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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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noch voll gestopft mit Rosas Puppen und Büchern und geschmückt mit den Rosetten, die sie beide bei den Reitwettbewerben in der Umgebung gewonnen hatten. Patchwork-Steppdecken lagen auf den Diwanen, flauschige Teppiche auf den blank gebohnerten Holzdielen. Harriet fühlte sich auch an ihre Studentenzeit erinnert, als sie und Rosa sich ein winzigesZimmer am King’s Cross geteilt hatten. Die kleinen Zimmer dort waren einfacher gewesen als dieses hier, aber sie hatten sie verschönert mit Kissen, Vorhängen und großen Plakaten, mit denen sie die Feuchtigkeitsflecken an den Wänden überdeckt hatten. Papierblumen, Duftkerzen und Räucherstäbchen hatten einen Hauch von Exotik hineingebracht und für Behaglichkeit gesorgt.
    Jeanette Wilson war entsetzt gewesen und hatte ihr Bestes getan, um Ihre Tochter zu überreden, in eine teure Eigentumswohnung in der Stadt zu ziehen, aber Harriet hatte sich nicht von den anderen Studentinnen unterscheiden wollen und hatte deshalb durchgehalten. Das Studium würde viel mehr Spaß machen, wenn sie mit ihren Freundinnen zusammenlebte.
    Als sie sich jetzt zwischen die beiden schmalen Betten zwängten, schien Rosa die gleichen Gedanken zu haben. »Ganz wie in alten Zeiten«, sagte sie und drängte sich an Harriet vorbei, um sich das Haar zu frottieren. »Aber ein bisschen eng ist es schon. Ein kleiner Umbau wäre nicht schlecht.«
    Harriet lächelte. »Wir sind verwöhnt«, sagte sie, während Rosa sich Jeans und Hemd anzog. »Ich weiß noch, wie du mir mal das Cottage gezeigt hast, in dem du mit deiner Großmutter gewohnt hast. Dort war es nicht so luxuriös wie hier.«
    Rosa schüttelte ihr feuchtes Haar auf, bis es ihr Gesicht wie eine Chrysanthemenblüte umrahmte, sodass sie aussah wie eine Achtzehnjährige. »Du hast Recht«, sagte sie. »Genau genommen war es eine Hütte. Wahrscheinlich steht es deshalb schon seit vielen Jahren leer.«

    Weil sein kleines Haus kein Bad hatte, musste Connor vor der Gemeinschaftsdusche Schlange stehen. Die Gespräche ringsumher und die Gewissenhaftigkeit, mit der die Männer sich heute wuschen, amüsierten ihn. So etwas hatte er seit dem letzten Jahrmarkt in Drum Creek nicht mehr erlebt. Erstaunlich, was der Anblick zweier Frauen bewirken konnte, obwohl die meisten Männer Rosa und Hattie schon als Kinder gekannt hatten.
    Als er an der Reihe war, duschte und rasierte er sich und zog dann saubere Jeans und ein frisch gewaschenes Hemd an, bevor er den anderen ins Kochhaus folgte, um das Essen für die drei Frauen im Farmhaus zu holen. Wie Belvedere stand auch das Kochhaus schon seit fast hundert Jahren. An einigen Stellen war es renovierungsbedürftig; ein neuer Anstrich und neue Fensterrahmen wären auch bald fällig. Aber im Großen und Ganzen war es solide gebaut und würde wahrscheinlich noch ein zweites Jahrhundert überstehen, wenn Termiten und Buschfeuer es zuließen.
    Das Haus war so lang und breit wie eine Kirche, und das Dach ragte über schweren Deckenbalken in die Höhe. Ein langer Holztisch mit Bänken zu beiden Seiten stand auf den staubigen Dielen. Eine Tischdecke gab es nicht, aber Reihen von Flaschen mit Soßen und Gewürzstreuern sowie Körbe mit frischem Brot.
    Als Connor eintrat, schlug ihm eine Wand von Lärm entgegen, und er war beeindruckt, wie laut dreißig Männer sein konnten. Ihre Stimmen hallten bis unter das Dach; sie erzählten Geschichten, lachten und flachsten miteinander, entspannt am Ende eines langen Tages. Besteck klirrte auf den Tellern, Stühle und Stiefel scharrten über den Boden. Und den Vorsitz bei all dem führte ein Mann wie ein Monolith: Cookie.
    Niemand wusste, wie er wirklich hieß; wenn es einmal jemand gewusst hatte, hatte er es längst vergessen, denn Cookie war schon immer hier gewesen. Sein Alter war unbestimmbar. Sein fettes rotes Gesicht glänzte von Schweiß, während er dampfendes Gemüse und gegrillte Steaks auftrug. Seine Arme waren dick wie zwei Schinken, und sein Wanst ließ keinen Zweifel daran, dass er die eigene Küche sehr zu schätzen wusste. Sein Temperament war legendär, und der einzige Mensch, der sich bei ihm erlauben durfte, frech zu werden, war Rosa, die er anbetete, seit sie als dürre Achtjährige nach Belvedere gekommen war. »Tag, Connor!«, schrieer durch das Getöse. »Wie geht’s meinem Mädel? Hat mir noch nicht guten Tag gesagt. Sag ihr, sie soll ihren Arsch bewegen und den alten Onkel Cookie besuchen.« Er beugte sich vor. »Ich höre, diesmal hat sie Hattie

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