Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
würde. Und jetzt bin ich schon seit dreißig Jahren hier.« Sie lächelte, und ihr Gesicht war wieder heiter, als sie das Glas Gin Tonic hob. »Trinken wir auf die nächsten dreißig.«
    Catriona wahrte ihr Lächeln mit Bedacht. Jetzt, da die Mädchen da waren, konnte sie die düsteren Gedanken beiseite schieben. »Wie geht’s mit der Arbeit?«, fragte sie Rosa.
    »Gestörte Kinder, Scheidungen, Misshandlungen, Gewalt in der Ehe. Das Übliche, aber es lohnt sich.« Rosa zog an ihrer Zigarette.
    Catriona sah Harriet an. »Ich könnte mir vorstellen, dass Unternehmensrecht sehr viel weniger stressig ist«, sagte sie.
    Harriet lachte. »Soll das ein Witz sein? In Vorstandszimmern fließt mehr Blut als in irgendeinem Hinterhof der Stadt. Großes Geld, das bedeutet große Egos und noch größere Schurken. Aber es macht mir Spaß.« Sie lächelte, und ihre strahlend blauen Augen funkelten humorvoll.
    Catriona sah, dass die Schönheit, die Harriet schon als Kind hatte ahnen lassen, sich zu voller Blüte entwickelt hatte. Mit ihrer schlanken Figur und ihren anmutigen Bewegungen hätte sie eine wunderbare Tänzerin werden können. Der Anwaltsberuf war so staubtrocken – aber die Mädchen fühlten sich sichtlich wohl darin. Sie seufzte; plötzlich beneidete sie die beiden um ihre Jugend und ihre Begeisterung. Wie anders war es doch zu ihrer Zeit gewesen, als Frauen solche Berufe versperrt gewesen waren und man von ihnen erwartet hatte, dass sie ihre Karriere an den Nagel hängten, sobald sie verheiratet waren.
    Gedankenverloren schaute sie über das flimmernde Land hinaus. Mit diesem Zeitungsartikel würde einiges auf sie zukommen; viele Facetten ihrer Geschichte würden das Bild, das diese jungen Frauen von ihr hatten, vielleicht ändern, und deshalb widerstrebte es ihr, sich ihnen anzuvertrauen. Aber sie musste es tun, denn eines Tages würde das alles allgemein bekannt werden, und es wäre nicht fair, wenn sie es aus der Presse erfahren müssten.
    Harriet berührte Catrionas Hand und holte sie damit in die Gegenwart zurück. »Einen Penny für deine Gedanken, Catriona«, sagte sie mit besorgtem Gesicht.
    Catriona lächelte gezwungen. »Ich habe schlechte Nachrichten bekommen«, begann sie, aber dann zögerte sie, als die beiden sich gespannt und erwartungsvoll vorbeugten.
    »Was ist es denn, Mum?«, fragte Rosa mit angstvoll geweiteten Augen. »Du bist doch nicht krank, oder?«
    Catriona begriff, dass sie die Sache falsch anfing. »Nein«, sagtesie mit fester Stimme. »Mir geht’s ausgezeichnet.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Drink und beobachtete, wie ein Eukalyptusblatt über die Veranda wirbelte. Ihre Gedanken kreisten wie dieses Blatt. Sie begriff, dass sie es nicht übers Herz brachte und vielleicht auch nicht den Mut hatte, jetzt die Wahrheit zu offenbaren. Eine kleine Notlüge würde nichts schaden. Sie überstürzte die Sache und ließ sich von ihrer aufgeheizten Phantasie und ihrer Müdigkeit zur Neurotikerin machen. Die Polizei würde wohl kaum im nächsten Augenblick aus dem Gebüsch stürzen und sie verhaften, und was die Presse anging, so war sie jetzt so lange aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verschwunden, dass die Journalisten wahrscheinlich vergessen hatten, wer sie war.
    »Mum?«, fragte Rosa zaghaft.
    Sie nahm sich zusammen, richtete sich auf und lächelte. »Es geht um einen alten Skandal, den ich längst begraben glaubte«, sagte sie und verzog das Gesicht, als ihr die Ironie dieser Formulierung klar wurde. »Ich hatte mal einen Liebhaber, und der droht jetzt damit, alles an die Öffentlichkeit zu bringen, wenn ich ihn nicht bezahle.«
    »Dann sag ihm doch, er soll zur Presse gehen, und zum Teufel mit ihm«, sagte Rosa. »Dieser Drecksack! Wie heißt er? Ich schreibe ihm einen geharnischten Brief und teile ihm mit, dass Erpressung ein Schwerverbrechen ist.«
    Catriona lachte. »Du bist wie ein Terrier, wenn du jemanden verteidigen willst.« Sie schlang einen Arm um Rosa und drückte sie an sich. »Ich werde mit ihm fertig, keine Angst, mein Schatz. Und ich verspreche dir, er kriegt keinen Penny von mir.«
    »Es wundert mich, dass du dich von einer solchen Kleinigkeit beunruhigen lässt«, sagte Harriet. »Die Presse wird sich doch kaum für einen so alten Skandal interessieren.«
    Catriona stand auf und schlang die Arme um ihre Taille. »Du hast Recht, Hattie. Meine erste Reaktion war einfach übertrieben. Ich sollte mich geschmeichelt fühlen, dass er sich überhaupt nochan mich

Weitere Kostenlose Bücher