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Die Favoritin

Titel: Die Favoritin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davenat Colette
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Samen ganz in dich aufnimmst und er vollkommenen Genuß hat! Und wenn du merkst, daß sein Verlangen schlaff bleibt …«
    Es folgten Ratschläge, die ich mit purpurrotem Gesicht anhörte.
    Mögen die Männer bei uns auch ein offenes Wort führen und davon reichlich Gebrauch machen, sind die Frauen doch zu größtem Anstand in ihrer Ausdrucksweise erzogen … Aber wer hätte es gewagt, die Coya mit irgendeiner anderen Frau zu vergleichen? Nichts kann den Mund einer Göttin besudeln. Dieser Gedanke stellte meine Ehrfurcht wieder her.
    Sie klatschte in die Hände.
    Eine Zwergin erschien.
    »Geh«, sagte die Coya.
    Die Zwergin führte mich langsam und schweigend zu den Gemächern des Inka. Vor seiner Tür wachten ein Jaguar und ein Puma mit smaragdbesetzten, goldenen Halsbändern. Sie knurrten, als ich mich näherte. Die Zwergin stieß eine Art Pfeifen aus, und sie verstummten.
    Ich trat ein.
    Eine Fackel erhellte den Raum. Wie oft hatte ich anläßlich großer Feste meinen Vater und die Männer unserer Ayllu niedergestreckt vom Chichawein gesehen! Ich erkannte sofort, daß Huayna Capac betrunken war. Das gab mir meinen klaren Verstand zurück. Die Lage war mir vertraut, dazu brauchte ich die Ratschläge der Coya nicht.
    Ich näherte mich der am Rand des Lagers hingesunkenen Masse, wagte die Hände an den Leib meines Gebieters zu legen, und es gelang mir, ihn herumzuwuchten, ich streckte seine Beine aus und deckte ihn zu.
    Der Vorgang ist mit wenigen Worten gesagt, aber glaubt mir, Pater Juan, ich war vor Anstrengung in Schweiß gebadet! Bei dem leisesten Knurren, das sich der erhabenen Brust entrang, zitterte ich, die Wut könnte ihn aus seinem Dusel reißen und zu den schlimmsten Ausschreitungen verleiten.
    Es war vollbracht, aber ich wußte nicht weiter. Weggehen? Einfach weggehen, weggehen, ohne daß der Inka meinem Fleisch sein Siegel aufgedrückt hätte, weggehen also, um in das Acllahuasi zurückzukehren …! Und es gäbe ja keine zweite Chance, da die Coya mir nie verzeihen würde, wenn ich ihr Wohlwollen enttäuscht hätte. Wie sollte ich mich vor ihr rechtfertigen? Durfte ich niederes Geschöpf mich vermessen, auch nur anzudeuten, daß die Chicha auf den Sohn der Sonne die gleiche Wirkung hatte wie auf den Mann der Felder?
    Ich betrachtete Huayna Capac. Der Schlaf glättete seine aufgedunsenen Züge, milderte die Falten. Wie er da auf dem Rücken lag, unter seinen Decken, war er sehr schön und nicht allzu furchteinflößend!
    Einer raschen Eingebung folgend, streckte ich mich auf eine Matte nieder, entschlossen, sein Erwachen abzuwarten … Und erschöpft vor lauter Gefühlsregungen schlief ich ein.
    Als er mich morgens zu Füßen seines Lagers entdeckte und sich bei vollen Kräften fand, nahm mich der Inka. Ich war gelöst und feucht, noch halb im Schlummer, zart wie ein frisches kleines Maisbrot, er schien zufrieden.
    Dann rief er. Der Jaguar und der Puma kamen hereingesprungen, beschnupperten und beleckten mich. Ich verbarg meinen Schrecken so gut ich konnte. Der Inka lachte.
    Ein Würdenträger – einer seiner Brüder und sein vertrauter Ratgeber – trat ein. Da er mich sah, beglückwünschte er Huayna Capac, die Nacht durchwacht zu haben wie ein junger Mann. Die gute Laune des Inka wuchs.
    Mehrere Acllas betraten das Schlafgemach. Sie breiteten Schilfmatten auf den Boden und bedeckten sie mit goldenen Schalen. Da gab es reiche Speisen aller Art, gebratene Vögel, herrliche Fische, Pilzgerichte und Früchte aus den heißen Zonen, die ich nicht kannte. Sie brachten eine mit Wolle bezogene kleine Holzbank. Der Inka nahm Platz. Sie schickten sich an, ihn zu bedienen. Mit einer Geste wies er auf mich, mit einer zweiten beurlaubte er sie. Der Blick, den sie mir im Gehen zuwarfen, zeigte mir, welch hohes Vorrecht mir zuteil wurde.
    Insgeheim die guten Mamacunas von Amancay segnend, die mich den Dienst bis in jede Einzelheit gelehrt hatten, nahm ich eine goldene Schale, wartete, bis der Inka seine Wahl getroffen hatte, und nachdem ich die Schale so garniert hatte, daß der Fisch dem Auge den verlockendsten Anblick bot, reichte ich sie ihm und blieb vor ihm stehen, bis er sie geleert hatte. Die Mahlzeit zog sich hin. Ich bewunderte den Appetit des Göttlichen. Im Dorf ist man an Kargheit gewöhnt. Ich hatte auch Hunger. Die Düfte, die von den Speisen aufstiegen, setzten meinen Magen in Aufruhr. Als er gesättigt war, erlaubte er mir, einen kleinen Entenknochen zu nehmen, den ich mit Wonne abnagte.
    Die

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