Die Favoritin
traf.
Wir gingen ins Tal und besichtigten meine Kokafelder. Koka hatte mittlerweile einen hohen Handelswert. Die Spanier hatten das Verbot der magischen Pflanze, die ein Monopol der Inkas gewesen war, aufgehoben. Sie erblickten in ihren Kräften das Mittel, den Arbeitsertrag derer zu erhöhen, die sie ausbeuteten und weiterhin ausbeuten. Und mein Volk, mein armes Volk, hat angefangen, es seinen Fürsten nachzutun – im Übermaß, um die Härte des Lebens zu ertragen, die man ihm aufzwingt. Aber wenn der Organismus gegen Hunger und Erschöpfung nicht mehr aufbegehrt, wenn er seine Kräfte mühelos überschreitet, verbraucht er sich schnell. Ein stiller Völkermord.
»Wir haben genug, um damit ein Vermögen zu machen«, sagte Villalcázar, der meinen Besitz schon ohne Umstände als den eigenen betrachtete. Mir war es nur recht, ich wollte, daß er in Freuden schwamm.
Als wir den Hang erstiegen, schnaufte er.
»Das Alter kommt«, sagte ich lachend.
»Das Alter? Ich bin immer im gleichen Alter, in dem sich's gut lebt.«
Wieder in Cuzco, räumte ich das Haus um.
Die düsteren Holzmöbel, die aus Spanien stammten, nahmen den Räumen Weite und Luft. Villalcázar mochte noch so schreien, ich verbannte die gute Hälfte davon in einen Speicher und holte die Sonne herein, die so herrlich auf Gold spielt. Die seidigen Federbehänge, die Huascar einst mit göttlicher Hand raffte, bekleideten die Türen. Sie fügten dem Glanz der Gefäße und Statuen die Farbe hinzu, die für uns als Schmuck unerläßlich ist.
Nachdem ich mit den ersten Veränderungen fertig war, nahmen Villalcázars Freunde Besitz von unseren Sälen. Ich zeigte mich nur wenig, überließ es den flinken jungen Mägden, ihnen einzuschenken. Die Mägde hatte Marca Vichay ausgewählt. Ebenso empfahl er mir Diener, die ihre Sache gelernt hatten und die nach und nach die Hausbediensteten ersetzten. Bald hatte ich Untergebene, die nur mir verpflichtet waren.
Jede Woche speiste der Bischof bei uns. Ich hatte ihm zwei prachtvolle Vasen aus massivem Gold und die Abgaben eines ganzen Dorfes für seine mildtätigen Zwecke gespendet. Die große Freigebigkeit bezeugte meine Demut. Große Prälaten halten sich zu gerne für Den, den sie nur vertreten, und erheischen denselben Weihrauch.
Im übrigen war der Bischof, hatte er sich erst einmal den guten Speisen und vorzüglichen Weinen gewidmet, ein sehr amüsanter Gesellschafter. Wir plauderten ziemlich frei. Er war auf meine Bekehrung so stolz, als wäre sie sein Werk gewesen. Villalcázar, den es nur am Platz hielt, wenn er an einem Spieltisch saß, stahl sich davon. Dann unterbrach ich unser Gespräch und seufzte: »Bartolomé ist der beste Gemahl, aber er macht mir Sorgen. Er sollte mehr auf seine Gesundheit achten. Wenn ein Mann so lange Jahre allein den Vergnügungen lebt, die das Waffenhandwerk nun einmal mit sich bringt, dann schont er sich nicht gerade. Aber, ich bitte Euch, Ehrwürden, das möge unter uns bleiben. Männer verabscheuen es, wenn man ihren kleinen körperlichen Unbehagen irgendeine Bedeutung beimißt.«
***
Ein gieriger Schlund ist mit nichts zu stopfen. Villalcázar hatte meinen Palast zu Yucay, meine Dörfer, meine Kokafelder, mein Gold – aber nicht lange, und er begann mir zuzusetzen, daß ich ihn zu dem Ort führe, wo Huascar seine Kette und seine Schätze verborgen habe.
Die Zeit war meinen Plänen noch nicht günstig. Und ich wußte schon nicht mehr, mit welchem Vorwand ich seine Ungeduld vertrösten sollte, als plötzlich die politische Lage sich erneut zuspitzte.
Eines Morgens war ich im Innenhof, den ich in einen Patio verwandeln wollte, und überwachte das Fliesen des Bodens.
Villalcázar tauchte auf.
Ich rief ihn.
»Was sagst du dazu? Gefällt es dir?«
»Ich muß nach Lima.«
»Ein Problem?«
»Gonzalo hat vom König einen versöhnlichen Brief erhalten. Der König geruht einzugestehen, daß die Ernennung des Vizekönigs keine gute Wahl gewesen sei. Kurz, mit gewundenen Worten erklärt Seine Majestät sich bereit, Gewinn hin, Verlust her, die Hinrichtung des Vizekönigs zu übergehen und Gonzalo freizusprechen … Der Brief wurde ihm von Panama zugesandt durch Pedro de la Gasca, den neuen Gesandten Seiner Majestät. Wie man hört, ist La Gasca ein sehr kultivierter, sehr geschickter Geistlicher ohne jeden persönlichen Ehrgeiz. Er hat bereits einige der Unseren für sich gewonnen, die den Wind gerochen haben.«
»Welchen Wind?«
»Machen wir uns nichts vor. Wenn die
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