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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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nachgegangen bin, wurde sie genannt.
    In einem aber stimmen alle Berichte überein: der Identität ihres Vaters. Ihr Erzeuger war der Teufel, auch Satan, Beelzebub oder Herr der Lügen genannt.
    Erschrocken hielt ich inne. Der Teufel schickte seine eigene Tochter hinter mir her! Mir wurde klar, wie viel Glück ich gehabt hatte, die Begegnung mit ihr im Sumpf überlebt zu haben. Wenn Kralle nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt tot. Ich las weiter, überflog aber Stellen, die irgendwie schwer verständlich oder unklar waren. Bald sah ich ein, dass mir Arkwright zwar einiges über Morwena erzählt hatte, dass ich aber noch viel mehr von ihm lernen konnte.
    Morwena ist bei Weitem die berüchtigste aller Wasserhexen, und ihre Morde sind zu zahlreich, um sie aufzählen zu können. Sie ernährt sich von Blut, dem Quell ihrer dunklen magischen Kräfte.
    Im Lauf der Geschichte wurden ihr Menschenopfer dargebracht, wenn der Mond voll wurde und das Blut ihr am meisten Kraft geben konnte. Am besten erfüllten Neugeborene ihre Bedürfnisse, aber wenn keine Kinder gefunden werden konnten, nahm sie auch Erwachsene aller Altersstufen an. Die jungen wurden in den Blutteich geworfen, ältere wurden in einer unterirdischen Kammer angekettet, bis der günstigste Augenblick gekommen war.
    Wenn sie besonders durstig ist, trinkt Morwena gelegentlich auch das Blut größerer Tiere, wie Rinder oder Pferde. Wenn sie verzweifelt ist, dann genügen ihr auch kleine Tiere: Enten, Hühner, Ratten und sogar Mäuse werden ausgesaugt.
    Morwena verlässt das Wasser nur selten, und man sagt, dass sie auf dem Trockenen, wo sie auch am schwächsten ist, kaum länger als eine Stunde überleben kann.
    Das musste ich mir merken. Aber wie sollte man sie aus ihrem Bau locken? Wenn wir sie beide gleichzeitig angriffen, konnte einer von ihrem Blutauge unberührt bleiben. Das konnte der Schlüssel dazu sein, sie zu besiegen.
    Am nächsten Morgen tat mein Ohr schon weniger weh, und während ich Frühstück machte, ging Arkwright mit den beiden Hunden die Pfade im Moor ab. Er blieb über eine Stunde fort.
    »Keine Spur von der Hexe«, seufzte er bei seiner Rückkehr. »Nun, nach dem Frühstück werden wir mit deinen Lektionen weitermachen, aber am Nachmittag gehst du hinunter zum Kanal. Ich erwarte eine Lieferung Salz. Fünf Fässer. Sie sind nicht sehr groß, aber schwer. Du wirst sie einzeln tragen müssen und aufpassen, dass sie nicht nass werden.«
    So kam es, dass ich etwa eine Stunde nach Mittag Richtung Kanalufer aufbrach, um auf Mr Gilbert zu warten. Ich war nicht allein. Arkwright hatte mir Kralle mitgegeben, nur für den Fall, dass Morwena im ruhigen Wasser lauerte.
    Ich war seit einer Woche hier und es war meine erste Gelegenheit, Alice und den Spook wissen zu lassen, wie es mir ging. Ich nahm also Feder, Tinte, Umschlag und Papier, und schrieb zwei kurze Briefe, während ich auf den Schiffer wartete. Der erste ging an Alice.
    Liebe Alice,
    ich vermisse dich und unser Leben in Chipenden sehr.
    Arkwrights Lehrling zu sein, ist nicht leicht. Er ist ein harter, manchmal grausamer Mann, aber dennoch kennt er sich gut aus in seiner Arbeit und kann mir viel über die Dinge beibringen, die aus dem Wasser kommen. Kürzlich sind wir einer Wasserhexe begegnet, die er Morwena nennt. Wir gehen bald ihr Versteck suchen und werden sie endgültig erledigen.
    Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.
    Alles Liebe,
    Tom
    Danach begann ich meinen Brief an den Spook.
    Lieber Mr Gregory,
    ich hoffe, es geht Ihnen gut. Ich muss zugeben, dass Mr Arkwright und ich nicht gerade einen guten Start hatten, aber mittlerweile hat sich die Situation geklärt. Er weiß viel über die Dinge, die aus dem Wasser kommen, und ich hoffe, viel von ihm zu lernen.
    Kürzlich wurde ich auf einem Pfad durch das Moor in der Nähe der Mühle von einer Wasserhexe namens Morwena angegriffen. Offenbar ist sie eine alte Feindin von Arkwright, die bisher jedoch noch nie so nahe am Haus aufgetaucht ist. Vielleicht haben Sie schon von ihr gehört. Arkwright meint, sie sei die Tochter des Teufels, und er glaubt, dass dieser sie möglicherweise nach mir geschickt hat.
    Wir werden sie bald jagen gehen.
    Ich freue mich schon darauf, im Frühling wieder mit Ihnen zusammenzuarbeiten.
    Ihr Lehrling,
    Tom Ward
    Als ich die beiden Briefe fertighatte, steckte ich sie in einen Umschlag, den ich mit
    An Mr Gregory in Chipenden
    adressierte.
    Danach setzte ich mich ans Ufer des Kanals, um auf Matthew Gilbert zu warten.

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