Die Farm am Eukalyptushain
fertig zu werden, wenn es so weit ist. Und sollten Sie einen guten Anwalt brauchen, wird mein Mann Ihnen sicher helfen können.« Sie stand auf und reichte Catriona die Hand. »Denken Sie nur immer daran: Sie haben ein wunderbares Talent, und das wird Ihre Rettung sein. Ich versprech’s Ihnen.«
Catriona kaufte für Brin einen großen Blumenstrauß und eine Schachtel seiner Lieblingspralinen, um sich zu bedanken.
Eine Woche später rief Doris an. »Du musst herkommen«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. »Deiner Mam geht es schlecht.«
Catriona entschuldigte sich beim Dirigenten und nahm ein Taxi. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Seit dem Abend, als sie sich von Peter getrennt hatte, war sie nicht mehr bei ihrer Mutter gewesen. Wenn sie jetzt zu spät käme? Doris hätte ja nicht angerufen, wenn es kein Notfall wäre.
In der Pension rannte sie die Treppe hinauf und stürzte in dasZimmer, das sie einmal mit Velda geteilt hatte. Es war dunkel; die Vorhänge waren geschlossen, um das grelle Sonnenlicht abzuhalten. Velda sah sehr klein aus, wie sie da in dem schmalen Bett lag, und das einzige Geräusch im Zimmer war ein schreckliches Rasseln und Keuchen in ihrer Brust.
Velda öffnete die Augen, und Catriona erschrak, als sie die Mattigkeit in ihrem ausdruckslosen Blick sah. »Kitty?« Es war kaum mehr als ein Flüstern.
»Ja, Mam. Ich bin hier.« Sie drehte sich zu Doris um, die schnaufend die Treppe heraufkam. Mr Woo lag wie eine Pelzstola in ihren Armen. »War der Arzt da?«
Doris nickte. »Vor ungefähr einer Stunde. Er sorgt dafür, dass sie ins Krankenhaus kommt.«
»Was hat sie denn?«
»Lungenentzündung«, schniefte Doris. Ihre Wimperntusche verlief, und ihr Lippenstift war verschmiert. »Sie ist die Erkältung vom letzten Winter nie ganz losgeworden, und manchmal hat sie furchtbar gehustet, aber sie wollte nie, dass ich den Arzt rufe.« Sie drückte den kleinen Hund an sich. »Ich habe getan, was ich konnte, Catriona. Sie ist meine beste Freundin.«
Catriona lächelte leise und verständnisvoll und wandte sich dann wieder der kläglichen Gestalt im Bett zu. Trotz allem, was in ihrem kurzen Leben passiert war – Velda war ihre Mutter, und sie liebte sie. Sie setzte sich zu ihr und vertrieb die Stille und die Dunkelheit mit Erzählungen aus ihrer Erinnerung an die Zeit mit der fahrenden Schauspielertruppe, und sie sah, dass die schönen veilchenblauen Augen ihrer Mutter immer klarer wurden.
»Gute Zeiten«, murmelte Velda. »Wir waren so glücklich damals.«
Catriona drückte einen Kuss auf die heiße Wange und strich das einst so glänzende Haar zurück. »Ich liebe dich, Mam.«
»Ich liebe dich auch«, keuchte Velda. Dann weiteten sich ihre Augen, sie starrte über Catrionas Schulter hinweg und stemmtesich auf einem Ellenbogen hoch. »Declan? Declan?« Sie sank auf das Kopfkissen zurück und lächelte. »Aaah«, seufzte sie.
Catriona umfasste die leblose Hand, die Augen schlossen sich, und das furchtbare Rasseln und Gurgeln hörte auf. Es war still.
Doris brach in Tränen aus und lief polternd die Treppe hinunter. Catriona blieb bei Velda, bis der Krankenwagen kam. Das Leid und die Seelenqualen ihrer Mutter waren zu Ende, und wenn es wirklich einen Himmel gab, war sie dort jetzt bei Dad.
An einem heißen Sommernachmittag wurde Velda zur letzten Ruhe gebettet. Die Vögel sangen, und es duftete nach frisch gemähtem Gras und Akazienblüten. Als alles vorüber war, blieb Catriona noch stehen und schloss die Augen. Die Geräusche und die Düfte waren genau so, wie sie sie aus ihrer Kindheit in Erinnerung hatte. Velda hatte endlich Frieden gefunden.
Einen Tag nach der Beerdigung verklagte Peter Keary seine Frau wegen Vertragsbruchs. Clemmies Ehemann John musste mehrere Wochen lang geschickt manövrieren, um den Schadenersatz, den er verlangte, auf eine vernünftige Summe herunterzuhandeln. Trotzdem würde sie in den nächsten drei Jahren hart arbeiten müssen, um alles zu bezahlen.
Die Scheidung dauerte länger, aber irgendwann begriff er, dass ihr weder an seinem noch an ihrem eigenen Ruf irgendetwas lag, und schließlich fügte er sich, als er eine andere Frau kennen lernte. Der fotografische Beweis seiner Untreue brachte die Sache zu einem schnellen Ende.
Clemmie hatte sich als gute Freundin erwiesen, und als die Zeitungen die Nachricht von der Scheidung herausposaunten, hielt sie die Reporter in Schach und sorgte dafür, dass Catriona in einer anderen Stadt zu tun hatte. Peters
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