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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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versuchte, um Hilfe zu rufen, doch ich brachte nur einen tierischen Laut voller Angst und Schmerz hervor.
    Im nächsten Augenblick erklang vom Pfad hinter uns ein Knurren und etwas Schwarzes warf sich auf meinen Gegner. Ich erhaschte einen Blick auf Kralles gefletschte Zähne, dann wurde die Hexenklaue aus meinem Ohr gerissen und ich stürzte nach hinten in das sumpfige Wasser. Instinktiv schloss ich den Mund und hielt den Atem an, doch auch so drang mir der Schlamm in die Nase und ich spürte, wie ich versank. Es half mir wenig, dass ich schwimmen konnte. Ich schlug um mich und versuchte, den Kopf über Wasser zu bekommen, dann spürte ich, wie mich Hände an den Schultern packten und mich auf den Pfad zurückzogen.
    Gleich darauf lag ich auf dem Rücken und sah in Arkwrights Gesicht, der über mir kniete und mich mit einem Anflug von echter Besorgnis ansah. Dann steckte er die Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus, woraufhin die Hunde zurückkamen, nach Schlamm stinkend und mit dampfenden Körpern. Kralle jaulte vor Schmerz, doch sie hatte etwas im Maul.
    »Gib her!«, befahl Arkwright. »Los, aus! Aus!«
    Knurrend ließ Kralle etwas aus ihrem Kiefer in seine offene Hand fallen.
    »Guter Hund! Guter Hund! Was bist du doch für ein braves Mädchen! Endlich! Nach all den Jahren werden wir sie finden!«, rief Arkwright triumphierend. »Dieses Mal wird sie nicht davonkommen!«
    Ich betrachtete, was er in der Hand hielt, und konnte kaum glauben, was ich sah.
    Es war ein Finger. Ein langer Zeigefinger mit grünlicher Haut. Statt eines Fingernagels hatte er eine gebogene Klaue. Die Hündin hatte der Hexe den Finger abgebissen.





Arkwright sah kritisch zu, während der Arzt meine Wunde versorgte. Er war ein großer Mann von athletischer Statur und gesunder, wettergegerbter Gesichtsfarbe. Allerdings war er wie die meisten Menschen in Gegenwart eines Spooks nervös und er stellte keine Fragen, wie ich zu der Wunde gekommen war.
    »Ich habe sie so gut wie möglich gereinigt, aber es besteht immer noch die Gefahr einer Infektion«, warnte er mit einem furchtsamen Seitenblick auf die knurrenden Hunde. »Aber du bist jung und Jugend ist widerstandsfähig. Eine Narbe wirst du allerdings behalten.«
    Nachdem er sich um mich gekümmert hatte, versorgte der Arzt die verwundete Hündin, die vor Schmerz jaulte, während Arkwright sie festhielt. Ihre Verletzungen waren nicht lebensbedrohlich, aber sie hatte tiefe Kratzer in Brust und Rücken, wo die Krallen sie getroffen hatten. Der Arzt reinigte sie und trug dann großzügig Salbe auf.
    Als er seine Tasche nahm, um zu gehen, nickte er Arkwright zu und sagte: »Ich komme übermorgen noch einmal vorbei, um nach meinen Patienten zu sehen.«
    »Ich will Ihre Zeit nicht verschwenden, Doktor«, brummte Arkwright und reichte ihm eine Münze für seine Bemühungen. »Der Junge ist kräftig und wird sicher wieder gesund. Und die Hündin ist in ein paar Tagen wieder ganz die alte. Aber wenn es notwendig sein sollte, melde ich mich bei Ihnen.«
    Damit war der Arzt entlassen und Arkwright begleitete ihn über den Graben.
    »Kralle hat dir das Leben gerettet«, stellte er fest, als er zurückkam. »Aber das geschah nicht aus lauter Liebe zu dir. Du wirst intensiv mit den Hunden arbeiten müssen. Wir werden sehen, ob sie sich von dir füttern lassen, aber jetzt müssen wir uns unterhalten. Wie ist das passiert? Wie konnte die Hexe so dicht an dich herankommen?«
    »Sie ging vor mir auf dem Pfad. Ich bin schnell gelaufen, um vor den Hunden zu bleiben, und wollte nur an ihr vorbei. Als sie sich umdrehte, war es schon zu spät. Sie hat mir ihre Klaue durch das Ohr gebohrt, bevor ich mich rühren konnte …«
    »Nicht viele überleben es, aufgespießt zu werden, Ward, du kannst dich also glücklich schätzen. Sehr glücklich sogar. Diese Methode, ihre Beute zu greifen, wird von allen Wasserhexen angewendet. Manchmal jagen sie ihrem Opfer den Finger in den Mund und durchstoßen die Wange«, erklärte er und deutete auf die Narbe auf seiner rechten Backe. »Ja, das ist ihr Werk – ich hatte das Glück, zu entkommen. Es war dieselbe Hexe! Es ist vor etwa sieben Wochen passiert. Danach setzte die Wirkung des Giftes ein. Ich lag drei Wochen im Bett und wäre beinahe gestorben. Manchmal durchbohrt sie auch die Hand eines Opfers – meistens die linke. Manchmal durchstößt sie auch den Unterkiefer und hakt ihren Finger um die Zähne. Wenn sie das getan hätte, hätte sie einen

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