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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Schulmädchen.
    »Dann hatte ich eine kurze Affäre mit einem Engländer, aber im Bett fehlte es ihm an Phantasie. Er hatte zwar einen Adelstitelund einen Haufen Geld, aber ich kann mich nicht für den Rest meines Lebens verstellen. Viel zu anstrengend.«
    Clemmie machte große Augen. »Mein Gott, Kitty, das hört sich ja an wie die Vereinten Nationen, verflixt. Ich weiß, wir leben in den Sechzigern mit freier Liebe und Flower Power und so weiter, aber ich hätte nie gedacht, dass du –«
    »Da gab’s auch noch Hank the Yank.« Sie kicherte wieder. »Es stimmt, was sie über die Yankees sagen: Wham, bam, thank you, Ma’am. Kurz und schmerzlos.« Sie schütteten sich aus vor Lachen, und als John den Kopf zur Tür hereinstreckte und sie empört anschaute, wurde es nur noch schlimmer.
    »Also«, sagte Clemmie, als sie sich wieder beruhigt hatten. »Du hast den Richtigen noch nicht gefunden. Aber allmählich wird es Zeit, Kitty.«
    Catriona zuckte die Achseln. »Ich war verheiratet, und das ist schief gegangen. Ich war Mutter, und das hat auch nicht geklappt.« Sie lächelte ihre Freundin an; schon vor Jahren hatte sie sich ihr anvertraut, und Clemmie hatte sie nie verurteilt. »Mach dir keine Sorgen um mich, Clemmie. Ich habe meinen Spaß, und wenn ich irgendwann zu alt und darüber hinweg bin, ziehe ich mich ins Outback zurück und schwelge in warmen Erinnerungen an die Männer, die ich geliebt habe.«
    »Dabei fällt mir etwas ein.« Clemmie sprang auf. »John hat gute Nachrichten für dich.« Sie kramte in dem Aktenkoffer, den er bei sich gehabt hatte, und förderte schließlich einen Stapel Papier zutage. » Belvedere stand zum Verkauf.« Sie wedelte mit den Dokumenten.
    Catriona starrte sie an. »Belvedere?« , flüsterte sie und sprang aufgeregt vom Sofa. »Wie denn? Wann denn? Hat John ein Angebot gemacht?«
    Clemmy strahlte. »Da John und ich Geschäftsvollmacht haben, wenn du im Ausland bist, haben wir den Vertrag vor drei Tagen unterschrieben. Belvedere gehört dir, Catriona.«
    Sie nahm die Papiere und plumpste auf das Sofa. Belvedere , die idyllische Farm, die sie als Kind bei der fahrenden Theatertruppe im Tal hatte liegen sehen, war ihr Traum gewesen, ein nahezu unerfüllbarer Traum. Und nun hielt sie die Besitzurkunde in der Hand. Ihr Traum war Wirklichkeit geworden.

ZWÖLF

    N och immer gab es in Sydney – oder anderswo in Australien – kein Theater, das groß genug war, um dort eine ganze Oper oder ein Ballett zu inszenieren. Aber in den fünfziger Jahren begann Goossens, der Direktor des Konservatoriums, die Regierung zu bedrängen, eine Konzerthalle zu bauen, die sich dafür eignete. Die Oper von Sydney war ein gewaltiges Projekt, das den Behörden einiges Unbehagen bereitete; es gab Skandale und Gerüchte über unsaubere Geschäfte. Es sollte noch dreizehn Jahre dauern, bis Goossens’ Traum wahr wurde. Deshalb würde Catriona die Violetta aus La Traviata im Konservatorium singen.
    Eilig kam sie aus dem Probensaal und spannte den Schirm auf. Es regnete so stark, dass die Tropfen auf das Pflaster spritzten und ihre Strümpfe durchnässten. Nirgends war ein Taxi zu sehen, und sie bereute, dass sie am Morgen nicht mit dem Auto hergekommen war. Sie drückte sich an eine Hauswand, um sich vor dem Regen zu schützen, und erschrak, als sie eine Stimme neben sich hörte.
    »Catriona?«
    Sie fuhr herum und sah in die hellblauen Augen einer Fremden. Die Frau war um die sechzig. Sie hatte keinen Schirm und war ärmlich gekleidet. Ihr dünner Mantel war tropfnass. Aber in der Haltung der Schultern lag ein gewisser Stolz, und die Konturen des Mundes zeigten eine Entschlossenheit, die ihr seltsambekannt vorkam. »Ja?«, fragte sie unsicher; sie konnte sich nicht denken, warum diese Frau sie angesprochen hatte. Wie ein Opernfan sah sie nicht aus. Vielleicht hatte sie es auf Geld abgesehen.
    »Du erkennst mich nicht, was?« Die Mundwinkel senkten sich nach unten, und die Augen blickten traurig.
    Catriona sah das müde Faltengesicht, das schlecht gebleichte Haar und das verschmierte Make-up. »Bedaure«, murmelte sie und trat rasch an den Bordstein, um die Straße nach einem Taxi abzusuchen. »Ich glaube, Sie irren sich.«
    »Nein.« Die Frau hielt Catrionas Arm fest. »Du irrst dich.«
    »Lassen Sie meinen Arm los!« Catriona war beunruhigt von dem eindringlichen Blick der Frau. Sie hatte Geschichten über verrückte Fans gehört, aber solche Sachen passierten Elvis, keiner Operndiva. »Ich kenne Sie nicht,

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