarkt transportieren würde. Diese Zeit war die einzige, die Catriona auf Belvedere nicht gefiel, aber darüber sprach sie wohlweislich nicht. Hier draußen war kein Platz für Sentimentalitäten; hier ging es um Geschäfte und gesunden Menschenverstand.
»Der arme Connor«, seufzte Pat, als sie sah, wie der Junge aus der Schmiede spähte, bevor er herausschlüpfte und den Hof überquerte. »Er hat immer noch Angst vor Belinda.«
Die beiden Frauen lachten. »Sie klebt an ihm wie ein Schatten«, prustete Catriona. »Mit großen Augen und bebender Unterlippe. Und er geht ihr die halbe Zeit aus dem Weg.«
»Unerwiderte Liebe«, seufzte Pat. »Die arme Belinda! Ich hatte gehofft, es wächst sich irgendwann aus und sie findet einen netten Jungen auf dem College.«
»Vielleicht lernt sie auf der Universität jemanden kennen?«
Pat nagte an der Unterlippe und nestelte an einem Knopf ihrer Strickjacke. »Sie will nicht zur Uni gehen«, sagte sie leise.
Catriona zog überrascht die Brauen hoch. »Aber ich dachte, sie sei genauso entschlossen wie Rosa und Harriet, Juristin zu werden? Sie reden doch seit Jahren davon.«
Pat schob sich eine kurze graue Haarsträhne hinter das Ohr. »Belinda hat genug von der Schule«, sagte sie. »Sie kann es nicht erwarten, in die große weite Welt hinauszuziehen und Geld zu verdienen.« Sie seufzte. »Ich habe versucht, mit ihr zu reden, aber ihre Entscheidung steht fest. Und du weißt, wie stur sie sein kann. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt sie sich nicht davon abbringen.«
Catriona dachte an Belindas Leidenschaft für Connor. Demnach stand dem armen Jungen noch einiges bevor. Aber er war ja inzwischen fast zweiundzwanzig – irgendein Mädchen würde ihn früher oder später erobern. Und die Vorstellung, Belinda als Schwiegertochter zu bekommen, gefiel ihr. Sie schob diese Gedanken beiseite und kehrte zum Thema zurück. »Dann wird sie vermutlich auf Derwent Hills arbeiten, ja? Das wundert mich nicht. Sie ist durch und durch ein Mädchen vom Lande.«
Pat schüttelte den Kopf. »Ihre Brüder sind schon dabei, den Betrieb zu übernehmen. Für sie gibt es da eigentlich nichts mehr zu tun. Recht und Gesetz interessieren sie weiter, aber sie hat sichfür die Exekutive entschieden. Sie hat die Zulassung zum Police College in Sydney.«
Catriona sah ihrer Freundin die Enttäuschung an. Pat hatte sich für ihre einzige Tochter so viel mehr gewünscht. »Das tut mir leid, Pat. Aber Belinda hat schon immer lieber praktische Dinge getan, statt über Büchern zu brüten.«
»Ja, das stimmt. Aber ich habe mich sehr darauf gefreut, eine Anwältin in der Familie zu haben.« Sie lachte. »Damit kann man
Weitere Kostenlose Bücher