Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
Vom Netzwerk:
wesentlich festeren Griff gehabt. So konnte sie nicht allzu fest ziehen, sonst wäre dein Ohr durchgerissen. Aber mit einem Griff um deinen Kiefer hätte sie dich schon längst in den Sumpf gezogen, bevor der Hund ihr den Finger abbeißen konnte.«
    »Wer ist sie?«, fragte ich. Arkwright schien eine Menge über sie zu wissen.
    »Sie und ich sind alte Feinde, Ward. Ich jage sie schon seit langer Zeit – sie ist die älteste und gefährlichste aller Wasserhexen.«
    »Woher kommt sie?«, wollte ich wissen.
    »Sie ist ur-alt«, begann er zu erzählen. »Manche sagen, über tausend Jahre. Ich selbst glaube das nicht, dennoch, sie treibt in diesem Gebiet schon sehr lange ihr Unwesen und auch in anderen Gegenden des Landes. Die Geschichten über sie reichen Jahrhunderte zurück. Am liebsten hält sie sich in Sümpfen und Mooren auf, aber sie mag auch Seen und Kanäle. Ich gewähre Wasserhexen gewöhnlich nicht die Ehre, ihnen einen Namen zu geben … sie sind nicht wie die Landhexen. Die meisten von ihnen können nicht mehr sprechen und sind kaum mehr als Tiere. Aber diese hier ist etwas Besonderes. Sie hat zwei Namen. Ihr richtiger Name lautet Morwena, aber die Leute hier nennen sie Blutauge. Sie ist geschickt. Sehr geschickt. Oft sucht sie sich leichte Beute wie Kinder, aber sie kann mühelos auch einen erwachsenen Mann unter Wasser ziehen. Sie saugt ihm das Blut aus, während er langsam ertrinkt. Doch wie du zu deinem eigenen Unglück erfahren konntest, ist ihr linkes Auge ihre stärkste Waffe. Ein einziger Blick aus diesem Blutauge kann ihre Beute lähmen.«
    »Wie kommen wir dann an sie heran, wenn wir wie angewurzelt dastehen?«, fragte ich
    Arkwright schüttelte den Kopf. »Ganz so schlimm ist es nicht, Ward. Es gibt Leute wie dich, die ihr zu nahe gekommen sind und es überlebt haben. Du musst wissen, dass sie ihre Kraft für den Augenblick aufsparen muss, wenn sie am dringendsten gebraucht wird. Das linke Auge ist meist geschlossen und die Lider werden von einem scharfen Knochenstück zusammengehalten. Außerdem gibt es eine weitere Einschränkung – sie kann immer nur eine Person auf einmal bannen.«
    »Sie scheinen eine ganze Menge über sie zu wissen«, meinte ich.
    »Ich jage sie seit Jahren, aber noch nie war sie so nahe an meinem Haus. Noch nie hat sie sich auf die Pfade im Klostermoor gewagt. Was treibt sie also hierher? Das ist die Frage, die wir uns stellen müssen. Sie hat im Sumpf auf dich gewartet, deshalb glaube ich, dass Mr Gregory mit seiner Befürchtung durchaus recht haben könnte.«
    »Sie meinen …?«
    »Ja, Junge, es kann gut sein, dass der Teufel sie nach dir geschickt hatte. Aber das wird sie teuer zu stehen kommen. Denn jetzt habe ich ihren Finger und damit können wir sie zu ihrem Lager zurückverfolgen. Nach all den Jahren vergeblicher Mühen habe ich sie jetzt endlich.«
    »Können die Hunde einer Spur durchs Wasser folgen?«, fragte ich erstaunt.
    Arkwright schüttelte den Kopf und schenkte mir eines seiner seltenen Grinsen. »Sie sind zwar gut, aber so gut nun auch wieder nicht, Ward! Wenn etwas aus dem Wasser kommt und über Land geht, selbst durch einen tiefen Sumpf, können sie ihm folgen. Aber nicht durchs Wasser. Nein, wir werden Morwenas Unterschlupf auf andere Weise ausfindig machen. Doch erst, wenn wir wieder voll bei Kräften sind. Wir warten ein paar Tage, bis die Wunden bei Kralle und dir verheilt sind.«
    Ich nickte zustimmend, da mein Ohr gerade schmerzhaft zu pochen begann.
    »In der Zwischenzeit gebe ich dir ein Buch über sie«, sagte Arkwright. »Ich schlage vor, du setzt dich an den Ofen und liest es, damit du genau weißt, was wir vor uns haben.«
    Damit ging er nach oben und kam gleich darauf mit einem ledergebundenen Buch zurück, das er mir reichte. Der Titel auf dem Einband lautete: Morwena.
    Er ließ mich allein und ging mit den Hunden hinaus, daher widmete ich mich gleich dem Buch. Sofort bemerkte ich, dass es in Arkwrights Handschrift geschrieben war. Er war der Autor! Ich begann zu lesen.
    Um den Ursprung von Morwena ranken sich viele Legenden und Erzählungen. Manche halten sie für das Kind einer Hexe, andere glauben, dass sie aus der weichen Erde selbst kam, geboren aus Sumpf und Schlamm, empfangen in den tiefsten Tiefen von Mutter Erde, in den dunkelsten Abgründen ihres Schoßes. Ersteres scheint wahrscheinlicher, aber wenn dem so ist, wer ist dann die Mutter? Weder in Legenden, noch in Volksmärchen oder den vielen zweifelhaften Geschichten, denen ich

Weitere Kostenlose Bücher