Die Farm am Eukalyptushain
sehen. »Zum Haus geht’s da lang«, sagte er streng zu Rosa.
»Sei nicht so brummig, Con. Wir wollen nur Cookie Hallo sagen.«
Connor zog ein finsteres Gesicht. Er warf einen Blick auf Harriet und schaute dann hinüber zu den Männern, die untätig herumstanden. »Macht es aber kurz«, knurrte er. »Wir haben heute viel zu tun.«
Rosa drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Weißt du, Con, du wirst allmählich ein richtiger alter Zausel. Kein Wunder, dass dich keine Frau haben will.« Sie duckte sich beiseite, ehe er etwas erwidern konnte, und Harriet blieb nichts anderes übrig, als ihn achselzuckend anzulächeln und ihrer Freundin zu folgen.
Catriona hatte wieder schlecht geschlafen. Sie hatte die Farm schon vor Sonnenaufgang verlassen und war ausgeritten. Am Corral hatte sie Billy Birdsong getroffen und ihn eingeladen mitzukommen. Sie waren durch das weite Land getrabt und hatten die Zeit vergessen, sie hatten geplaudert und Catrionas Pläne für die Farm erörtert, und Catrionas Sorgen waren dabei in den Hintergrund getreten.
Bei ihrer Rückkehr verschwanden die beiden Mädchen soeben im Kochhaus. Die Männer starrten ihnen nach. Catriona lächelte, denn die Männer merkten, dass sie sie beobachtete, und machten sich hastig wieder an die Arbeit. Erstaunlich, aber die bloße Anwesenheit attraktiver Frauen konnte den ganzen Betrieb zum Stillstand bringen.
»Girls lieber aufpassen«, sagte Billy mit breitem Grinsen. »Kerle gucken viel.«
Catriona lachte. »Ich glaube, die zwei können gut auf sich aufpassen, Billy. Mach dir keine Sorgen.« Sie winkte ihm zum Abschied zu, und er schlenderte zurück zu seiner Frau und seiner Familie.
Billy und seine Familie hatten ihr Lager hier schon lange vor ihrer Zeit gehabt, und sie weigerten sich noch immer, in den Häusern zu wohnen, die sie für sie bauen wollte, und blieben lieber in den Hütten und Zelten am Westrand des Farmgeländes. Das Lager war unhygienisch und voll von Müll und den Überresten ihrer Feuer. Hunde und Kinder spielten im Dreck, und die Frauen saßen fast den ganzen Tag im Schatten der Bäume, stillten ihre Babys und tratschten.
Catriona fing an, ihr Pferd abzureiben. Sie hatte sich bemüht, ihnen die Grundlagen der Sauberkeit beizubringen, und irgendwann hatte sie sie auch dazu überreden können, den Arzt zu empfangen, wenn er herauskam, und ihre Kinder impfen zu lassen. Aber mehr hatte sie nicht erreicht. Irgendwann war Billy zu ihr gekommen und hatte gesagt, seine Leute brauchten die Medizin des Weißen Mannes nicht. Sie blieben lieber bei den althergebrachten Methoden ihres Stammes.
Sie brachte das Pferd auf die Koppel. Billys umfangreiche Familie war erstaunlich gesund; die meisten benahmen sich gut und machten sich auf der Farm nützlich. Das einzige Problem war der Alkohol. Sie hatte mit Billy darüber gesprochen; er hatte die anderen Ältesten hinzugezogen und verfügt, dass niemand das Zeug mehr anrühren dürfe. Aber ab und zu verpulverte einer der jungen Jackaroos doch wieder seinen Lohn im Pub und kehrte dann rauflustig auf die Farm zurück.
Sie seufzte. Besitz brachte Verantwortung mit sich, aber sie würde das alles nicht gegen das Leben in der Stadt eintauschen wollen. Sie ging ins Haus, um zu frühstücken. Sie hatte einen Mordshunger.
Archie beschwerte sich lange und lautstark; es war längst Zeit für sein Frühstück. Als er um ihre Beine herumstrich, trat Catriona ihm versehentlich auf die Pfote und wäre beinahe über ihn gefallen, als er davonschoss. Halt suchend griff sie nach der Stange vor dem Herd und verbrannte sich die Hand. »Zum Teufel mit diesem verfluchten Ding!«, schimpfte sie und hielt die Hand unter kaltes Wasser. »Und was dich angeht, Archie, du wirst mich noch umbringen.«
Archie miaute immer lauter und ungeduldiger. Man ließ ihn warten, und das mochte er nicht.
»Da«, sagte sie und knallte ihm sein Schälchen hin. »Jetzt friss und halt die Klappe.« Sie richtete sich zu schnell wieder auf, und ihr wurde schwindlig. Sie musste sich an einer Stuhllehne festhalten, bis die schwarzen Schleier vor ihren Augen verschwunden waren.
»Mum? Alles in Ordnung?«
Sie blickte auf und sah Rosa und Harriet wie durch einen Nebel. »Geht gleich wieder«, sagte sie leise. »Muss mich nur kurz hinsetzen.« Sie ließ sich von Rosa zu einem Stuhl führen und nahm eine Tasse starken Tee in Empfang. »Eigentlich fehlt mir nichts«, sagte sie. »Zu viel getan auf nüchternen Magen, das ist alles.« Sie nahm einen
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