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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Jungen an der Akademie, die nett und freundlich waren. Obwohl sie eine größere Lebenserfahrung besaß, fand sie allmählich Freunde und lebte sich ein.
    Die Tage vergingen, und jede Minute war ausgefüllt mit Musikunterricht, Stimmbildung und Seminaren. Sie brüteten über Büchern mit Fotos der großen Namen aus der Welt der Oper – Ludwig und Malwina Schnorr von Carolsfeld, Rosa Ponselle und natürlich Dame Nellie Melba – und diskutierten über Bühnenbilder und Kostüme und verschiedene Interpretationen großer Opern. Catriona verfügte über ein gutes Fundament, was Schauspielerei, Tanz und Gesang anging, und sie nutzte diesen Vorteil und stürzte sich begeistert in den Unterricht. Sogar ihr Klavierspiel machte riesige Fortschritte.
    Als das erste Jahr zu Ende ging, hatte sie die meisten der älteren italienischen Arien studiert, aber auch Lieder von Purcell und Händel und Auszüge aus den Choralkantaten . Ihre Lehrer konzentrierten sich jetzt darauf, ein Repertoire für sie aufzubauen, denn demnächst würde sie an den Soirées teilnehmen, die die Akademie einmal im Semester veranstaltete.
    Catriona genoss die Kameradschaft der anderen Schüler undwar zu gern dabei, wenn sich alle nach dem Unterricht im Gemeinschaftsraum versammelten. Hier entspannten sie sich nach den Zwängen der Ausbildung; sie spielten populäre Lieder auf ihren Instrumenten und sangen gemeinsam, und ihre Stimmen klangen so harmonisch zusammen, dass Catriona abends mit einem Gefühl der Erfüllung in das enge Zimmer der Pension zurückkehrte.
    Velda arbeitete immer noch im Hotel, und Catrionas Erfolgen zum Trotz hatte sie sich nicht geändert. Sie war immer noch schweigsam und streng, ihre schmale Gestalt dauernd in Bewegung, und ihre Hände waren stets rastlos. Dennoch verlangte sie, dass Catriona ihr jeden Tag erzählte, was sie gelernt und was sie geleistet hatte, fast als habe sie ihr eigenes Leben aufgegeben und lebe nur noch durch ihre Tochter.
    Die Akademie veranstaltete zahlreiche öffentliche Aufführungen, bei denen die besten Schüler ihr Können zeigen konnten, und natürlich wetteiferten alle darum, wer teilnehmen durfte. Catriona war die Jüngste, und deshalb musste sie sich mit kleinen Rollen und gelegentlichen Duetten begnügen. Aber als das zweite Jahr zu Ende ging und ihre Stimme reifer und kräftiger geworden war, bekam sie endlich die Gelegenheit zu ihrem ersten öffentlichen Soloauftritt.
    Sie sang die Arie aus dem ersten Akt von Purcells Dido und Aeneas , ein Lied von majestätischer Trauer, das würdevoll und zurückhaltend vorgetragen werden musste, wie es sich für die Königin von Karthago gehörte, aber zugleich der Tragödie würdig, die es vorausahnen ließ.
    Catriona wartete in den Kulissen, während ihr Freund Bobby sein Violinsolo beendete. Die Geigenklänge schwangen sich tief hinein in ihre Seele. Er war ein wunderbarer Musiker, und sie mochte ihn seit jenem Augenblick, als er ihr beim ersten Vorsingen zugezwinkert hatte.
    Er kam von der Bühne, außer sich vor Freude. »Viel Glück«, flüsterte er. »Du siehst übrigens hinreißend aus.«
    Sie strahlte ihn an. Ihr goldfarbenes Kleid klebte wie eine zweite Haut an ihrem Körper, und auf dem spinnwebzarten Spitzencape funkelten unzählige Pailletten. Ihr Strassschmuck glitzerte im Licht der Lampen. Das Haar reichte ihr inzwischen bis zur Hüfte, aber heute trug sie es hoch aufgetürmt und mit blitzenden Haarnadeln festgesteckt. Sie fühlte sich prachtvoll, und als sie angekündigt wurde, holte sie tief Luft und betrat zuversichtlich die Bühne. Dies war ihr strahlender Augenblick.
    Die Musik setzte ein, und ihre Stimme erfüllte das Auditorium mit Reinheit und Tragik. Mit ihrer Darstellung der Königin von Karthago schlug sie das Publikum in ihren Bann. Als die letzte Note verhallte, herrschte überwältigtes Schweigen.
    Sie verbeugte sich tief, und ein ohrenbetäubender Applaus brach los. Die Leute erhoben sich von den Plätzen, riefen nach einer Zugabe, klatschten und jubelten. Sie verbeugte sich noch einmal, wie vom Donner gerührt von dieser Reaktion, und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Man hatte ihnen nachdrücklich eingeschärft, dass die Zeit knapp sei und Encores nicht gestattet seien. Aber Catriona war das Kind einer Theaterfamilie, und es fiel ihr schwer, dem Drang zum Weitersingen zu widerstehen.
    Der Direktor der Akademie kam zu ihr auf die Bühne und überreichte ihr einen Blumenstrauß. »Gut gemacht«, sagte er durch den

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