Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
Wangen. Er kam über die Tanzfläche heran und nahm ihre Hände.
    »Wunderschön«, flüsterte er. »Unglaublich, bei einer so jungen Sängerin so viel Verständnis und Tiefe zu finden.« Er hielt sie auf Armlänge vor sich und sah sie an. »Sie sind die perfekte Mimi. Klein, zerbrechlich – als habe Puccini seine Oper nur für Sie geschrieben.«
    »Dann werden Sie sie vertreten?« Velda war blitzschnell herangekommen, bereit für das Geschäftliche.
    »Sobald sie achtzehn ist«, sagte er, und seine braunen Augen funkelten humorvoll, während er sich mit einem schneeweißen Taschentuch die Tränen vom Gesicht wischte.
    Velda wollte etwas einwenden, doch er wischte ihre Lügen mit einer Handbewegung beiseite. »Sie ist zu jung.« Er sah Catrionaan und lächelte. »Ihre Stimme ist reif, aber die junge Dame hat noch einen weiten Weg vor sich, wenn sie ihr ganzes Potential verwirklichen soll.«
    Sein sanfter irischer Tonfall war herzerwärmend. Er erinnerte Catriona an ihren Vater, und sie lächelte ihn an: Hier war jemand, der verstand, was die Oper ihr bedeutete, und der ihre Leidenschaft für die Musik erkannt hatte. »Und jetzt?«, fragte sie schüchtern.
    »Zurück in die Schule, Catriona«, sagte er. »In eine spezielle Schule, wo du alles lernen wirst, was man über das Singen lernen kann.«
    »Eine spezielle Schule können wir uns nicht leisten«, wandte Velda ein. »Catriona muss arbeiten.«
    »Ich werde die Kosten übernehmen«, erklärte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    »Und was wollen Sie dafür haben?« Velda verschränkte die Arme und sah ihn eisig an.
    »Gar nichts, bis sie ihre Prüfung bestanden hat. Dann will ich sie vertreten.« Lächelnd nahm er Catrionas Hand und beugte sich darüber. »Ich werde dich berühmt machen, Catriona Summers. Und eines Tages erobern wir die Welt.«

ZEHN

    G espannt und aufgeregt kam Catriona im Konservatorium an. Endlich würde sie in eine richtige Schule gehen, zusammen mit anderen Schülern in ihrem Alter. Aber zugleich war ihr mulmig zumute. Wenn Peter Keary sich nun geirrt hatte und ihre Stimme doch nicht gut genug war, was dann? Was, wenn sie nicht hierher passte? Sie war sich bewusst, wie billig ihr Mantel und ihr Kleid waren, wie abgelaufen ihre Schuhe, die sie eigens noch einmal geweißt hatte. Ihre Handschuhe waren gestopft, ihr Hut selbst gemacht – da würde man sicher nur einen Blick auf sie werfen und gleich entscheiden, dass sie nicht hierher gehörte.
    Peter schien ihre Gedanken zu lesen. Er nahm sie sanft beim Ellenbogen und steuerte sie zur Rückseite des Gebäudes. »Du siehst hübsch aus«, beruhigte er sie. »Und nach dem Vorsingen gehe ich mit dir einkaufen.«
    »Sie brauchen mir keine neuen Kleider zu schenken«, sagte sie schroff.
    »Nennen wir es ein Darlehen«, sagte er unbekümmert. »Denn wenn sie dich erst singen gehört haben, werden sie dich zum Star machen. Ganz sicher.«
    Catriona war nicht so zuversichtlich. »Wer wird bei diesem Vorsingen dabei sein?«, fragte sie, als sie an der Tür angekommen waren.
    »John und Aida natürlich. Sie sind die leitenden Lehrer und in der Welt der Oper hoch angesehen. Dann der Direktor desKonservatoriums und der Vorstand, aber vor denen brauchst du keine Angst zu haben. Betrachte sie als ein ganz normales Publikum; bei deiner Erfahrung sollte dir das nicht schwer fallen.«
    Catriona dachte mit Schaudern an Lightning Ridge und Goondiwindi. Sie traten in den langen, dunklen Korridor, und die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss.
    »Hörst du?«, fragte Peter.
    Sie blieben im Dämmerlicht stehen, und Catriona hob den Kopf. Sie hörte Musik, wunderbare Musik – ein Klavierkonzert – und dazwischen verschiedene Sopran-, Alt- und Baritonstimmen, die sich warmsangen. Ihr Herz schlug schneller. Wenn alles gut ging, würde sie bald dazugehören. Vor lauter Nervosität bekam sie einen trockenen Mund.
    Peter führte sie lächelnd in einen großen Raum, in dem nur ein Flügel und ein Hocker standen. »Du hast eine Stunde, um dich warmzusingen. Ich hole dich ab, wenn es so weit ist.«
    Catriona nahm den Hut ab und zog Handschuhe und Mantel aus. Es war warm hier; an den weißen Wänden standen schwere Heizkörper. Hohe, elegante Fenster eröffneten den Blick in einen ummauerten Garten, und in der Ferne sah sie die Dächer der Häuser auf den Bergen. Sorgsam faltete sie ihren Mantel zusammen und legte ihn mit Hut und Handschuhen auf das Fenstersims. Sie trat ans Klavier und strich mit den Fingern über

Weitere Kostenlose Bücher