Die Farm am Eukalyptushain
Wenn du in eine Scheidung nicht einwilligst, werde ich sie erzwingen.« Sie raffte ihr Abendkleid und stürmte aus dem Zimmer.
ELF
C atriona hörte, wie die Haustür zuschlug, und lief zum Fenster. Er fuhr davon, der Wagen bog in hohem Tempo um die Ecke. Sie wandte sich ab, ging zum Kleiderschrank und nahm die Koffer herunter. Ganz unten lagen immer noch die winzigen gestrickten Babysachen, in Seidenpapier gewickelt und eingemottet. Sie war außerstande gewesen, sie zurückzulassen oder wegzugeben, denn das wäre ihr so vorgekommen, als verliere sie ihr Kind noch einmal.
Sie kämpfte die Tränen nieder. Weinen half jetzt nichts, und sie wusste nicht, wie viel Zeit sie hatte, bis Peter zurückkäme. Sie stopfte ihre Kleider in die Koffer, sammelte ihre übrige Habe ein und warf sie auch dazu. Den Schmuck, den er ihr gekauft hatte, würde sie zurücklassen, ebenso wie die seidenen Negligés und die hauchzarten Hausmäntel, in denen er sie so gern sah. Bei dem Gedanken daran, dass er sie anrührte, überlief es sie kalt. Warum hatte sie es nicht gesehen? Wieso hatte sie nicht gemerkt, dass ihre Ehe eine Farce war? Er hatte sie raffiniert getäuscht, und sie würde ihm niemals verzeihen.
Als sie die Koffer gepackt hatte, steckte sie das Haushaltsgeld in ihre Handtasche und schnürte ihre Noten, Bücher und Fotos zu einem Bündel. Sie verließ das Haus, warf den Schlüssel in den Briefkasten und winkte ein Taxi heran.
Der Fahrer half ihr, die Koffer einzuladen, aber sein fröhliches Geplauder ging ihr auf die Nerven, und irgendwann fuhr erschweigend durch die Nebenstraßen von Sydney, als habe er gespürt, in welcher Stimmung sie war. Am Ziel wartete sie, bis er ihr Gepäck ausgeladen hatte; dann bezahlte sie ihn und wandte sich zum Haus.
Doris öffnete sofort. »Hallo, Schätzchen. Was ist denn das?« Das freundliche Gesicht war von Runzeln zerfurcht, die kein Make-up verdecken konnte.
»Wo ist Mam?« Sie schleppte ihre Koffer ins Haus und stapelte die übrigen Sachen darauf, bevor sie sich aus dem Mantel wand.
Doris betrachtete die Koffer, das teure Abendkleid und Catrionas wütendes Gesicht. »Sie ist hinten und macht uns ein Tässchen Tee.« Zögernd berührte sie Catrionas Arm. »Ihr geht’s nicht so gut, Kindchen«, flüsterte sie verschwörerisch. »Schätze, es ist wieder mal die Brust.«
Catriona nickte. Seit sie Atherton verlassen hatten, war Mam nicht gesund, und nicht nur die Brustbeschwerden machten Catriona Sorgen, sondern vor allem der Gemütszustand ihrer Mutter. Sie folgte Doris durch den Gang zu der winzigen Küche im hinteren Teil des Hauses.
Velda drehte sich um. Sie hielt die Teekanne in der Hand und hätte sie beinahe fallen lassen, als sie ihre Tochter im Abendkleid sah. »Warum bist du hier?«, fragte sie.
»Ich muss irgendwo unterkommen. Ich dachte, ich kann vielleicht ein Weilchen bei dir wohnen, bis ich etwas Eigenes gefunden habe.«
Velda ließ missbilligend die Mundwinkel hängen. »Schon Ärger? Ich habe dich gewarnt, Catriona. Er ist viel älter als du und ein kultivierter Mann. Deine Launen wird er sich nicht gefallen lassen.«
Catriona sah Doris in der Tür. Die Neugier stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Können wir irgendwo miteinander reden, Mam?«, fragte sie leise.
»Doris kann ruhig hören, was du zu sagen hast«, antwortete Velda und wischte mit einem Lappen über die Spüle und den großen weißen Herd.
Catriona bezweifelte, dass es ihrer Mutter recht sein würde, ihre schmutzige Wäsche vor der Öffentlichkeit auszubreiten, auch wenn es sich nur um Doris handelte. »Ich bin oben in deinem Zimmer, Mam«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Da können wir uns unterhalten.«
Velda tat einen tiefen Seufzer und reichte Doris die Teekanne. Doris war sichtlich verstimmt, weil sie bei dieser Unterhaltung nicht dabei sein durfte.
Langsam folgte Velda Catriona hinauf in ihr einsames Schlafzimmer und schloss die Tür, ehe sie sich atemlos auf das Bett fallen ließ. Im Haus war es still; die Mieter waren ausgegangen, denn es war Samstagabend. »Was ist denn passiert?«, fragte sie und ließ sich auf das Kissen sinken.
Catriona ging zum Fenster, wo sie so oft gestanden hatte, und schaute hinaus auf die Lichter der Großstadt. »Ich habe ihm von dem Kind erzählt«, sagte sie schließlich.
Velda schnappte nach Luft und setzte sich auf. »Du dummes, dummes Gör!«, fauchte sie. »Hast du nicht einmal mehr den Verstand, mit dem du zur Welt gekommen
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