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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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einschlagen. Diesen Schädel mit den riesigen, schwarzen Augen. Aber Benny ließ ihn nicht. Benny hielt ihn fest. Vor Verzweiflung schrie er auf. »Will!«, brüllte er sinnlos. Dann sah er einige Windgeister, die sich aus großer Höhe jubelnd auf das Mädchen stürzten, ihr hastig durch die Haare zischten und wieder emporstiegen, sie waren wie ein verspieltes Rudel junger Hunde, zu dumm, um zu verstehen, was geschah, und sie konnten ihr ohnehin nichts anhaben. Nichts Mächtigeres dabei, nur einige kleine Windgeister, schon nicht mehr dieselben wie vorhin, die waren fort, und neue waren gekommen.
    »Wenn ihr helfen wollt«, keuchte Felix, »dann holt Leslie. Oder holt Grau. Holt Grau!«
    Die Geister kicherten und stiegen empor. Alle bis auf einen. Der verharrte kurz, so dass Felix sein Gesicht sehen konnte, soweit man bei einem Windgeist von einem Gesicht sprechen konnte. Schwach ausgeformte kindliche Züge, ein Vollmondgesicht. Vielleicht war es nicht einmal sein eigenes Gesicht, sondern er versuchte, das von Felix nachzuahmen. Aber er hörte zu. Er hörte zu.
    »Hol Grau«, flehte Felix. »Verstehst du? Hol Grau, so schnell du kannst!«
    Das Mädchen haschte nach dem Windgeist, aber da nickte er schon und sauste davon. Sie griff ins Leere.
    Einen Augenblick lang starrte sie ihn an. »Du bist sehr gemein«, jammerte sie dann. Kleiner fetter Junge, flüsterte eine Stimme hinterher, und er war nicht sicher, ob er es sich nur einbildete oder es wirklich gehört hatte. Sie tat einen Schritt auf ihn zu.
    Hinter ihr eine Bewegung. Unvermittelt stand dort Grau. Sein Körper floss aus dem schwachen Nebel zusammen, der über den Wiesen hing. Abrupt löste sich Bennys fester Griff. Felix hörte ihn ächzen.
    Die Kleine schaute Felix an.
    Dann löste sie sich auf.
    Auf einmal stand dort nur noch Grau. Er hatte die Zähne entblößt.
    Felix’ Herz schlug schmerzhaft langsam. Kein Körper. Sie hatte sich nicht in einem wirklichen Körper hergetraut. Sie war nicht wirklich dagewesen. Er hätte ihr nichts anhaben können. Vielleicht war sie noch weniger wirklich gewesen als bei Nacht. Kurz zweifelte er an seinem Verstand.
    Er war nicht der Einzige.
    »Was zum … was war das?«, flüsterte Benny. »Was … was zum Teufel war das?«
    Felix hielt noch immer den Stein in der Hand. Er öffnete die Faust und ließ ihn fallen. Grau regte sich nicht. Er beobachtete Felix mit gelblichen Augen.
    Felix versuchte, ruhig zu atmen. Er schaffte es nicht. Angst stieg in ihm auf, als käme rasch die Flut und schwemme ihn fort. Er öffnete den Mund, aber heraus kam kein Wort, sondern nur stoßweiser Atem. O Gott, dachte er, und dann dachte er an Leslie, die von Gott nichts hielt, und stellte fest, dass auch er nicht auf seine Hilfe vertraute, nicht hier. O Pan, dachte er, aber Pan war ein ebenso unzuverlässiger Beschützer, wie seine Geschöpfe unberechenbar waren, und Felix fand keinen Trost darin, ihn anzurufen.
    Ruhig erwiderte Grau seinen Blick. Aber Grau hatte Will nicht beschützen können. Und was waren Ohrenstöpsel denn wert, wenn es die Schwarze Banshee auf einen abgesehen hatte? Nichts. Sie musste nur einen kleinen Kobold schicken, der sie ihm aus den Ohren zog, wenn er schlief. Und dann würde sie für ihn singen. Und er würde schreien. Schreien, ohne aufzuhören. Grau konnte ihn nicht beschützen. Leslie konnte ihn nicht beschützen. Es war vorbei. Die Schwarze Banshee wusste, dass er sah, und er hatte einen Stein nach ihr geworfen. Wills Schicksal mochte gnädig sein im Vergleich zu dem, das ihn erwartete.
    Er wandte sich ab und taumelte davon. Hinter sich hörte er Benny rufen, aber er drehte sich nicht um. Er kam ein paar Schritte weit, dann holte Grau ihn ein. Lautlos wie Nebel tauchte er auf und trottete neben ihm her, riesig und verlässlich und einen Schutz versprechend, den er nicht leisten konnte.
    Hinter ihnen rief wieder Benny, es klang verloren und fern, aber Felix hörte nicht hin. Ich kann nie wieder schlafen, dachte er noch. Dann erreichte die nackte, kalte Angst seinen Kopf, und er dachte gar nichts mehr.

Drittes Buch
    DRITTES BUCH

24 Vorkommnisse
    24 VORKOMMNISSE
    » K ann ich dich kurz sprechen?«
    Erstaunt blickte Benny auf. Er saß mit seinen Spanischübungen im Kaminzimmer, an dem einzigen kleinen Tisch in Kaminnähe. Es hatte sich herausgestellt, dass er mit den traditionellen Lehrbüchern doch am besten fuhr, zumindest bei Spanisch. Allerdings half ihm das jetzt auch nicht weiter, er begriff nichts von

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