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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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einer bequemen Position zusammenzufalten. »Ich glaube, du bist ein Typ, der Ehrlichkeit verträgt. Alasdair MacGregor hat mich gebeten, mit dir zu reden.«
    Um Bennys Mundwinkel zuckte es. »Aha.«
    »Du hast vorhin einer etwas unangenehmen Diskussion zwischen ihm und seiner Schwester beigewohnt.«
    Zuerst wusste Benny nicht, wovon er sprach. Dann fiel es ihm wieder ein. Leslie und Alasdair vor dem Speisesaal. Er blinzelte. Es war ein ganz unwirkliches Gefühl – war das wirklich heute gewesen? Und wollte Carter wirklich darüber mit ihm reden? Gegen das, was am See geschehen war, kam es ihm so unerheblich vor.
    »Eine … Diskussion«, wiederholte er stumpf.
    »Er hat sie geschlagen«, sagte Carter offen. »Und du hast ihm eine reingehauen. Ehrlich gesagt, mir imponiert das. Es gibt keine Entschuldigung dafür, ein Mädchen zu schlagen. Eigentlich, ich ziehe da ungern künstliche Geschlechtergrenzen, gibt es keinen vertretbaren Grund dafür, irgendwen zu schlagen.« Sein Lächeln war nicht da, um zu verhüllen, was er meinte.
    »Touché«, sagte Benny trocken. »Ich bin da kein Waisenknabe, willst du wohl sagen.«
    »Ich vermute nur, dass du weißt, dass einem manchmal die Hand ausrutschen kann, wenn man ein unglückliches Temperament hat.«
    »Das ist keine Entschuldigung«, sagte Benny lahm.
    »Richtig«, stimmte Carter zu. »Keine Entschuldigung. Nur eine Erklärung. Entschuldigungen müssen die Betroffenen untereinander finden. Die MacGregors betrachten ihre Familienangelegenheiten als ureigenste Privatsache. Und vermutlich ist das die einzig vernünftige Herangehensweise, wenn man ein Internat leitet, das in unmittelbarer Nähe zum eigenen Wohnort liegt, dazu in einer so abgeschiedenen Ecke wie hier in Glenshee.«
    Benny nickte vorsichtig. »Schon klar. Ich halte mich raus.«
    Carter musterte ihn. »Du siehst nicht aus wie jemand, der sich gern in Schwierigkeiten bringt.«
    »Bin ich in Schwierigkeiten?«, fragte Benny.
    Wieder musterte Carter ihn lange. »Ja«, sagte er dann. »Wenn du es auf deine Position in Glen beziehst: Ja. Aber so wie ich es verstanden habe und einschätze, ist das Angebot von Alasdair Folgendes: Du hältst dich ab sofort aus seinen Angelegenheiten raus, kümmerst dich nur noch um deine eigenen, und für ihn ist die Sache erledigt. Seine Angelegenheiten, das betrifft gewisse Vorkommnisse auf Glen sowie alles, was mit der Familie MacGregor zusammenhängt.«
    Vorkommnisse, dachte Benny. Plötzlich war er auf der Hut.
    »Vorkommnisse«, wiederholte er.
    Sandy Carter lächelte neutral. »Richtig. Vorkommnisse.«
    Wusste Carter, was heute am See geschehen war? Oder war beides, der Vorfall am See und der beim Mittagessen, vollkommen unabhängig voneinander, stimmte womöglich etwas auf Glen und in Glenshee ganz empfindlich nicht, aber der Zirkel hatte damit gar nichts zu tun? Vielleicht waren sie nur ein Haufen aufgeblasener Angeber, und er interpretierte in das großspurige Wort Vorkommnisse zu viel hinein. Er wusste es nicht. Aber falls Sandy Carter auf das anspielte, was am See geschehen war, dann war Benny nicht verrückt. Dann hatte er es sich nicht nur eingebildet. Denn wenn er verrückt wäre, dann hätte er eine sehr viel abenteuerlichere Ansprache zurechtfantasiert. Sandy Carters neutrale Worte und sein sachliches Auftreten entsprachen nicht Bennys Sinn für Dramatik. Das war ein reichlich dünnes Fundament für die Schlussfolgerung, nicht den Verstand verloren zu haben, aber Benny genügte es, und plötzlich lief es ihm eiskalt über den Rücken. Wolfshunde, die aus dem Nichts auftauchten. Kleine Mädchen, die sich vor seinen Augen auflösten. Und Felix mittendrin. Den würde er sich packen. Er musste es vorsichtig anstellen, wenn der Zirkel ein Auge auf ihn hatte. Glen hat Ohren, dachte er. Vorsichtig also. Aber wenn Felix das nächste Mal die Burg verließ, würde er, Benny, ihn sich schnappen, und dann würde Felix ihm verraten, was hier vorging, und wenn Benny es aus ihm herausprügeln musste.
    »Ich bin hier, um zu lernen und einen guten Abschluss zu machen.« Bennys Stimme klang künstlich und unglaubwürdig, auch in seinen eigenen Ohren. »Nicht, um mir Ärger mit irgendwem einzuhandeln. Am allerwenigsten mit dem … den MacGregors.«
    Mit seinen Blicken unterzog ihn Carter einer sorgfältigen, freundlichen, aber gründlichen Prüfung. Endlich schien er zufrieden zu sein und nickte. »Okay. Das freut mich. Freut mich wirklich.«
    Benny zuckte mit den Schultern. »Kann ich

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