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Die Fehler-Raeuber

Die Fehler-Raeuber

Titel: Die Fehler-Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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Johanna ans Bett. Mörfi erkannte einen Schatten, der Johanna über den Kopf streichelte. Es ließ die Puppendecke sinken, wagte den Kopf ein wenig zu heben, um durch das Guckloch im Spinnennetz besser zu Johanna hinüberschauen zu können. Da entdeckte es einen zweiten Schatten! Er sprang von Mutters Schulter, huschte über den Teppichboden und war verschwunden.

    Mörfi musste nicht lange überlegen. Das war ein Schatten-Zengel! Ein Zengel also, der noch keine konkrete Form angenommen hatte. Schatten-Zengel waren besonders schwer auszumachen. Sicherer wäre es gewesen, den Schatten-Zengel zu zweit im Auge zu behalten. Aber Johanna war in diesem Augenblick mit ihrer Mutter beschäftigt!
    Der königliche Fehlerwerfer lag unter Mörfis Bettchen. Bestimmt schlich der Zengel sich gleich heran. Mörfi musste still liegen und so tun, als ob es nichts merkte. Gleichzeitig aber hieß es höllisch aufzupassen und bloß nicht die Spur des Schatten-Zengels zu verlieren. Mörfi zitterte vor Anspannung. Hatte Hubert nichts gemerkt? Dann wären sie wenigstens zu zweit. Doch Hubert, dieser Einfaltspinsel, hatte ja nicht einmal seine grüne Maske aufgesetzt, um Zengel sehen zu können. Bestimmt war er auch schon eingeschlafen, diese Trantüte!
    Und Johanna? Konnte nicht fort. Ihre Mutter saß noch immer am Bett. Verflixter Falschfehler! Langsam und vorsichtig drehte Mörfi sich auf die Seite, ließ den Kopf aus dem Bett hängen, sodass es unters Bett schielen konnte. Da sah Mörfi es: Eine Schattenhand zog den königlichen Fehlerwerfer unter dem Bett hervor! Teuflische Teufelei! Der Zengel stahl den königlichen Fehlerwerfer!

    Mörfi musste ihm folgen. Keine Zeit, Johanna zu verständigen. Das Fehlerteufelchen sprang aus dem Bett, zerriss das Spinnennetz und schlich dem Schatten nach, der im nächsten Moment aus dem Zimmer verschwand, zur Haustür lief, aus dem Briefschlitz herauskrabbelte und durchs Treppenhaus hinaus in die Stadt floh.
    Mörfi hastete dem Zengel durch Volkers
    Katzenklappe hinterher. Es war allein, ohne Fehlerwerfer, aber es hatte die Spur dieses Zengels nicht verloren. Es gelang Mörfi, dem Zengel in ein Gebäude zu folgen, welches es nie zuvor gesehen hatte.
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    1 Verdammt und zugenäht

Verschlafen!
    Johanna schreckte aus dem Schlaf hoch. Offenbar war sie doch eingeschlafen, obwohl sie sich so bemüht hatte, wach zu bleiben. Wieso trug sie ihre Maske nicht mehr? Vermutlich hatte Mutter ihr die Maske im Schlaf vom Kopf genommen! Der Wecker klingelte. Sieben Uhr! Verflixt! Die ganze Nacht verschlafen! War denn kein Zengel gekommen?
    Johanna rief nach Mörfi, bekam aber keine Antwort. Sie schaute im Puppenhaus nach.
    Mörfi war verschwunden! Schon wieder!
    Mörfi hatte sie doch rufen wollen, wenn ein Zengel kam. Schnell schaute sie unter ihrem Bett nach, entdeckte dort aber nur ein schnarchendes Wollknäuel, das seinen Fehlerwerfer im Mund hielt. Hubert! Wie sie befürchtet hatte: Der königliche Fehlerwerfer war fort, Mörfi allein dem Zengel gefolgt und sie und Hubert hatten von alledem nichts mitbekommen. Schlechter konnte ein Tag gar nicht beginnen.
    Johanna zog sich in Windeseile an. Sie wollte so schnell wie möglich in die Schule, in der Hoffnung, dort wie beim letzten Mal Mörfi wieder zu treffen.
    Die Fahrt war schrecklicher als je zuvor. An der Bushaltestelle standen die Menschen nicht wie gewohnt durcheinander, sondern exakt in Reih und Glied. Niemand sprach ein Wort zu viel, war zu laut oder zu leise. Von den vorbeifahrenden Autos hupte keines, niemand scherte aus seiner Fahrspur aus, niemand musste bremsen, die Autofahrer beschimpften sich nicht, sondern tuckerten in vorgeschriebener Geschwindigkeit wie auf einem Fließband durch die Stadt. Alles verlief reibungslos. Johanna traute dieser Ruhe nicht und setzte ihre grüne Maske auf. Sofort erkannte sie den Anlass für ihre Skepsis. Auf jedem vorbeifahrenden Wagen saß ein Zengel. Die meisten von ihnen hatten die Form eines Verkehrsschildes angenommen. Sie grinsten böse vor sich hin. Johanna wusste, was das bedeutete: Die Zengel warteten auf ihre Chance. Sie genossen das fehlerfreie Verhalten der Menschen. Zwischenfälle würde es so lange nicht geben, bis die Menschen in diesem eintönigen Ablauf der Dinge ihre Aufmerksamkeit verloren hätten. Genau in dem Moment würden die Zengel zuschlagen, ihr eklig grünes Fehler-Gift-Gelee in die Gegend schleudern und so für schwerwiegende
    Materialfehler sorgen, die für die Menschen bedrohliche Folgen

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