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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Und weil man, wenn man erwachsen ist, die freie Wahl hat. Also, jedenfalls dann, wenn man an einer guten Schule mit guten Noten abschließt. Sie sagt, sie würde sich umbringen, wenn sie noch mal ihre Jugend durchmachen müsste, aber jetzt ist sie sehr glücklich.«
    »Sagt sie«, brummte Cooper. »Eltern behaupten immer, dass ihnen die Sonne aus dem Arsch scheint. Müssen sie ja.«
    »Sie singt jeden Tag«, verteidigte Bennett seine Mutter. Hinter Benny wieherte jemand los, es klang nach Lester Morgan.
    »Dann hat sie vielleicht Glück gehabt«, sagte Oliver verdrossen. »Oder sie redet sich ein, frei von irgendwelchen Zwängen zu sein. Ist man aber nicht. Egal, was man macht, es gibt immer irgendwelche Zwänge. Irgendwen, der einem reinreden will. Irgendwas, das man tun muss, auch wenn man nicht will. Ich sehe das doch an meinen Eltern. Sie haben so viel Geld, dass es stinkt, und sie hetzen von einem Termin zum anderen und haben so viel zu tun, dass sie kaum dazu kommen, mal durchzuatmen und zu merken, dass ihr Leben beschissen ist.«
    Kurz entstand eine Pause. Selbst Benny, der aus dem Augenwinkel beobachtete, wie der Krötenkobold schnaufend aus den Mundwinkeln auf seinen Tisch triefte und sich umschaute, als überlegte er, was er vollsabbern könnte, war überrascht. »Aber«, sagte er, »warum … lassen sie es dann nicht einfach? Ich meine, wenn sie so viel Geld haben, dann können sie doch einfach – weiß nicht. Die Firma verkaufen? Nicht mehr arbeiten?«
    Ihre Blicke trafen sich. Olivers Mund öffnete sich in einem breiten Grinsen, das unangenehm an das des Krötenkobolds erinnerte. »Und dann? Dann merken sie, dass da nichts ist, was sich lohnt. Gar nichts. Wenn die mal eine Sekunde lang anhalten, dann brechen sie zusammen. Die müssen arbeiten und rumhetzen. Und ich sag dir was, Rob Roy: Das ist bei allen so. Jedenfalls bei allen, die Geld haben. Es macht was mit dir, das sich nicht reparieren lässt. Es frisst dich auf. Es macht dich kaputt.«
    »Dann schenk es mir!«, jubelte Richard. »Wenn deine Alten über den Jordan gehen und dir alles vererben, dann schenk es mir! Mach mich unglücklich! Ich nehme dein finanzielles Verhängnis auf mich, mein Freund, mein Bruder. Für dich tu ich das gern! Ich würde sogar …«
    Was er sogar würde, erfuhr Benny nie. In diesem Moment holte der Krötenkobold tief Luft und blies sich auf. Mit fest auf Benny gerichtetem Blick presste er. Schräg an ihm vorbeischauend sah Benny, wie aus allen Poren übel riechender Glibber quoll, als bestünde das elende Vieh aus lauter verstopften Nasenlöchern, eins neben dem anderen.
    »Entschuldigung«, würgte er hervor und schmeckte Galle. Hastig presste er die Hand vor den Mund. »Mir ist schon wieder … ich muss mal eben … tut mir leid.« Er sprang auf und suchte fluchtartig das Weite.
    Hinter ihm johlten Cooper und Stone vor Lachen.
    Argwohn. Der ganze Krötenkobold war Argwohn. Zwischen zwei Lidschlägen huschte Sil ihm hinterher, folgte ihm, der Schlupp-Schlupp folgte, und drückte sich in einem sehr großen, glänzenden Zimmer an die Wand. Schlupp-Schlupp stand über einer großen Schüssel in einem kleinen Zimmer, das nur aus Tür und zu niedrigen Wänden und der Schüssel bestand, und spuckte Flüssigkeit aus. Dabei machte er Geräusche. Es ging ihm nicht gut. Und damit hatte er Recht. Es war gemein, dass der Krötenkobold ihm aufs Essen spuckte. Sil verstand nur nicht, weshalb Schlupp-Schlupp dann das unbespuckte Essen freiwillig wieder ausspuckte. Aber er wusste, dass es eine Großfuß-Sitte war, wenn es ihnen nicht gutging. Seine Großfußfrau mit den schönen wilden Haaren machte das auch manchmal. Mir ist nicht gut, sagte sie danach, oh, gar nicht gut. Und dann trank sie Tee. Gespannt beobachtete Sil, wie sich Schlupp-Schlupp wieder aufrichtete, und huschte vorsichtig hinter ihm her. Würde er jetzt auch Tee trinken? Zum Tee gab es oft Kekse.
    Auch der Krötenkobold folgte Schlupp-Schlupp. Seine breiten Füße platschten auf dem Boden. Der Klang gefiel Sil recht gut, vor allem, weil es im Wechsel mit Schlupp-Schlupps Schritten platschte. Die Bänder an den Schuhen waren noch immer offen und frei. Für einen Schritt von Schlupp-Schlupp machte der Krötenkobold zwei. Schlupp-platsch-platsch, schlupp-platsch-platsch, es war fast ein bisschen wie Gesang. Nicht sehr schön, aber ein bisschen. Seine eigenen Schritte waren nicht zu hören.
    Kurz blieb Schlupp-Schlupp vor der Tür stehen, hinter der die ganzen anderen

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