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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Großfüße saßen und eigenartige Dinge besprachen, die Sil nicht verstand. Dann fuhr er sich mit beiden Händen durchs Gesicht, strich die kurzen Haare zurück und wandte sich ab. Schlupp-platsch-platsch ging es den Flur hinunter. Auf der Treppe änderte sich das Geräusch, der Krötenkobold flog mit gewaltigen Sätzen immer viele Stufen empor und wartete dann. Schlupp-Schlupp-schlupp-schlupp- PLATSCH . Es war nicht so schön wie eben. Sil war froh, als sie die Treppe geschafft hatten, auch weil die Stufen so hoch waren. Einen weiteren Gang ging es hinunter, und dann in das Zimmer, in dem Schlupp-Schlupp schlief. Er hatte es sehr eilig, nur mit knapper Not schlüpfte Sil hinter dem Krötenkobold durch die Tür, bevor sie zufiel. Dort bei der Tür kauerte er und schaute zu, wie Schlupp-Schlupp kurz zögerte und dann eilig die Schuhe abstreifte, seine schöne blaue Hose auszog und in eine andere schlüpfte. Die Hose, in der er nach draußen ging. Auch die Jacke zog er aus und eine andere an.
    Argwohn. Der Krötenkobold zischte leise. Nichtgut. Aber Schlupp-Schlupp stand nah beim Kaminfeuer und tat, als würde er nichts hören. Als würde er nicht merken, dass er den Krötenkobold wütend machte. Als würde er ihn nicht sehen. Und das war gut so. Niemand durfte wissen, dass Schlupp-Schlupp sah, was verborgen war, das hatten sie Sil sehr lange und sehr oft erklärt. Als wäre er dumm. Aber das war er nicht. Sil war nicht dumm.
    Leider war auch der Krötenkobold nicht dumm.
    Längst hatte Sil fast vergessen, an Kekse zu denken. Nicht ganz, aber fast. Er sah, wie sich der Krötenkobold aufblies. Ganz gewaltig blies er sich auf. Die gelbe und grüne und schlammbraune Haut mit den Warzen spannte sich. Schlupp-Schlupp beugte sich hinunter und machte Knoten, die keine waren, in die schönen Bänder an seinen Schuhen.
    Mit einem Knall, als ob jemand, der nicht sehr geschickt war, etwas sehr Schweres umgestoßen hätte, entlud sich der Krötenkobold. Er spuckte Schlupp-Schlupp an. Eine riesige Ladung triefender Rotz schoss aus dem breiten Maul und traf Schlupp-Schlupp mitten im Gesicht.
    Nichtgut, schrie es in Sil auf. Nichtgut!
    Schlupp-Schlupp schrie auch. Er stolperte rückwärts und schlug die Hände vors Gesicht und starrte mit riesigen Augen den Krötenkobold an.
    Der Krötenkobold starrte zurück.
    Sie starrten einander an. Direkt in die Augen.
    Triumphierend gurgelte der Krötenkobold. Ein schlimmes Geräusch aus seiner warzigen, faltigen, breiten, stinkenden Kehle. Ein Kichern. Er fuhr herum und platschte schnell auf die Tür zu.
    Und Sil verstand. Er verstand ganz genau. Der Krötenkobold wusste, dass Schlupp-Schlupp sah. Und er würde es erzählen. Armer Schlupp-Schlupp. Dann würde sie wissen, dass er sehen konnte. So wie der Feuersänger. Und dann würde Schlupp-Schlupp auch fort sein. Er würde seinen Körper mitnehmen oder zurücklassen, vielleicht mit einem Keks in der Tasche, vielleicht auch ohne. Und seine schönen Schuhe würden nicht mehr schlupp-schlupp machen. Keine Zimtkekse mehr für Sil.
    Sil war tapfer und gut. Und er war schnell und stark. Er war viel kleiner als der Krötenkobold, aber er war stark, und wenn er wütend war, war er noch viel stärker. Er bekam schwere Schranktüren auf, wenn er wollte, und er konnte fette Krötenkobolde umrennen, wenn er wollte. Und das wollte er.
    Genau zwischen zwei Lidschlägen sprang er hervor und prallte gegen den fetten Krötenkobold, der nur zwei oder drei platschende Schritte weit gekommen war. Er knallte gegen die warzige, schmierige Haut. Es glitschte. Sil biss sich fest. Der Krötenkobold gluckerte laut auf und stank, er stank schrecklich, aber Sil biss fester zu. Und dann stieß er sich mit beiden Füßen ab. Sie taumelten über den Boden. Zum Feuer. So riesig der Krötenkobold. So nah das Feuer.
    Der Krötenkobold begriff. Vor Entsetzen stülpten sich die Glotzaugen weit vor. Das riesige Maul öffnete sich. Biss zu. Biss in den armen Sil, armer, armer Sil, er spürte Schmerz, schlimmschlimm, als sich die Zähne in ihn gruben. Aber er war tapfer und gut, und das rettende Feuer war ganz nah. Das beißende Feuer. Mit aller Kraft stieß er sich noch einmal mit beiden Füßen ab, versetzte dem Krötenkobold einen so heftigen Stoß, dass der das Gleichgewicht verlor. Ineinander verbissen und verkrallt kugelten sie in die Flammen. Orange und rot und gelb und heiß und beißend und leer. Kein Gesang. Schmerz, schlimmschlimm, das riesige breite Maul, das ihn

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