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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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für alle Fälle einen Wächter anzustellen. Nach Wiesenthal komme ich dann auch noch zurecht!«
    Sie schließt die Hunde ein und verläßt dann das Haus. Die Erregung läßt ihr den Weg doppelt lang erscheinen, und im Coupé werden ihr die Viertelstunden zu Ewigkeiten. Als sie endlich aussteigt, nimmt sie einen Wagen, dessen schnelles Gespann sie dann zum Ziele bringt.
    Kaum kann sie erwarten, das Haus zu betreten, in welchem sie gegen alles Vermuthen Alles in Ordnung findet. Die Schlüssel liegen auf dem Schranke; sie öffnet ihn und stößt einen gleichen Schrei aus wie daheim, aber nicht vor Schreck, sondern vor Freude.
    »Mein Geld, meine Pretiosen, meine Rollen! Wahrhaftig, Alles, Alles ist hier! Die Diebe haben nicht geglaubt, daß ich heut wiederkomme, und mein Eigenthum bis zu ihrer Rückkehr hier verborgen. Ich werde im Augenblicke nach der nöthigen Bewachung schicken!«
    Der Fuhrmann muß die Pferde aussträngen und in die Stadt gehen. Währenddessen packt sie den wiedergefundenen Raub ein und ist noch damit beschäftigt, als über ihrem Haupte sich ein lautes Katzengeschrei erhebt. Sie horcht auf.
    »Katzen hier? Sollten sich welche vom Felde herein verlaufen haben? Aber nein, das ist ja die tiefe Baßstimme meines Schnurr, die man gar nicht verkennen kann!«
    Sie eilt hinauf und öffnet.
    »Wahrhaftig, mein, alle mein! Man hat sie noch nicht geschlachtet, sondern bis vielleicht heut Nacht hier versteckt. Ich nehme sie wieder mit!«
    Der Bote kommt zurück und bringt zwei Männer mit, welche bereit sind, das Haus bis auf Weiteres zu bewachen. Es wird wieder angesträngt; sie steigt mit dem Gepäck ein, die Katzen nehmen Platz auf den Sitzen und in ihrem Schooße und so geht es wieder der Haltestelle zu, um den Referendar zur Festnehmung der Verbrecher zu requiriren.
    Zwar bemerkt sie recht gut, daß die Blicke der Begegnenden verwundert oder belustigt auf ihren sonderbaren Fahrgenossinnen ruhen, doch nimmt sie das mit stillem Lächeln hin. Wer ein ganzes Vermögen glücklich wiedergefunden hat, läßt sich durch einen Blick nicht aus der Fassung bringen.
    Ganz in der gleichen Weise und mit derselben Gesellschaft besteigt sie dann in Wiesenthal eine Droschke, um sich zu Pauline fahren zu lassen, deren Wohnung sie natürlich kennt.
    Das Mädchen sitzt am Tische bei der Lampe und schreibt; da klopft es an, die Thür geht auf und – mit einem Laute des Erschreckens fährt sie empor, ein ganzes Detachement Katzen kommt hereingefahren und hat sich im Augenblicke auf Stühle, Kommode, Sopha, Schrank und Tisch plazirt. Am Eingange aber steht eine hohe, stolze, bleichschöne Frauengestalt, deren dunkle Augen forschend auf der Erschrockenen ruhen. Diese kennt die Katzenliebe ihrer Adoptivmutter, erinnert sich des gestrigen Briefes und ruft, vor Freude erröthend:
    »Mama!«
    »Ja, ich bins, wenn Du Pauline bist!«
    Sie liegen einander in den Armen, denn Beiden ist es gleich im ersten Augenblicke klar geworden, daß sie einander herzlich lieb gewinnen werden.
    »Laß eilig den Referendar rufen!«
    Pauline erglüht, da sie den Grund einer solchen Hast noch nicht kennt; als ihr aber die Mutter in kurzen Worten mitgetheilt hat, was geschehen ist, verläßt sie das Zimmer, um einen Boten zu suchen. Die Rentière wirft einen forschenden Blick durch den Raum, und ihr weiblicher Scharfsinn sagt ihr, daß ihre Wohlthat einen würdigen Gegenstand gefunden habe. Mit gewinnender Freundlichkeit zieht sie darum die Rückkehrende neben sich auf das Sopha, wo sie durch den Referendar in der mittheilsamsten Unterhaltung unterbrochen werden.
    Dieser hat sich höchlichst gewundert, daß er so unerwartet zu der Geliebten gerufen wird, die ihm die Erlaubniß, bei ihr Zutritt nehmen zu dürfen, bisher so streng verweigert hat, und ist dem Wunsche ohne Verweilen nachgekommen. Er weiß, daß Pauline gestern schreiben wollte, er sieht die Katzen und die fremde Dame neben dem Mädchen und weiß sofort, wen er vor sich hat.
    Der Blick der Reintière ruht mit Wohlgefallen auf den offenen, geistreichen Zügen des Eingetretenen, und sie reicht, sich erhebend, ihm ihre Hand entgegen.
    »Sie sind der Herr Referendar Paul Hildebrandt?«
    »Das ist mein Stand und Name, gnädiges Fräulein!«
    »Wie, Sie kennen mich?«
    »Ich vermuthe nur, wer mir die Hand reicht, die ich mit Ehrerbietung in der meinen halte.«
    »Sie vermuthen richtig. Bitte, nehmen Sie Platz und gestatten Sie mir, mich zunächst an den Referendar zu wenden, ehe ich Sie ersuche,

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