Die Farm am Eukalyptushain
trug.
Leise brühte sie sich eine Tasse starken Tee auf und setzte sich dann mit einer alten Illustrierten an den Tisch. Es war schön, am frühen Morgen so viel Zeit für sich zu haben, ohne dass aufdringliches Telefongeklingel und Schreibmaschinengeklapper die Ruhe störten.
»Da ist hoffentlich noch Tee in der Kanne?« Rosa kam hereingeschlurft. Die Haare standen ihr zu Berge, und die Augen waren verquollen vom Schlaf. Sie verzog das Gesicht. »Du meine Güte, siehst du attraktiv aus, Hat. Die Socken sind große Klasse.«
»Es ist verdammt kalt«, antwortete Harriet. »Und ich wollte nicht in meinen Sachen wühlen und dich damit wecken.« Sie musterte Rosas Pyjama, in dem sie fast ertrank; sie sah damit aus wie ein kleines Mädchen. »Du bist auch nicht gerade nach dem letzten Schrei gekleidet. Gehört der Schlafanzug Connor?«
»Ja. Hab ihn ganz unten in einer Schublade gefunden. Ich bin so überstürzt losgefahren, dass ich meinen ganz vergessen habe.« Rosa goss sich eine Tasse Tee ein und ließ sich neben dem Herdauf einen Stuhl fallen. Die langen Pyjamaärmel fielen ihr über die Hände, als sie mit ihrer Zigarettenschachtel herumfummelte.
Frühmorgens war sie noch nicht zu gebrauchen, wenn sie nicht gerade aus einem Club oder von einer Party nach Hause kam. Harriet wusste, dass man sie am besten langsam bei einer Tasse Tee und einer Zigarette wach werden ließ. Also verschwand sie ins Bad, duschte und zog eine leichte Baumwollhose und ein T-Shirt an. Weil es immer noch kühl war, legte sie sich einen Pulli über die Schultern. Sie bürstete sich das Haar und schlang es zu einem lockeren Knoten, den sie mit ein paar bunten Clips feststeckte. Dann betrachtete sie sich in dem winzigen Spiegel über dem Waschbecken und beschloss, auf Make-up zu verzichten – in der Stadt musste sie es jeden Tag auflegen, und es wäre eine hübsche Abwechslung, es einmal nicht tun zu müssen.
Als sie zwanzig Minuten später in die Küche zurückkehrte, hatte Rosa sich nicht von der Stelle gerührt, aber sie war jetzt wach genug, um in der Illustrierten zu blättern. »Geh duschen. Ich mache uns Frühstück«, sagte Harriet. »Hast du Catriona schon gesehen?«
Rosa fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »In ihrem Zimmer ist sie nicht.« Sie gähnte ausgiebig. »Wahrscheinlich macht sie ihren Morgenritt.« Sie raffte die Hosenbeine hoch und schlurfte ins Bad.
Harriet bereitete frischen Tee und Toast zu und lauschte Rosas entsetzlichem Gesang, der aus dem Badezimmer schmetterte. Sie trug das Frühstück auf die Veranda, stellte ihre Teetasse auf das Geländer und beobachtete, wie die Farm zum Leben erwachte. Rauch stieg aus dem Kamin des Kochhauses, und die Männer kamen aus der Schlafbaracke, die Hände in den Hosentaschen, und spazierten langsam über den Hof. Das Klingen eines Hammers auf Metall zerriss die morgendliche Stille, und ein feiner Staubschleier wirbelte über den Corrals, als die Pferde munter wurden und mit den Hufen scharrten.
Connor trat aus dem Kochhaus und winkte herüber, bevor er um die Ecke verschwand. Harriet aß ihren Toast und trank den Tee aus. Connor ist sympathisch, dachte sie. Es ist offensichtlich, dass er Rosa und Catriona anbetet. Er versuchte den Eindruck eines harten Mannes zu vermitteln, aber sie fand es rührend, dass er sich diesen Blumenstrauß im Marmeladenglas hatte einfallen lassen. Anscheinend hatte Connor auch verborgene Seiten.
»Ich gehe jetzt zu Cookie hinüber.« Rosa erschien auf der Veranda, den Mund voll Toast. »Wenn ich noch länger warte, spricht er nie wieder mit mir.« Sie schluckte den Bissen herunter und sah Harriet fragend an. »Kommst du mit?«
Harriet betrachtete ihre sittsame Hose und die frische weiße Baumwollbluse. Rosa hatte sich das Haar zu einer schwarz und rosa glänzenden Haube gebürstet und trug nur einen Hauch von Mascara und Lippenstift. Ihren Schmuck hatte sie im Schlafzimmer gelassen; nur eine silberne Uhr blitzte an ihrem schmalen Handgelenk. Rosa sah beinahe respektabel aus. »Meine Güte«, flüsterte sie. »Du siehst gut aus. Ich hätte dich kaum erkannt.«
Rosa schniefte. »Kann mich hier draußen sowieso nicht hinter Make-up und Klamotten verstecken. Die kennen mich doch alle. Jetzt komm.«
Harriet schlüpfte in ein Paar bequeme Slipper, und sie traten von der Veranda herunter und überquerten, von dreißig Augenpaaren verfolgt, den Hof.
Connor bog um die Ecke, beladen mit Sätteln und Zaumzeug. Er war offenbar nicht erfreut, sie zu
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