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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Fenster zu schauen. »Wo?«, schrie sie. Rosa kicherte und warf Harriet einen spitzbübischen Blick zu. »Belinda ist verknallt in meinen Bruder«, flüsterte sie ihr lautstark zu. »Der Himmel weiß, warum – er kann einem manchmal gehörig auf die Nerven gehen.«
    Belinda wurde rot und stieß Rosa den Ellenbogen in die Rippen, und gleich fingen die beiden an, sich zu balgen. Harriet lächelte nur; sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, wie entspannt die beiden Freundinnen miteinander umgingen. Als Einzelkind einer Mutter, die kaum zu Hause war, hatte sie noch nie eine so enge Beziehung zu jemandem gehabt. Sie schaute wieder aus dem Fenster. Eine Herde Kängurus sprang in weiten Sätzen über die Ebene, und der Anblick versetzte ihr einen wehmütigen Stich. Wie hatten Rosa und Belinda es über sich bringen können, diese wundervolle Gegend zu verlassen? Hier war so viel Raum, es gab so viel zu sehen, so viel Himmel und saubere Luft.
    Rosa kicherte, als die tief fliegende Cessna zwei grasende Emus aufscheuchte. Die Vögel flüchteten in kurios knickbeinigem Lauf, und ihre gesträubten Schwanzfedern schwangen hin und her. »Sie sehen aus wie wütende Cancan-Tänzerinnen«, prustete sie. »Wie sie mit ihren Federn wirbeln!«
    Die albernen Vögel brachten Harriet zum Lachen, aber gleich richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Zaun neben der Landebahn und die Leute, die dort warteten. Sie hatte schon viel von Rosas Familie gehört, aber heute würde sie Catriona Summers zum ersten Mal begegnen, und sie war nervös. Rosa hatte ihr viel von dieser Frau erzählt, die sie und ihren Bruder zu sich genommen und ihnen ein Zuhause geschenkt hatte. Außerdem war Harriet sehr beeindruckt, dass die berühmte Catriona Summers während der ganzen Herbstferien ihre Gastgeberin sein sollte.
    Rosa sprang als Erste aus dem Flugzeug. Sie rannte quer über die Landebahn und in die Arme eines strahlenden Jungen. »Wiegeht’s dir?«, krähte sie, als er sie hochhob und im Kreis herumwirbelte. »Hey, Brüderchen, du brauchst mir nicht gleich die Rippen zu brechen, Alter.«
    Stirnrunzelnd stellte er sie wieder auf den Boden. »Sorry, Rosa. Hab ich dir wehgetan?«
    Rosa kicherte. »Nee. Aber vergiss nicht, ich bin bloß ein Mädchen und kein Stierkalb.« Sie lief zu Catriona, fiel ihr um den Hals und gab ihr einen Kuss. »Hallo, Mum«, sagte sie liebevoll.
    Catriona hatte rote Wangen, und ihre Augen funkelten vor Freude. »Wie ich sehe, hat das Internat dich nicht verändert«, tadelte sie mit brummiger Zuneigung. »Immer noch ein Wildfang.«
    Rosa drückte noch einen Kuss auf die zarte Wange. »Bin froh, wieder hier zu sein, Mum.« Sie lachte ansteckend.
    Auch Belinda wurde von ihrer Mutter begrüßt. Harriet stand ein Stück abseits. Sie war es gewohnt, Beobachterin zu sein und außerhalb enger Familienbeziehungen zu stehen, und schon vor einiger Zeit hatte sie erkannt, dass sie das Talent besaß, Dinge zu sehen, die andere nicht bemerkten. Belinda hatte tatsächlich nur Augen für Connor. Dem sechzehnjährigen Jungen entging es natürlich nicht, wie sehr sie ihn anbetete, aber er übersah sie geflissentlich. Rosas Zuneigung hingegen erwiderte er, und schon an ihrem entspannten Umgang miteinander erkannte man, wie sehr sie sich mochten. Aber von Catriona Summers war sie besonders fasziniert.
    Catriona war klein und schlank. Sie sah kaum anders aus als auf den alten Publicity-Fotos, die Rosa mit in die Schule gebracht hatte. Aber in der zierlichen Gestalt verbarg sich ein stählerner Kern, der in den veilchenblauen Augen schimmerte und in ihrer Haltung zu erkennen war. Ihr kurzes, dichtes Haar war vorzüglich geschnitten. Ihre Kleidung war salopp, aber Harriet erkannte den Schnitt einer teuren Hose und den edlen Stoff des täuschend schlichten Hemdes. Abgesehen von den Ringen an den Fingerntrug sie wenig Schmuck – nur goldene Ohrstecker und eine Halskette mit einem Medaillon.
    Catriona spürte, dass sie gemustert wurde. Sie drehte sich um. Klugheit lag im neugierigen Blick ihrer blauen Augen. »Du musst Harriet sein«, sagte sie freundlich. »Willkommen auf Belvedere .«
    Harriet fühlte, wie weich ihre Hand war, aber die schlanken, schmalen Finger griffen kraftvoll zu. Die Brillanten blitzten in der Sonne.
    »Ich bin froh, dass du kommen konntest«, sagte Catriona. »Rosa hat mir schon viel von dir erzählt.« Sie lächelte. »Wir werden in diesen Ferien sicher eine Menge Spaß

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