Die Favoritin
hast!«
Und an seinem Lachen, dem eitlen Siegerlachen des Mannes erkannte ich, daß er schon mit beiden Beinen in der Falle stak.
Er reiste von Cuzco nach Lima, wo Gonzalo Pizarro Hof hielt, und zurück und bekam die Erlaubnis.
»Ich war immer auf der Seite der Pizarros. Gonzalo konnte sie mir nicht abschlagen. Deine Besitzurkunden sollen sein Hochzeitsgeschenk sein. Übrigens kommt ihm die Sache politisch gelegen. Die Vereinigung der Frau des Inka Manco mit einem spanischen Hauptmann symbolisiert die Verständigung, die wir zwischen unseren beiden Rassen herstellen wollen. Ein Beispiel, das von oben kommt, ist ansteckend.«
Keine Hochzeit ohne Taufe.
Villalcázar stellte mich dem Bischof von Cuzco vor.
Der Bischof empfing mich liebenswürdig. Galten seine Segnungen der Sünderin, die eine entzückende Demut bewies, oder galten sie meinem Gold, von dem seit unserer Verlobung viel die Rede war? Die Entscheidung überlasse ich Euch, Pater Juan.
Mit Hilfe des Geistlichen, den er beauftragte, mich in der Religion zu unterweisen, begann ich zugleich, Kastilisch lesen und schreiben zu lernen. Der Bischof hatte die Güte, mir seinen Geistlichen so lange zu leihen, bis ich imstande war, einen Text zu entziffern. Lesen, schreiben, sehen, wie die Worte aus der Feder flossen, das eigene Tun und Denken festhalten – all das fand ich ganz wunderbar. Ich gestehe freimütig, daß ich mich dem mit größerer Begeisterung widmete als dem Erlernen von Dogmen, die mir das Fegefeuer prophezeiten.
Am Tag vor der Hochzeit wurde ich getauft und erhielt den Vornamen Ines. Villalcázar hatte meine Patin unter den Gemahlinnen seiner Freunde gewählt. Die Freunde hatten ihn lautstark beglückwünscht. Die Frauen hingegen geizten mit Höflichkeiten. Für sie roch jede Indianerin nach Schwefel und Unzucht.
Zur Entlastung dieser Frauen sei gesagt, daß die Herren Gemahle, die sich mit vollem Genuß an den noch grünen oder schon reifen Früchten labten, die ihrem allmächtigen Willen zu Gebote standen, schwerlich das Herz aufbrachten, sich ins Ehebett zu schwingen, um schlicht ihre Pflicht zu erfüllen und Kinder in Bäuche zu pflanzen, denen die einzige erlaubte Lust der Zeugungsakt war.
Gonzalo Pizarro beehrte unsere Vermählung durch seine Gegenwart. Mit den Jahren hatte sich sein Äußeres verfeinert. Glänzender Bart, sehnige Raubtiergestalt, er war schön. Nur verdarben sein Wortschatz und seine Manieren den guten Eindruck ein wenig.
Cuzco empfing ihn wie einen König.
Als er mir die Urkunden überreichte, die mir meine Besitzrechte wiedergaben, sagte er: »Endlich gehört Ihr zu uns, Señora! Dazu hättet Ihr Euch schon vor zehn Jahren entschließen sollen.«
»Es hätte Eurer Exzellenz damals noch nicht zu solcher Befriedigung gereicht«, erwiderte ich lächelnd.
Er lächelte zurück.
Und zu Villalcázar gewandt, sagte er: »Die einzige, die ich nicht gekriegt habe. Ich liebe dich eben zu sehr, mein Freund, das ist das Ärgerliche!«
Nach den Festlichkeiten begaben wir uns in das Yucaytal.
Es war die Zeit der Feldarbeiten. Auf den Pflanzterrassen gruben die Männer den Boden mit ihren Takllas um. Die Frauen knieten vor ihnen und zerbrachen mit den Händen die Erdschollen.
Ich rief Villalcázar, der neben meiner Sänfte ritt: »Siehst du die Frauen dort? Ich könnte eine von ihnen sein.«
Er gab keine Antwort. Er war gereizt über den Schritt der Träger. Die Ankunft im Palast besänftigte ihn. Ich hatte Qhora Tage zuvor mit meinen Anweisungen hingeschickt.
Nachdem er die Räumlichkeiten flüchtigen Auges bewundert hatte, stiegen wir durch mein Schlafgemach in den unterirdischen Saal hinunter. Vor der Menge Gold, die dort beisammen lag, verharrte er eine Weile sprachlos. Dann, während ich mich meinen Erinnerungen hingab, begann er einzelne Gegenstände anzuheben und ihr Gewicht zu schätzen. Ich sagte Euch ja, Pater Juan, für Eure Landsleute richtet sich die Schönheit nach dem Gewicht. Dabei bezeichnen sie uns als Barbaren!
Wir verbrachten eine Woche in Yucay. Es waren fröhliche Tage. Marca Vichay verwöhnte uns mit Aufmerksamkeiten und prächtigem Wildbret. Wir besprachen mit ihm die Restaurierungsarbeiten. Eure Spanier mit ihren Pferden und Trinkgelagen und mit ihrer Habsucht hatten Spuren hinterlassen …
Die Curacas meiner Dörfer eilten herbei. Ich stellte sie ihrem neuen Herrn vor. Villalcázar zeigte sich von seiner besten Seite. Sein Besitztum bezauberte ihn, und der überquellende Reichtum, auf den er
Weitere Kostenlose Bücher