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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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noch hörte ich gedämpft die Hunde hinter mir bellen. Der Nebel verzerrte das Geräusch und machte es schwierig, zu sagen, wie nahe sie waren. Mittlerweile konnte ich nur noch gleichmäßig traben – viel zu langsam.
    In diesem Moment hörte ich irgendwo über mir einen seltsamen, wehmütigen Schrei. Was war das? Irgendein Vogel? Wenn ja, dann war es einer, den ich noch nie gehört hatte. Ein paar Augenblicke später wiederholte er sich und aus irgendeinem Grund machte mich das Geräusch nervös. Es hatte etwas Unnatürliches. Aber ich lief weiter, weil ich wusste, dass die Hunde aufholten.
    Nach weiteren drei Minuten sah ich eine Gestalt auf dem Pfad vor mir. Ich blieb stehen und vergaß die Hunde für einen Moment.
    Was war das? Ich starrte in den Nebel und sah eine Frau mit glänzenden schwarzen Haaren, die ihr bis auf die Schultern reichten, vor mir hergehen. Sie trug einen grünen Umhang und einen braunen Rock, der über den Boden schleifte. Ich ging schneller. Wenn ich an ihr vorbei war, konnte ich wieder rennen. Und was noch besser war, ihre Anwesenheit lenkte vielleicht die Hunde von meiner Spur ab.
    Ich wollte die arme Frau nicht erschrecken, indem ich plötzlich und unerwartet hinter ihr auftauchte, daher rief ich sie an, als ich nur noch zehn Schritte hinter ihr war.
    »Hallo? Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich überhole? Ich weiß, dass der Pfad eng ist, aber wenn Sie kurz stehen bleiben, kann ich an Ihnen vorbei.«
    Ich hatte erwartet, dass die Frau Platz machen oder nachsehen würde, wer sie angesprochen hatte. Doch sie blieb einfach mit dem Rücken zu mir auf dem Pfad stehen. Die Hunde klangen jetzt sehr nahe. Ich musste an ihr vorbei, sonst würden sie mich kriegen, und Arkwright hätte gewonnen.
    In diesem Augenblick verspürte ich plötzlich eine Kälte, eine Warnung vor etwas aus der Dunkelheit. Doch sie kam viel zu spät …
    Als ich nur noch ein paar Schritte hinter ihr war, wirbelte sie plötzlich herum, und als sie mich ansah, machte mein Herz angesichts des Albtraumes vor mir einen Satz. Ihr Mund enthüllte zwei Reihen gelbgrüner Zähne, doch anstatt normaler Eckzähne hatte sie vier riesige Reißzähne. Der Geruch ihres stinkenden Atems ließ mich würgen. Ihr linkes Auge war geschlossen, das rechte offen – ein senkrechter Schlitz wie beim kalten Auge einer Schlange oder einer Eidechse – und ihre Nase war ein scharfer Knochenhaken ohne jegliche Spur von Fleisch oder auch nur Haut. Ihre Hände sahen menschlich aus, bis auf die Fingernägel, die scharfe, gebogene Krallen waren.
    Ihr Haar glänzte, weil es nass war, und was ich für einen Umhang gehalten hatte, war ein mit grünem Schleim bedeckter Kittel. Dazu trug sie einen zerrissenen Rock, an dem brauner Moorschlamm klebte. Die nackten Füße, die unter dem Saum hervorlugten, waren schlammverkrustet, aber es waren keine menschlichen Füße, denn sie hatten Schwimmhäute zwischen den Zehen, die in scharfen Krallen ausliefen.
    Ich wollte mich umdrehen und zurückrennen, doch in diesem Moment berührte sie mit zwei Fingern das Oberlid des linken Auges, das plötzlich weit aufging.
    Es war rot – und nicht nur die Iris. Das ganze Auge sah aus, als sei es komplett mit Blut gefüllt. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes wie versteinert. Mein Entsetzen ließ mich erstarren. Ich begann vor Angst zu schwitzen, während ihr rotes Auge größer und größer zu werden schien.
    Ich bekam kaum Luft: Ein beengendes, erstickendes Gefühl breitete sich in meiner Brust und meiner Kehle aus. Außerdem konnte ich den Blick nicht von der Hexe abwenden. Wenn ich nur wegsehen könnte, konnte ich dann ihre Macht über mich vielleicht brechen? Ich bemühte mich mit jeder Faser meines Körpers, doch es ging nicht. Ich konnte mich einfach nicht rühren.
    Wie eine Schlange schoss ihre linke Hand vor. Ihr krallenbewehrter Finger zielte auf mein Ohr und durchbohrte es, sodass ich vor Schmerz aufschrie.
    Sie trat vom Pfad in den Sumpf und zog mich mit sich. Nach zwei Schritten spürte ich, wie meine Füße versanken. Ich wedelte mit den Armen, doch die Klaue in meinem Ohr bereitete mir qualvolle Schmerzen, sodass mir nichts übrig blieb, als ihr zu folgen, während wir tiefer und tiefer ins Moor sanken.
    Wie sehr wünschte ich mir, ich hätte meinen Stab mitgenommen. Und doch wusste ich, dass ich ihn nicht hätte benutzen können, solange ich unter dem Bann des blutgefüllten Auges stand und mich nicht rühren konnte. Was war sie? Eine Art Wasserhexe? Ich

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