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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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auf den Gehwegen dahin, in der Kälte des Winternachmittags in dicke Schals und Mäntel gehüllt. Die Wirtschaftskrise hatte Sydney genauso getroffen wie den Rest der Welt, und die Folgen waren überall zu sehen: Viele Fenster waren mit Brettern vernagelt, und viele Gebäude, die einmal profitable Geschäfte beherbergt hatten, waren heruntergekommen.
    Aber vieles deutete darauf hin, dass die schlechten Zeiten zu Ende waren. Geschäfte, die mit knapper Not überlebt hatten, stellten neue Leute ein, Fabriken hatten die Produktion wieder aufgenommen, und die Hotels füllten sich allmählich wieder. Nicht jeder hatte sein Vermögen verloren – im Gegenteil, ein paar wenige Gerissene hatten Hochkonjunktur gehabt, und der Schwarzmarkt für billige Häuser, billige Arbeitskräfte und billigen Alkohol stand in voller Blüte.
    Das Hyde Hotel stand mitten in der Macquarie Street. Früher war es die Villa eines reichen Mannes gewesen, mit eleganten Veranden und einem italienischen Garten, aber der Eigentümer war Pleite gegangen, und das Anwesen war verfallen. Nach seinem Selbstmord war das wunderschöne alte Haus für ein Butterbrot versteigert worden. Robert Thomas, der neue Besitzer, hatte einen Blick für gute Gelegenheiten. Er hatte die finanziellen Mittel seiner ausgedehnten Verwandtschaft zusammengeführt und das Hotel eröffnet und besaß den Ehrgeiz, daraus das beste der Stadt zu machen. Er war auf dem besten Wege, seinen Traum zu verwirklichen, denn das Hotel war immer voll. Im Speisesaal herrschte Hochbetrieb, und die neu eingerichtete Cocktail Lounge war ein beliebter Treffpunkt für Sydneys Elite.
    Catriona folgte ihrer Mutter außen um das Hotel herum zum Angestellteneingang. Sie hängte Hut und Mantel an den Haken, zog Schal und Handschuhe aus und griff nach dem schwarzen Kleid, der weißen Schürze und dem Häubchen, das sie im Speisesaal tragen musste.
    Ihre Mutter legte ihr eine Hand auf den Arm. »Zieh dich noch nicht um«, sagte sie. »Komm mit.«
    Catriona zog die Stirn kraus. Ihre Mutter benahm sich äußerst sonderbar; es schien, als halte sie ihre Erregung nur mit Mühe im Zaum; sie wirkte so lebhaft wie schon lange nicht mehr. »Was istdenn los, Mam?«, fragte sie, als Velda sie in den Personalwaschraum zog und auf den hell beleuchteten Spiegel über den Waschbecken zusteuerte.
    Velda zog eins ihrer Kleider aus der großen Tasche, die sie mitgenommen hatte. »Zieh das an!«, befahl sie. »Dann mache ich dir die Haare und das Make-up.«
    Catriona merkte, dass ihr Mund offen stand. Sie klappte ihn zu und starrte das Kleid an, das ihre Mutter ihr entgegenhielt. Es war Veldas Lieblingskleid, ihr bestes: ein Erinnerungsstück aus der Zeit, da sie sich solche Sachen hatte leisten können. »Ich tue nichts dergleichen, solange du mir nicht sagst, worum es hier geht«, sagte sie eigensinnig.
    »Du tust, was ich sage, und zwar schnell.« Velda zog ihr den Pullover über den Kopf und knöpfte ihren Rock auf. »Mr Thomas wartet, und du musst einen guten Eindruck erwecken.«
    »Ich habe doch eine Stellung als Kellnerin.« Catriona stieg aus ihrem Rock, hob die Arme über den Kopf und fühlte, wie der zarte Chiffon über ihren Körper glitt. Kühl und raschelnd glitt das Kleid über ihre Hüften und endete über ihren Knien in einem Rüschensaum.
    »Du bist nicht zur Kellnerin geboren.« Velda zückte die Haarbürste. »Du hast eine Stimme, die man hören soll, und Mr Thomas ist ein einflussreicher Mann. Er hat Verbindungen, und er wird dir weiterhelfen, wenn dieses Vorsingen gut verläuft.«
    Stumm vor Entsetzen, stand Catriona da, während ihre Mutter ihr das lange dunkle Haar bürstete und zu einem eleganten Knoten schlang. Entschlossenheit lag in Veldas Blick, in den schmalen Lippen und in den flinken, sicheren Handbewegungen, mit denen sie Puder, Lippenstift und Wimperntusche auflegte. Es hatte keinen Sinn zu widersprechen, wenn Mam in dieser Stimmung war.
    »So.« Velda nickte befriedigt. »Schau in den Spiegel und sag mir, was du siehst.«
    Catriona gehorchte. Eine Fremde blickte ihr entgegen. »Ich sehe eine Frau«, flüsterte sie.
    »Genau.« Velda legte ihr eine Perlenkette um den Hals und befestigte die dazu passenden Ohrringe. »Eine schöne junge Frau.« Mit kalten Händen fasste sie Catriona bei den Armen und drehte sie um. »Mr Thomas hat heute Abend einen wichtigen Mann zu Besuch, Catriona«, sagte sie eindringlich. »Zeig ihm, wie talentiert du bist, und die Welt steht dir offen.«
    Catriona

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