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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Aussicht, Leslies Schwester Graus Anwesenheit erklären zu müssen, sichtlich gelitten hatte. »Schauen Sie, es handelt sich um eine Winzigkeit. Um ein Stück Land. Es ist kein wichtiges Stück Land. Es betrifft … nun, ein kleines Stückchen Land ganz am Ende des Tals. Im hintersten Winkel.«
    »Und was ist damit?«, fragte Leslie mit einem raschen Blick auf die drängende Uhr.
    »Ich möchte, dass es dem Kerrigan-Clan überschrieben wird.«
    »Aber – ich glaube, das kann ich nicht. Oder?«
    »Doch«, sagte er. »Das können Sie. Oder zumindest können wir festlegen, dass es uns überschrieben werden muss. Es handelt sich in Ihren Augen vermutlich um wertloses Land. Aber für unseren Clan … nun, falls das Tal doch verkauft werden sollte, dann wäre es für uns … dieser kleine Teil des Tals ist uns sehr wichtig.«
    Eine Minute. Leslie nickte, und ein Wink des Kerrigans schleuderte eine weitere Passage aufs Papier. Sie beinhaltete die Verpflichtung, den Kerrigans eine Parzelle von vierzig Quadratmetern im Umkreis eines bestimmten Baums im südlichsten Teil des Tals zu übertragen, zudem die Aufhebung der Passage aus dem Originalvertrag, dass die Kerrigans keinerlei weltlichen Besitz am Tal pflegen dürften. »Das ist dazu leider nötig«, sagte der Kerrigan zerknirscht.
    »Schon in Ordnung«, winkte Leslie ab. Aus einem Glas auf der Fensterbank zückte sie einige Kugelschreiber und verteilte sie. »Ich glaube nicht, dass dieses Stück Land irgendwem etwas bedeutet – außer natürlich Ihrem Clan.«
    Im Blick des Kerrigans lag Dankbarkeit, als er sie anlächelte. Sogar Benny verstand, dass dieses Stück Land in der Tat mehr bedeutete als nur ein wenig Erde und einen Baum. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie Touristen in einem von den MacGregors aufgegebenen Glenshee herumstreunten … und dort hinten in der Ecke auf eine von Leprechauns errichtete Mauer stießen, hinter der sich angeblich ein Brunnenschutzgebiet befand oder auf dem ein kleines Häuschen stand.
    Und darunter, irgendwo auf diesen vierzig Quadratmetern, befand sich eine Goldader oder der gewaltige Koboldschatz des Kerrigan-Clans.

38 Schwestern
    38 SCHWESTERN
    D ie Große Halle wimmelte vor Kobolden. Sie saßen auf dem Treppengeländer, hingen in langen Reihen unter der Decke und an den Wänden, grinsten Benny, Leslie und Grau aus jedem Winkel an. Sie saßen auf den Wappen, Schilden, den Rändern der Wandteppiche und den polierten Waffen. Grün und rot bekleidet und alle mit demselben idiotischen Lächeln von Ohr zu Ohr. Selbst Grau grollte tief in der Kehle auf. Bennys Herzschlag setzte aus. Dann begriff er. Da war also die ganze grüne und rote Pappe geblieben.
    »Mrs. Lieberman«, sagte Leslie. »Letztes Jahr hat sie überall Rentiere aufstellen lassen.«
    »Anspruchsvoller Kunstunterricht«, sagte Benny nach einem tiefen Atemzug gefasst.
    »Sie verbindet es mit dem Wirtschaftsunterricht. Ein Spiel, bei dem die Schüler Material einkaufen und verarbeiten und die Ergebnisse im Eiltempo verkaufen, bis der Markt gesättigt ist und etwas anderes gewünscht wird, und dabei so gut wie möglich die Balance zwischen günstigem Masseneinkauf und Lagerkosten und Restbeständen – du verstehst.«
    »Ach so«, sagte Benny. »Hübsch jedenfalls.«
    »Sehr«, stimmte sie zu. »Ich habe mich schon gefragt, was es dieses Jahr sein wird. Sie dekorieren immer am 30. November, so dass ab Dezember alles hübsch und weihnachtlich ist.«
    »Die Dinger hängen hier einen ganzen Monat lang?«
    »Fast, ja. Bis Weihnachten eben. Dann kommt die Neujahrsdeko.«
    »Luftschlangen? Sektgläser aus Pappe?«
    »Wart’s ab«, sagte sie geheimnisvoll.
    Wie einer wortlosen Absprache folgend, hörten sie beide mit dem Geplapper auf und schauten zur Treppe. Sie kam Benny breiter vor als sonst, höher, als wäre es ein gutes Stück Arbeit, sie zu bewältigen. Noch mehr als an seinem ersten Tag auf Glen, der so lange zurückzuliegen schien, und noch fremder. Statt der Pappweihnachtsmänner und -kobolde sah er das kleine Rudel Erstklässlerzwerge vor sich und Alasdair, der sie herumscheuchte. Und seinen Vater.
    Grau schmiegte den Kopf in Leslies Hand. Er war spürbar nervös, ganz anders, als Benny ihn draußen und bei Gin kannte. Sichtlich unwohl fühlte er sich, und seine Gegenwart verlieh Benny nicht halb so viel Sicherheit, wie er gestern Nacht noch geglaubt hatte.
    »Komm«, sagte Leslie. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf.
    Glen lag so still da, als wäre niemand außer

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