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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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königlichen Richter Gonzalo Pizarro zum Statthalter von Peru erklärt haben, so unter Druck, aus Angst oder Gewinnsucht. Unsere Position gegenüber der Krone ist vollkommen illegal. Und Gonzalos Popularität ist gesunken. Mit der Begeisterung ist es vorbei. Zu viele Morde. Seine Henker machen keine Pause. Sie töten wegen nichts, sogar wegen einer begehrten Frau, deren Ehemann stört! Die Gehenkten haben keine Stimme mehr, aber ihr Gestank verpestet die Luft und verbreitet Schrecken … Die Gnadenhand zu ergreifen, die Seine Majestät uns hinstreckt, und uns La Gasca anzuschließen erscheint mir als vernünftiger Ausweg. Welcher Mensch kann Gold widerstehen? Wir werden dem Geistlichen die Straße damit pflastern, bis er in die Knie geht!«
    Der Rat, den Villalcázar in Lima vorbrachte, war klug. Gonzalo zauderte. Einige seiner Vertrauten, die in unsaubere Geschichten verstrickt waren und fürchten mußten, die königliche Milde werde an ihrer Tür vorübergehen, warnten ihn: war das nicht eine Falle? Der Argwohn obsiegte. Er paßte zu Gonzalos Charakter, der seiner Allmacht einfach nicht entsagen konnte. Er lehnte die Gnade ab. Der Aufruhr wurde offenkundig.
    Monatelang hörte ich nichts von Villalcázar, nur aus dem Haus des Bischofs erhielt ich hin und wieder wenig erfreuliche Nachrichten.
    Wirren und Fahnenflucht griffen immer weiter um sich. La Gasca führte seinen Krieg in schäbiger Soutane, das Brevier in der Hand, Amnestien in der Tasche. Die Kolonisatoren neu zu einigen war sein oberstes Ziel. Er versprach, die berühmten Verordnungen des Vizekönigs neu zu erörtern, die unsere Ketten hatten erleichtern sollen. Diese Politik, die Eure Landsleute in ihren Rechten bestärkte, öffnete ihm ein Stadttor nach dem anderen. Der Geistliche verbreitete Beruhigung.
    Ich dagegen schäumte. Wenn das Stroh brennt, brennen auch die Balken. Wenn Gonzalo Pizarro fiel, fiel Villalcázar mit ihm. Man würde seine und meine Güter konfiszieren. Ich wäre aufs neue besitzlos und verdächtig. Und ich wäre endgültig aus dem engen Kreis der Macht verbannt, wo Frau Korruption die Karten mischt und das Spiel bestimmt – ein entscheidender Faktor in meinen Plänen, die schließlich zum Ziel hatten, meinem unglücklichen Volk zu Hilfe zu kommen. Soviel Mühe, und dann solch ein Scheitern!
    Ich lese in Euren Gedanken, Pater Juan.
    »Gerechtigkeit Gottes!« ruft Ihr aus. Habt Ihr noch nie verschwiegen, geheuchelt, Fäden gesponnen, gelogen und gehaßt? Könnt Ihr das schwören, heiliger Mann?
    Im Monat der Saaten wurde gemeldet, die Rebellen befänden sich an der Küste, in Arequipa. Von La Gascas Soldaten bedrängt, gedächten sie, hieß es, Zuflucht in Chile zu suchen. Das gefiel mir noch weniger. Ich sah unsere Güter bereits dem Erdboden gleichgemacht, die Ruinen mit Salz bestreut und überall in Großbuchstaben das Wort ›VERRÄTER‹ angeschrieben, als wir hörten, es habe eine große Schlacht im Süden gegeben, nahe dem Titicacasee, und die königliche Armee sei auf der roten Erde geschlagen worden, wo die Bauern der Aymaras seit Urzeiten die Kartoffel anbauen.
    Es war ein Freudentaumel.
    Man hängte Teppiche und Girlanden aus den Fenstern. Die Gassen von Cuzco wetteiferten im Schmuck. Kanonendonner, Glockenläuten. Und Trommeln und Fanfaren empfingen die Sieger mit der königlichen Standarte von Kastilien voran. Denn ob man auf Seiten Seiner Majestät von Spanien oder auf Seiten Gonzalos stritt, beide kämpften unterm gleichen Feldzeichen.
    Von diesem Freudentaumel, der die Stadt erfüllte, mit neuer Zuversicht angesteckt, bereitete ich einen Empfang vor, wie Villalcázar ihn Gonzalo zu bieten wünschte.
    Da wurden Fleischberge aufgefahren, Wildbret aller Art und Pasteten. Der Wein floß wie bei uns die Chicha. Der gerade errungene Sieg, eine strahlende Zukunft, La Gascas Niederlage, die Gefangenen und die Toten, alles war hinreichender Grund, die Pokale zu erheben und neu zu füllen. Die Bedienten wechselten sechsmal die Tafeltücher und verrenkten sich die Arme, um die Gäste, die vor Trunkenheit von den Stühlen sackten, wieder hinaufzuhieven.
    Die Nacht verblich, als die edle und schwer schwankende Gesellschaft aufbrach.
    Mit dem letzten Gast schwand Villalcázars Lächeln.
    »Komm«, sagte er.
    Sein Ton hieß mich, von der Feststellung der Schäden abzulassen, die solcherart Feste mit sich bringen. Ich folgte ihm ins Schlafgemach.
    »Du hast drei Tage Zeit, alles Gold, das du von Yucay geholt hast, aus dem Haus zu

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