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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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dem, was er las, und blätterte nur ab und zu um, damit niemand ihn störte.
    Am Kamin saß Callahan mit einem Buch, seine Nähe wirkte beruhigend auf Benny. Auf den Sofas lümmelten Oliver, Richard und Nicholas Hunter herum, dazu Neill Graham und Dave Bennett. Sie hatten eine Firmenbesprechung, ein außerordentlich wichtiges Meeting, bei dem es um die geschäftliche Annäherung der Pink Panther AG und der Transformers ging. Man hatte, so Olivers großspurige Verkündung, erkannt, dass die Konkurrenzsituation die Entfaltung des großen Potenzials beider Firmen behinderte, und eine außerordentliche Sitzung einberufen, wie Richard Benny verraten hatte, um eine Annäherung zum beiderseitigen Vorteil anzustreben und valide Kompromissvorschläge auszuarbeiten. Vor allem allerdings vertilgten sie Unmengen Chips, stürzten literweise Cola und Tee hinunter und zogen über die nicht anwesenden Firmenmitglieder her. Vermutlich war es eine sehr naturgetreue Abbildung eines richtigen Meetings, hatte Benny zwischendurch zerstreut gedacht. Oliver sah sehr zufrieden aus. Aber wann tat er das nicht?
    Vor ihm stand Lester Morgan und trug eine wichtige Miene zur Schau. »Ungern«, sagte Benny. »Ich lerne.« Er hatte Kopfschmerzen. »Worum geht es denn?«
    Auffordernd deutete der stockdürre Morgan mit dem Kopf zur Tür. Seufzend legte Benny das Buch beiseite und streckte sich. Seine Gelenke knackten.
    »Au«, sagte Morgan. »Die Kapseln. Du musst mehr Dehnübungen machen. Oder weniger, das kommt ganz darauf an. Nimmst du Magnesium?«
    »Was?«
    »Gut für die Gelenke. Für die Durchblutung. Hast du nachts manchmal leichte Wadenkrämpfe?«
    »Nein.«
    »Falls du welche bekommen solltest, nimm Magnesium. Das hilft, ehrlich. Nimm es aber abends vor dem Schlafengehen und nie innerhalb derselben Stunde, in der du Milch trinkst. Magnesium ist ein Calcium-Vernichter.«
    Aus dem Augenwinkel fing Benny Callahans Blick auf. Callahan verzog das bewegliche Gesicht zu einer verzweifelten Miene und wackelte mit einem Ohr, um sein Mitgefühl auszudrücken.
    »Kommst du?«, fragte Morgan ungeduldig.
    Resignierend folgte ihm Benny vor die Tür. »Worum geht es denn?«
    Wortlos strebte Morgan ihm voran zur nächsten kleinen Nische, in der ein Tisch und drei Sessel standen. Als Benny hineinschaute, wäre er fast zurückgeprallt.
    Dort saß Sandy Carter. Der Blonde mit dem Pferdeschwanz aus der Bibliothek. Der Typ aus dem Zirkel. »Benny«, begrüßte er ihn, seine Augen waren freundlich, das Gesicht ernst, aber nicht angespannt. »Schön, dass du Zeit für mich hast. Setz dich doch. Danke, Morgan – du hast sicher noch was zu tun. Lass dich nicht aufhalten.«
    Morgan sah aus, als ersticke er fast an seiner Neugier. Ein Schüler der Abschlussklasse, dazu noch ein Zirkelmitglied, wollte Benny sprechen! Wenn das mal nicht aufregend war! Aber er verzog sich artig. Benny und Carter waren allein.
    Der Zirkel also. Benny hatte den ganzen Abend darüber nachgedacht, was er vorhin am See gesehen hatte. Oder vielmehr: Was er nicht gesehen hatte. Wo der riesige Wolfshund hergekommen war, zum Beispiel. Wohin Leslies kleine Schwester verschwunden war.
    Es gab keine Erklärung. Außer der, dass er verrückt geworden war. Oder dass ganz normale Erklärungen für das, was hier passierte, nicht ausreichten. Seit Stunden überlegte Benny sorgsam, was ihm plausibler vorkam. Jedenfalls gab er vor, das zu tun. In Wirklichkeit war er wie gelähmt, und seine Gedanken drehten sich in einem so engen Kreis, dass ihm immer schwindliger wurde.
    Eine ganze Weile musterten sie einander abschätzend.
    »Du bist bestimmt durcheinander«, sagte Carter schließlich freundlich.
    Benny antwortete nicht. Er studierte Carters Gesicht. Es war ein ganz normales, nicht weiter auffälliges Gesicht, das Lächeln fast kameradschaftlich. Es gab keinen Anlass, Sandy Carter nicht für einen netten Kerl zu halten.
    »Weshalb sollte ich durcheinander sein?«, fragte er zurückhaltend.
    Carter lehnte sich zurück und betrachtete ihn nachdenklich. »Du siehst aus, als glaubtest du, ich würde in der nächsten Sekunde eine Keule zücken und sie dir über den Schädel ziehen.«
    »Und?«
    »Was meinst du?«
    »Und – wirst du das?«
    Ein kurzes Lächeln zog durch Carters Gesicht. »Eigentlich nicht, nein.«
    »Nett von dir.«
    Carter hob ein Bein, packte es beim Fußknöchel und legte es über das andere. Es sah ein bisschen sperrig aus und erinnerte Benny an den Versuch einer Heuschrecke, sich zu

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