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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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eine Weile, bis er die nächste zu fassen bekam, und sie war erstaunlich banal: »Träume ich?«
    »Hm.« Sie warf ihm einen listigen Blick zu. »Vielleicht machst du es dir leichter, wenn du davon ausgehst.«
    »Was mache ich mir leichter?«
    »Das, weshalb wir hier sind, Grau und ich. Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Fast blieb er stehen. »Weshalb ihr hier seid? Habt ihr gewusst, dass ich komme?«
    »In einem Traum wäre das durchaus möglich«, gab sie zu bedenken. »Und falls es kein Traum ist, wäre es denkbar, dass wir seit einer Weile darauf warten, dass du endlich mal wieder deinen Hintern aus der blöden Burg rausbewegst, um mit dir zu sprechen.«
    Jetzt blieb er doch stehen. Sie tat es ihm gleich und wandte sich zu ihm um, der Wolfshund trottete einfach weiter.
    »Das Vieh am Wasser«, sagte er. »War das wirklich ein … Kelpie?«
    Fast unmerklich zögerte sie. » Der Kelpie. Wir haben hier nur einen.«
    Er lachte auf. Sein Lachen wehte über den See davon. Er fühlte sich unendlich befreit. »Ich träume wirklich.« Er breitete die Arme aus und legte mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken. Die eisige Luft strich ihm freundlich übers Gesicht, das dürre Gras knisterte, und er glaubte das Mondlicht zu spüren, das milchig über sein Gesicht floss. »Der Kelpie also. Und was wollte er von mir?«
    »Leider muss ich davon ausgehen, dass er dich fressen wollte. Gin hat mir ziemlich die Hölle heißgemacht.«
    »Er wollte mich fressen.«
    »Na, im Grunde meint er es nicht böse. Man kann es sogar als Kompliment verstehen. Er frisst nicht jeden.«
    »Na dann.«
    »Es ist eher so, dass er Zuneigung zu jemandem fasst und ihn eine Weile beobachtet. Fast, als würde er sich allmählich verlieben. Und wenn er es gar nicht mehr aushält vor Sehnsucht, dann kommt er heraus und … nimmt Kontakt auf.«
    »Aha.« Benny öffnete die Augen und grinste sie an. Für einen Traum, fand er, war alles sehr detailliert. Es war schon mal vorgekommen, dass er gewusst hatte, dass er träumte, aber da war es anders gewesen, er hatte nicht so ausgiebig jede Kleinigkeit betrachten können, die Welt war ein wenig nachgiebiger gewesen, instabiler, und hatte sich unter seinem Blick ständig ein wenig verändert. Diesmal tat sie recht solide.
    »Er fragt sozusagen an, ob seine Zuneigung erwidert wird. Und wenn ja, dann … nun, dann nimmt er einen mit.«
    »Bis tief auf den Grund des Sees, wo er den Kopf wendet, wie ein richtiges Pferd ihn nicht wenden könnte, einen anschaut und dann anfängt, einen lebendig aufzufressen.«
    »Oliver«, stellte sie fest und seufzte.
    »Richtig. Hat er Recht?«
    »Eine von vielen Geschichten. Ich weiß es nicht. Ich habe nie dabei zugesehen, weißt du? Aber man kann davon ausgehen, dass es so ähnlich ist, ja. Jedenfalls frisst der Kelpie Fleisch. Mitsamt Knochen. Ist ziemlich eklig anzusehen.«
    »Dann hat ja auch Oliver mir das Leben gerettet, nicht nur Felix.«
    »Das waren nicht die Einzigen, die das getan haben«, stellte sie nüchtern fest. »Jetzt komm, es ist nicht mehr weit.«
    »Wo gehen wir denn hin?«, fragte er. Sie war sehr klein, stellte er wieder einmal fest, sie reichte ihm kaum bis zur Schulter.
    »Zur Kuhweide.«
    »Was ist auf der Kuhweide?«
    »Kühe.«
    Konsterniert verzog er das Gesicht. »Dafür, dass das hier mein Traum ist, könntest du ein bisschen aufschlussreichere Antworten geben.«
    »Aber dort sind Kühe.« Sie grinste.
    »Und wir gehen dorthin, um uns Kühe anzuschauen?«
    »Nein. Wir gehen dorthin, um dir etwas zu zeigen.«
    »Etwas anderes als Kühe.«
    »Richtig.«
    »Und was?«
    »Das werden wir sehen. Das heißt, ich werde es sehen. Ob du es sehen wirst oder nicht, weiß ich noch nicht. Manche sehen es nie, und wenn man sich noch so sehr verrenkt, um es ihnen zu zeigen. Allerdings kenne ich auch nicht alle Methoden, die es geben mag. Wir werden einfach sehen.«
    Für einen Traum, fand er, war das zwar kryptisch und verwirrend genug, aber ihm war inzwischen sehr kalt. Er versuchte, es sich wärmer zu träumen, aber es funktionierte nicht. Stattdessen stieg ihm der scharfe, warme Duft der Rinder in die Nase. Sie erreichten einen Zaun. Ohne weitere Umstände kletterte Leslie hinüber. Benny nahm den Traumzaun nicht ernst, flankte lässig darüber und kam auf der anderen Seite blöd auf. Beißend schoss Schmerz durch seinen Knöchel, und er humpelte fluchend hinter Leslie her. Kälte und Schmerz, und er wachte nicht auf – das war ungewöhnlich, aber er nahm es

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