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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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kleine Mädchen auf und an Benny vorbei. Schaute Felix an.
    Ihre Augen waren vollkommen schwarz. Da war kein Augenweiß. Wie die Augen eines Tiers, aber ohne Pupille, ohne Iris.
    Wie die Augen des Kelpies.
    Mit dem Fuß tastete Felix nach dem Boden. Er spürte ihn nicht. Hart schluckte er und spürte auch das nicht. Vor Angst war urplötzlich sein ganzer Leib taub.
    Das Mädchen runzelte die Stirn. Dann griff sie nach Bennys Hand und zog ihn mit sich. Benny folgte ihr.
    Das blonde Haar, dichter als Leslies, voller, aber auch ganz fein, wehte ihr in Locken um den Kopf und lang über den Rücken, es sah unwirklich aus. Einige Windgeister sausten hindurch, zornig, aber auch ängstlich, sie blieben nicht lange genug, um etwas anzurichten, sondern stürzten im Sturzflug nieder und sahen zu, dass sie wieder fortkamen.
    Ihr Gesicht war klein, herzförmig und süß – wenn man diese Augen nicht sah. Und Benny sah sie nicht. Für ihn hatte sie vermutlich Leslies Augen, hellblau wie ein Morgenhimmel, der sich noch nicht entschieden hatte, ob er sich ernstlich bewölken oder aufklaren sollte.
    Felix machte den Mund auf. Heraus kam nur ein Krächzen.
    Benny hatte ihn nicht gesehen. Kurz dachte Felix daran, zu Gin zu laufen und hastig hervorzusprudeln, was er gesehen hatte. Aber bis er mit Gin zurückkehrte, wären die beiden fort.
    Leslies Schwester. Schwarze Augen wie die des Kelpies. Und mit einem Mal begriff er, dass dies nicht Leslies Schwester war. Dass sich ein Geschöpf ihrer Gestalt bedienen mochte oder dass es sogar Zufall war, dass sie Leslie ähnlich sah. Mit solcher Sicherheit wusste er, mit wem er es hier zu tun hatte, dass er sich fast auf seine eigenen Füße erbrochen hätte vor Angst. Am Tag! Am Tag trieb sie sich hier herum, es dämmerte kaum! Der Gedanke versetzte ihm einen solchen Schlag, dass es ihn lähmte. Er rettete sich jede Nacht von Abenddämmerung zu Morgendämmerung, so gut es eben ging, und begrüßte jeden neuen Tag wie einen Freund, der ihn aus größter Gefahr errettete. Aber wenn sich die Schwarze Banshee am Tag hier draußen herumtrieb, dann gab es keine noch so zerbrechliche Sicherheit. Dann gab es keinen Schutz.
    Sie gingen Richtung Herrenhaus. Aber das war, wurde ihm klar, mit Sicherheit nicht ihr Ziel. Direkt hinter dem Herrenhaus begann das Moor.
    Sie nahm ihn mit zum Moor.
    Die Lähmung fiel von ihm ab. »Benny!«, schrie er und lief los. Unter seinen Füßen spritzte Sand.
    Erstaunt drehte sich Benny um. An seiner Hand drehte sich das kleine Mädchen mit. Sie entblößte die Zähne und fauchte Felix lautlos an. Tränen stiegen ihm in die Augen. O Gott o Gott O GOTT !, dachte er und wünschte, er würde das Bewusstsein verlieren. Und nun? Was jetzt?
    »Felix!«, sagte Benny erstaunt. »Was machst du denn hier?«
    Und was machst du da?, wollte Felix ihn anschreien. Weißt du nicht, mit was du es da zu tun hast? Aber natürlich wusste Benny es nicht.
    Dafür glomm in den schwarzen Augen des Mädchens Begreifen auf. Sie starrte Felix an. Er schaute weg und heftete den Blick auf Bennys Gesicht. Bennys freundliches, schmales, etwas blasses Gesicht.
    »Ich wollte«, stammelte er. »Ich wollte …«
    »Was denn? Hör mal, ist es sehr dringend? Leslies Schwester hier …«
    »Das ist nicht Leslies Schwester!«, schrie Felix auf. Synchron hoben beide, Benny und das kleine Mädchen, die Brauen. Sie schauten einander an. Die Kleine zuckte mit den Schultern, als wüsste sie auch nicht, was sie davon halten sollte. Es war eine unschuldige und reizende Geste. Überhaupt sah sie ungeheuer süß aus. Als müsse sie erst noch lernen, dass es in der Welt auch noch etwas anderes gab als liebevolle Eltern, hübsche Kleidchen, Teddybären und Himbeermarmelade.
    »Was meinst du?«, erkundigte sich Benny vorsichtig, als habe er es mit einem geistig etwas zerbrechlichen Gegenüber zu tun, das man nicht reizen sollte. »Das ist Leslies Schwester. Sie hat mir gerade erzählt, dass …« Er brach ab.
    Die Kleine zog an seiner Hand. »Es geht ihr wirklich nicht gut«, lispelte sie. »Bitte, können wir zu ihr?« Jetzt traten sogar Tränen in ihre Augen. Es sah absurd aus, die schwarzen Kugeln schimmerten feucht und schienen noch größer zu werden, als würden sie sich weit öffnen. Fast hätte Felix’ Blase nachgegeben. Ihm wurde bewusst, dass sie noch kein einziges Mal geblinzelt hatte.
    »Er kann mitkommen«, sagte sie, deutete auf Felix und zerrte an Bennys Hand. »Bitte, schnell!«
    »Tja«, sagte Benny und

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