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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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freundlich. »Nahezu wasserdicht.«
    »Nahezu?«
    »Nichts ist vollkommen sicher, Mister Hegeling. Bedauerlicherweise wurde der vollkommene Vertrag noch nicht erfunden. Nicht einmal von uns. Man kann nur versuchen, ihn zu optimieren. Größtmögliche Sicherheit, niemals vollkommene. Sehen Sie – uns selbst sind damals beim Vertrag mit dem MacGregor-Clan einige kleine Fehler unterlaufen, die uns jetzt schwer zu schaffen machen. Dass Mister MacGregor das Tal verlässt und es der Obhut seines siebzehnjährigen Sohns überlässt, war nicht vorgesehen, aber wir haben uns nicht gegen einen solchen Fall abgesichert. Wir haben geglaubt, der Schutz des Tals wäre beiden Clans gleich wichtig. Nun stellt sich heraus, dass wir uns geirrt haben. Und dazu kommt: Zwar hat er den Schutz des Tals im Rahmen seiner Möglichkeiten versprochen – aber was, wenn diese Möglichkeiten durch seine Fehlentscheidungen so stark eingeschränkt werden, dass es nicht ausreicht? Und was, wenn er dort draußen in der Welt seinen Weg macht und sich von unserer Hilfe in einem Maße unabhängig macht, das wir nie einkalkuliert haben? Ich möchte Sie nicht mit den Details langweilen, aber ich darf andeuten, dass wir uns zwar nicht in einer konkreten Notsituation befinden, aber durchaus die Entwicklung einer solchen befürchten. Wir haben uns dagegen abgesichert, mit Kartoffelkraut oder den Wurzeln des geernteten Weizens abgespeist zu werden. Aber die Möglichkeit, dass Mister MacGregor vielleicht eines Tages seine Felder gar nicht mehr bestellt, weil er dem Bauerndasein den Rücken kehrt, bildlich gesprochen, die haben wir nicht berücksichtigt. Wir haben noch nie Kartoffelkraut bekommen, nein. Aber wir sehen die Gefahr, in nicht allzu ferner Zukunft sogar noch weniger als das zu erhalten. Nichts nämlich. Die Leistungen des MacGregor-Clans sind an unsere Gegenleistungen geknüpft. Aber wenn unsere Gegenleistungen nicht mehr erwünscht sind, dann steht es Mister MacGregor im Grunde genommen frei, uns unserem Schicksal zu überlassen. Wir hielten unsere Hilfe für wertvoller, als sie es langfristig zu sein scheint.«
    »Aber auch er liebt das Tal«, protestierte Leslie halbherzig. »Er wird doch nicht zulassen, dass man es zerstört, solange er irgendeine Möglichkeit sieht …«
    Fast schien Zärtlichkeit im Blick des Kerrigans zu liegen, als er sie anschaute. »Für Ihren Vater ist das Tal vor allem eine ergiebige Ressource, Miss Leslie. Aber der Erhalt des Tals in einer Welt wie der heutigen ist eine große finanzielle und zeitliche Belastung. Das haben wir nicht gewusst. Man respektiert heutzutage gewisse Dinge nicht mehr. Es ist schwierig geworden, Abgeschiedenheit zu bewahren, weil Menschen Freude daran haben, solche Abgeschiedenheit in großen Massen heimzusuchen. Natürlich, wir würden uns der touristischen Erschließung unseres schönen Tals entgegenstellen. Wir würden für Unfälle sorgen. Für unerklärliche Ereignisse. Notfalls sogar für das grauenhafte Ende des einen oder anderen Bauarbeiters, als abschreckendes Beispiel.« Seine Augen brannten vor Entschlossenheit. Dann seufzte er, und das Feuer verging. »Aber ob das hilft? Kann man jemandem, der viel Geld in etwas gesteckt hat, so große Angst machen, dass es die Angst vor dem Verlust seiner Investitionen übersteigt? Und selbst wenn sich die Bauarbeiter zurückziehen sollten, haben wir nichts gewonnen. Dann wimmelt es hier vor Pressemenschen, die überall herumstampfen und unserem schönen Tal Beinamen wie Spuktal verpassen oder Tal des Todes . Ruhe könnten wir dann nicht mehr erwarten. Miss Leslie, uns steht ein langer und großer Kampf bevor. Unsere heutige Vereinbarung ist nur der allererste mühselige Schritt von vielen.« Der Kerrigan räusperte sich, nahm den Hut ab und drehte ihn in den Händen. Er sah schwer betrübt aus. Dann wurde ihm offenbar bewusst, dass alle ihn anstarrten. »Aber genug Trübsal geblasen«, rief er munter aus und setzte den Hut wieder auf den Kopf, der erstaunlich lang und spitz wirkte. »Wir sind ja hier, um es zu richten. Zum Wohlgefallen aller, bis auf Mister MacGregor möglicherweise, und auch dem wird es ja immerhin nicht direkt schaden. Gar nicht, wenn ich es recht bedenke, nur ärgern wird er sich. Pah! Das sei ihm gegönnt. Geärgert haben wir uns auch. Reichlich.« Seine scharfen schwarzen Augen richteten sich auf Benny. »Ihr Einverständnis bräuchte ich noch, Mister Reutter.«
    »Mein Einverständnis für was?«
    »Für Ihre Rolle als

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