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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ergehen lassen.«
    Die Wirthschafterin machte Miene, sich zu bedanken; aber der Prinz gebot ihr mit einer raschen Handbewegung Schweigen und fügte hinzu:
    »Aber Strafe muß sein: Sie ist’s gewesen, die mir meine Angoraziege umgebracht hat, und so soll Sie es auch selbst sein – verstehe Sie mich wohl, Sie selbst, in eigner Person, die mir eine andere herbeischafft!«
    »Mein guter, gnädiger Herr! Seien Sie doch barmherzig! Ich kann doch nicht mit einer Ziege von Neudorf bis herüber laufen! Das ist ganz unmöglich! Ich würde ein Spott für die ganze Umgegend werden!«
    »Das soll ja eben die Strafe sein. Bezahlen werde ich das Thier, aber holen wird Sie es!«
    »Herr Oberst – –!«
    »Nichts da! Abgemacht!«
    »Darf ich mir nicht wenigstens die Zeit dazu wählen?«
    »Das kann Sie machen, wie Sie will. Heut wird nicht wieder Kaffee getrunken; aber morgen früh will ich meine gewohnte Ziegenmilch haben. Sie kann also meinetwegen mitten in der Nacht auf den Handel gehen und mit der Ziege unterwegs Sonnete an die Sterne dichten. Nun aber ist’s gut. Nehme Sie Ihr Zeug wieder mit fort. Kehrt! Marsch! – – Heinz!«
    »Was denn, Dorchlaucht?«
    »Eine neue Pfeife!«
    Die Mamsell war so rasch wie möglich verschwunden. Der Diener trat zu einem Kasten, welcher auf dem Tische stand, nahm eine der darin bereit liegenden und bereits gestopften Pfeifen, schlug mittelst Stahl und Stein Feuer, legte den brennenden Schwamm auf den Tabak und reichte nun das unentbehrliche Instrument dem Herrn hinüber. Dieser griff zu.
    »Heinz!«
    »Was denn, Dorchlaucht?«
    »Du und die Jungfer, Ihr liegt Euch immer in den Haaren.«
    »Ja, Dorchlaucht. Aber sie trägt die Schuld, trotzdem ich nichts dafür kann. Nicht blos, daß ich ein alter Knabe bin, der von den Weibern gar nichts wissen will, sondern sie hätte es auch gern gesehen, daß ich sie heirathete, und – –«
    »Heinz, da wärst Du ein Esel!«
    »Sapperlot, Dorchlaucht, da haben Sie Recht, obgleich es mir gar nicht einfällt, das Krakehllinchen mir auf den Hals zu laden. Aber grad demohnefolge ist sie mir spinnefeind geworden und sucht mich zu ärgern, wohin es ihr nur immer möglich ist.«
    »Heinz, Du mußt Verstand haben! Ich wünsche nicht, daß Du sie wieder ärgerst, besonders nicht wegen der Ziege. So ein Weibsvolk ist ganz sonderbar geschaffen und muß mit großer Nachsicht und Barmherzigkeit behandelt werden!«
    »Gut, Dorchlaucht, wenn Sie es befehlen, so werde ich sie nicht mit der Ziege ärgern, zuweilen es auch ohne diese geht, von wegen der Barmherzigkeit. Unsereiner hat seinen Verstand bekommen und muß froh sein, daß sie keinen haben!«
    »Na also! Stecke Dir auch eine an! Der neue Tabak ist gut.«
    »Danke, Dorchlaucht! Sie sind mein Oberst, wofern ich blos ein armer Krüppel bin, der – –«
    »Papperlapapp! Nimm Dir eine Pfeife; ich befehle es Dir! Jetzt sind wir allein; in Gesellschaft ist es wieder anders!«
    »Dann greife ich zu; es ist ja außerdem von wegen der Subordination! Und sogleich ich den Rheumatiskus in dem Beinstummel habe, so hilft Nichts so gut für Ihn, als wie eine Pfeife türkischer Tabak mit Rollenvarines.«
    So war es schon seit langer, langer Zeit gewesen, und so war es auch noch heutigen Tages. In Gegenwart Fremder war der Prinz der strenge, kurzangebundene Reiteroberst, der nur zu befehlen hatte und Heinrich der einfache Soldat, welcher es verstand, Ordre zu pariren, obgleich dann zuweilen eine andre Ansicht als diejenige seines Herrn ihm durch alle Glieder zuckte; den Schloßbewohnern gegenüber trat ihr vertrauliches Verhältniß schon mehr zu Tage; sahen sie sich aber ungestört und unter vier Augen, so gab es keine Complimente, sondern die beiden alten Kriegsmänner rauchten einander in die Nasen, daß es eine Art hatte, sprachen mit nie erlöschender Begeisterung von ihrer ruhmreichen Vergangenheit und trafen Anordnungen über ihre gegenwärtigen Verhältnisse, bei denen der einfache aber praktische Heinrich über Manches entschied, worüber sich der Prinz eine sachgemäße Entscheidung nicht zutraute.
    Dieser Letztere war ein alter, eigensinniger, kurz angebundener, dabei aber gemüthvoller Patron, voll der sonderbarsten Schrullen und Eigenheiten, welche, ebenso wie bei Heinrich, das einsame Junggesellenleben in ihm ausgebildet hatte. Insbesondere aber trug er einen Weiberhaß in sich, der sich gegen alle Sorten von Frauenzimmern richtete, die Fürstin ebenso wenig wie die Stallmagd verschonte und einen ganz

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