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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das muß auch pünktlich und wortgetreu ausgeführt werden. Seine Durchlaucht verstehen bei solchen Gelegenheiten niemals Spaß!«
    »Und doch ist vielleicht noch Hülfe möglich! Der gnädige Herr haben gesagt, daß ich gehen könne, wenn es mir beliebt, und da dachte ich – – –«
    »Nun? Da dachten Sie – –?«
    »Wenn ich bis zum Abende warte, so würde ich von Niemandem gesehen werden.«
    »Das ist möglich zu machen!«
    »Aber ebenso würde es auch Niemand bemerken, wenn eine andre Person für mich ginge.«
    »Auch das ist zuzugeben!«
    »Wenn nun Sie die Güte haben wollten, mein lieber Herr Schmidt, mein bester Herr Karl – –!«
    »Welche Güte?«
    »Ich meine, wenn Sie sich einen Spaziergang nach Neudorf machen und bei dieser Gelegenheit die Ziege mitbringen wollten! Ich würde Ihnen ewig dankbar sein!«
    Er trat im komischen Schreck einige Schritte zurück.
    »Weiche von mir, Versucher! Ich, der Dichter, der Virtuos in Jamben und Trochäen soll bei abendlichem Mondenschein mit einer neumelken Ziege laufen? Das ist eine Lästerung, wie sie größer und raffinirter gar nicht erfunden werden kann!«
    »O, ich wollte Sie ja gar nicht beleidigen, aber ich dachte, weil es dunkel ist – – –«
    »Nein, nein, es geht nicht, selbst wenn ich diese Entheiligung meines olympischen Berufes aus Freundschaft zu Ihnen auf mich nehmen wollte, denn der Schulze zu Neudorf würde doch später Alles verrathen. Hier giebt es keine Rettung, wenn es mir nicht gelingt, den Prinzen zu einem Widerrufe seines Urtheils zu bewegen.«
    »Widerruf?« Dieses Wort klang wie himmlische Musik in ihre Ohren. »Herr Schmidt, wenn Sie es dahin bringen könnten, so würde Ihnen meine Dankbarkeit geweiht sein für mein ganzes Leben. Wir Frauen haben das innige Verlangen in uns, durch unsre liebevolle Hingebung die Dornenpfade dieses Lebens mit Blumen – –«
    »Schon gut meine Verehrteste! Ich weiß ganz genau, was Sie sagen wollen und habe ein inniges Verständniß für dieses himmlische Bestreben. Ich werde sofort gehen, um mein Glück zu versuchen!«
    Er wandte sich kurz um und schritt von Neuem dem Portale zu.
    »Hm,« brummte er leise vor sich hin, »diese dumme Ziegengeschichte wird mir ganz sicher einen Strich durch meine Rechnung machen, denn der Alte wird sich natürlich ihr zu Folge in einer wahren Brennnessellaune befinden. Aber was nothwendig ist, das muß auch gewagt werden. Ich werde wohl bei Heinrich erfahren, was für ein Wetter in der Region des Tabakes herrscht.«
    Als er die Treppe hinter sich hatte, bog er in einen der vielen Corridore ein, welche das Schloßgebäude nach allen Richtungen durchkreuzten und öffnete endlich eine Thür.
    »Brrr! Er sitzt also nebenan beim Prinzen und versucht es zum hunderttausendsten Male, seine angefangene Geschichte von Anno Vierzehn doch nun einmal zu Ende zu bringen. Ein alter, seelensguter Kerl! Ich werde wohl hierbleiben und warten müssen, bis sie drüben fertig sind!«
    Er warf sich auf das alte, ausgesessene Kanapee, welches fast eine ganze Seite des kleinen, anspruchslosen Raumes einnahm, und warf einen flüchtigen Blick auf die Gegenstände, welche sich in dem Letzteren befanden.
    »Fast wie im Armenhause; und beim Alten ist es nicht viel besser! Es sind doch eigene Käuze! Der Eine besitzt Million über Million und befindet sich nur in dem schlechtesten Zimmer des Schlosses wohl; der Andre hat sich fast vierzig Jahre lang von seinem Gehalte nicht einen Pfennig auszahlen lassen und spart so ein Tausend nach dem Andern. Und doch ist es nicht Neid, nicht Habsucht oder Geiz, sondern die Gleichgültigkeit gegen das Flitterwerk des künstlich hinaufgeschraubten Lebens.«
    Er hätte seine Betrachtungen wohl noch weiter fortgesetzt, wenn er nicht gestört worden wäre. Heinrich trat ein. Als er den Anwesenden erblickte, streckte er ihm freundschaftlich, indem er auf ihn zu humpelte, die Hand entgegen und rief:
    »Schmeckt die Pfeife schon? Trotzdem haben Sie heut wohl schon früh bei Zeiten ausgeschlafen?«
    »Danke, Heinrich! Der Prinz ist doch zu sprechen?«
    »Es ist zwar Niemand bei Ihm, doch denke ich, daß ich Sie beinahe anmelden kann. Ich gehe auch wieder hinüber und wollte blos ein Messer holen, obwohl wir Rollentabak schneiden.«
    »Was giebt es heut für Wetter?«
    »Es hat gedonnert und geblitzt und zumal beim Krakehllinchen eingeschlagen. Zudem hat sich das Gewitter nun wieder gelegt. Warum? Es fehlt wohl wieder einmal da, wo es überdies immer gefehlt hat?«
    Er

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