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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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mich für so dumm? Du heiratest mich, ich kriege mein Gold zurück, und wir teilen es … Dabei ist dieses Gold noch nichts im Vergleich mit … Hast du schon einmal von der sagenhaften Kette gehört, die man Huascars Kette nennt?«
    »Die Indier behaupten, sie sei siebenhundert Fuß lang und jedes einzelne Glied dick wie ein Handgelenk! Aber das erzählen sie doch nur, um uns wild zu machen. Die Pizarros haben überall nach der Kette gesucht. Es gibt sie gar nicht.«
    »Es gibt sie. Aber die Pizarros hätten halb Cuzco auf den Kopf stellen können. Dort, wo sie liegt …«
    »Ach, und das weißt du …?«
    »Sie gehört mir.«
    Villalcázar sprang auf.
    »Du lügst!«
    »Huascar hat sie in die Berge schaffen lassen, Stück für Stück. Und er hat mich hingeführt. Ich habe die Kette gesehen. Seine Schätze liegen auch dort. Er hat es für den Fall seines Todes getan. Er ist tot. Seinem Willen gemäß gehören die Kette und die Schätze mir. Glaubst du mir immer noch nicht?«
    Er sprach jetzt sehr langsam.
    »Möglich wäre es immerhin. Huascar soll ja für dich größere Narrheiten begangen haben, als je ein Inka für eine Favoritin beging, und nie hat jemand sein Gold entdecken können. Aber hast du bedacht …? Falls du die Wahrheit sagst … und tatsächlich ein solches Geheimnis besitzt …! Ist dir klar, daß ich dich ausliefern könnte, damit man dir die Zunge löst?«
    »Willst du mir Angst machen?« sagte ich. »Zwar bist du zu allem fähig, aber mir das anzutun, mir … Doch angenommen, du tätest es … Du siehst, ich habe auch daran gedacht! Was hättest du davon? Die königlichen Richter spaßen nicht. Nach dem Erobererrecht würde die Kette in die Truhen Seiner Majestät von Spanien wandern. Man würde dich mit Glückwünschen überschütten, mit weiterem Landbesitz vielleicht, ein Bettel! Wenn du hingegen die Kette als Besitz deiner Frau darbieten könntest … Ein Schatz wie der läßt sich nicht in Münze ausdrücken. Wenn du unmittelbar mit deinem König verhandeln würdest … dich zum Grafen oder Marqués zu erheben wäre ihm ein leichtes.«
    Er schüttelte den Kopf: »Irgend etwas steckt hinter deiner Geschichte. Ich hatte immer den Eindruck, daß du mich haßt, auch schon bevor … bevor deine kleine Tochter verunglückt ist, und da willst du nun …«
    Ich sammelte all meine Kraft: »Sprich nie mehr ein Wort von meiner Tochter! Was du getan hast, war ein Schurkenstück. Ja, ich habe dich furchtbar gehaßt. Wenn ich damals gekonnt hätte, wer weiß, ich hätte dich wohl getötet. Aber mit der Zeit … Zeit hilft denken. Ich weiß ja, daß du es nicht gewollt hast. Wer will schon den Tod eines unschuldigen Kindes? Und daß ich dich schon früher gehaßt habe … Gib zu, daß du mir allerhand Anlaß dazu geboten hast, verrückt, wie du warst! Aber wenigstens kenne ich dich. Man bietet einen Berg Gold und sich selbst obendrein keinem an, den man nicht kennt. Und so viele Liebhaber unter deinen Landsleuten hatte ich nicht, du warst der einzige. Wer könnte mir sonst helfen, meine Lage zu ändern? Ich bin es leid, Bartolomé, leid, als Geächtete zu leben, mich unseren Gesetzen zu unterwerfen. Wenn der Inka stirbt, heißt das für seine Frauen, lebendig begraben zu sein. Kannst du dir mich in einer Gruft vorstellen? Ich ersticke dort. Solange Manco da war, habe ich mit ihm gegen Euch gekämpft. Aber jetzt … Und eine verlorene Sache verfechten … Ich kann nicht verlieren. Das wenigstens verstehst du doch, oder?«
    »Wenn du mich belogen hast mit dieser Kette, bringe ich dich um.«
    Ich musterte ihn kühl.
    »Wenn du mir nicht vertraust, wenn du mich und mein Gold nicht willst, brauchen wir nicht weiter zu reden. Dann einige ich mich mit Gonzalo Pizarro.«
    »Gonzalo? Der ließe dich nicht lebendig aus seinen Klauen.«
    »Wetten wir?«
    Da endlich, endlich, ein Aufschrei!
    »Das wirst du nicht tun! Der rührt dich nicht an!«
    Und ich wurde gepackt, gewalkt, besiegt …
    Ich habe Villalcázars Anstürmen nie widerstehen können. Ich hatte es vorausgesehen. Mein elender Körper war bei dem Handel der beste Trumpf, den ich besaß.
    Das Bild, von dem Martin mir berichtet hatte, hing tatsächlich über dem Bett. Am Morgen, nach einer schlaflos verbrachten Nacht, tat ich, als sähe ich es nun bei Licht zum erstenmal.
    Villalcázar war keineswegs beschämt.
    »Es gibt derart unbedarfte Dinger … Wage mir zu schwören, daß du in den Armen deines ›Indiers‹ nie an mich gedacht

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