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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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jetzt gehen? Ich habe nämlich bis morgen noch ganz schön was zu tun.«
    »Spanisch, richtig?«
    Überrascht schaute Benny auf. »Woher …«
    »Morgan.« Carter lachte aufgeräumt. »Nichts Geheimnisvolles. Ich habe Morgan gefragt, ob er dich vielleicht holen würde, und er hat ein bisschen rumgedruckst und gesagt, du lernst gerade Spanisch, und Darcy hätte ihm erzählt, dass du das auch bitter nötig hättest. Und dass er glaubt, du würdest es ganz sicher verhauen.«
    »Nett von Darcy«, brummte Benny.
    »Beweis ihm das Gegenteil.« Lächelnd stand Carter auf. »Du läufst gern, oder?«
    Benny stand ebenfalls auf und nickte.
    »Nutz doch die Zeit – in der Medienbibliothek gibt es Lern software. Auch als MP 3 müsste da Etliches sein. Ich weiß das leider sehr genau – Malcolm aus meinem Zimmer ist nämlich nervös wegen seiner Russisch-Prüfungen nächstes Jahr und schwört auf das bequeme Lernen im Schlaf. Die faule Sau. Jedenfalls hört er die ganze Nacht dieses Zeug und behauptet, es bringe fast genau so viel, wie im Wachzustand zu lernen, würde nur tierisch Zeit sparen. Leider quatscht er dadurch die halbe Nacht Russisch. Ich wache dauernd davon auf.«
    »Klingt super.« Benny rang sich ein Grinsen ab.
    »Besorg dir so was für Spanisch und hör es dir beim Laufen an. Neurologischen Studien zufolge funktionieren kognitive Fähigkeiten besonders gut in Bewegung. Oder auch: Wer läuft, während er Verben konjugiert, ist doppelt so schnell. Leider nicht beim Laufen, aber doch beim Lernen.« Jetzt war Carter ganz in seinem Element. Ein bisschen erinnerte er Benny an Daniel Green, der auch diesen Glanz in den Augen bekam, wenn er seine Theorien ausbreiten durfte. Vielleicht war Carter tatsächlich gar kein schlechter Kerl. Nicht, dass Benny Sehnsucht danach verspürte, sich mit ihm anzufreunden, aber er stellte fest, dass er ihn ganz okay fand.
    »Ich habe keinen MP 3-Player«, sagte er. »Das heißt, ich habe einen, aber zu Hause.«
    »Na und?«, fragte Carter schulterzuckend. »Leih dir halt einen in der Bibliothek aus.«
    »Da gibt es welche?«
    »Klar. Werden kaum benutzt, die meisten haben eigene, und es wird ja auch nicht gern gesehen, wenn man hier mit Stöpseln im Ohr durch die Gegend rennt. Aber für Lernzwecke … leih dir halt einen aus. Hab ich letztes Jahr auch gemacht, als meiner aus dem Fenster gefallen ist.«
    »Gibt es vielleicht auch eine Musikbibliothek?«
    »Weiß nicht. Denke schon.«
    »Danke für den Tipp. Wirklich. Danke. Das ist cool.«
    »Gern«, sagte Carter und lächelte. »Ich helfe gern, wenn ich kann.«
    »Noch drei Mal«, sagte Cooper zur Begrüßung, als er kurz nach Benny im Stall eintraf.
    Benny nickte. »Wird mir fehlen.«
    Cooper schnaubte nur. Während er seine Schubkarre und die Mistgabel holte, stellte Benny fest, dass seine Bemerkung gar nicht so ironisch gewesen war, wie er geglaubt hatte. Er hatte sich daran gewöhnt – an das leise Schnauben der Pferde, an ihre glatten Leiber und schnobernden Nüstern, die weich an seinen Taschen herumtasteten, auf der Suche nach Futter. Selbst der Geruch störte ihn kaum noch. Die Arbeit ging ihm leicht von der Hand, und das Schweigen zwischen ihm und Cooper war längst nicht mehr feindselig. Jedenfalls empfand er selbst es nicht mehr so, vielleicht sah Cooper das anders. Was Benny betraf, war die pädagogische Rechnung der Rutherford aufgegangen. Zwar war er weit davon entfernt, Cooper zu fragen, ob sie nicht die Weihnachtsferien zusammen verbringen sollten, aber sein Ekel hatte sich gelegt. Noch immer war Cooper hässlich wie die Nacht, die alten Pickel waren weg, aber durch reichlich neue ersetzt worden – ein besonders fetter saß genau unterhalb seines linken Nasenflügels –, und auch nach zwei Monaten gemeinsamen Stalldiensts zeichnete er sich nicht plötzlich durch bemerkenswerte Intelligenz aus. Aber er störte Benny nicht mehr besonders.
    Er öffnete die Box von Galan, dem riesigen, hellbraunen Pferd, zu dem er sich an seinem ersten Abend im Stall nicht hineingetraut hatte. Galan steckte bereitwillig den Kopf ins Halfter und ließ sich auf die Stallgasse hinausführen, er war so friedlich wie immer. Zur Belohnung klopfte Benny den seidigen Hals, holte die zwei Haufen Äpfel aus der Box, die Galan im Laufe des Tages dort gelassen hatte, und fragte sich, was man den ganzen Tag über dachte, wenn man so in der Box herumstand. Morgens kamen die Pferde vier Stunden lang auf die Weide, im Schnitt wurden sie zwei Stunden

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