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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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Es war ein weiterer nebliger Morgen, aber mein Kopf war jetzt klar. Während ich aufwachte, stellte ich fest, dass meine Entscheidung gefallen war. Ich würde zu Arkwright zurückkehren und mit meiner Ausbildung weitermachen.
    Zum einen vertraute ich meinem Meister. Trotz seiner Bedenken hielt er es für das Richtige. Außerdem stimmten meine Instinkte ihm zu. Ich spürte, dass es um etwas Wichtiges ging. Wenn ich nach Chipenden ging, würde ich die Ausbildung versäumen, die ich hier bekommen sollte. Und wenn ich sie versäumte, dann wäre das zu meinem Nachteil. Trotzdem würde es schwer werden und ich freute mich nicht auf die restlichen sechs Monate bei Arkwright.
    Als ich zur Mühle zurückkam, stand die Vordertür offen und ich konnte das Essen riechen, bevor ich in die Küche kam. Arkwright briet Eier und Speck am glühenden Ofen.
    »Hunger, Ward?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Ja, ich bin am Verhungern«, gab ich zu.
    »Wahrscheinlich bist du auch durchgefroren und nass. Aber das kommt eben davon, wenn man die Nacht unter einer dunklen, feuchten Kanalbrücke verbringt, anstatt in einem einigermaßen warmen Bett. Aber reden wir nicht mehr darüber. Du bist wieder hier, und das ist es, was zählt.«
    Fünf Minuten später saßen wir wieder am Tisch und verspeisten ein ausgezeichnetes Frühstück. Arkwright schien wesentlich gesprächiger als am Tag zuvor.
    »Du hast einen tiefen Schlaf«, bemerkte er, »zu tief. Und das macht mir Sorgen …«
    Ich sah ihn verwundert an. Was meinte er damit.
    »Gestern Nacht habe ich die Hündin zu dir zurückgeschickt, um über dich zu wachen. Nur für den Fall, dass etwas aus dem Wasser kommt. Du hast den Brief deines Meisters gelesen. Der Teufel könnte jederzeit jemanden auf dich loslassen, daher konnte ich kein Risiko eingehen. Als ich kurz vor Sonnenaufgang zurückgekommen bin, hast du immer noch tief geschlafen. Du wusstest nicht mal, dass ich da war. Das ist nicht gut, Ward. Du musst selbst im Schlaf noch wachsam sein. Daran müssen wir arbeiten …«
    Sobald wir mit dem Frühstück fertig waren, stand Arkwright auf. »Was deine Neugier angeht, die hat schon viele Leute ins Verderben gestürzt. Also, um dich davor zu bewahren, deine Nase noch mal in Dinge zu stecken, die dich nichts angehen, werde ich dir zeigen, was vor sich geht, und dir die Situation in diesem Haus erklären. Danach will ich, dass du das nie wieder erwähnst. Ist das klar?«
    »Ja«, sagte ich, schob den Stuhl zurück und stand auch auf.
    »Gut, Ward, dann komm mit …«
    Arkwright führte mich direkt in das Zimmer mit dem Doppelbett – dem durchnässten.
    »Zwei Geister gehen in dieser Mühle um«, begann er traurig. »Die Geister meiner Eltern, Abe und Amelia. Die meisten Nächte schlafen sie in diesem Bett. Sie ist im Wasser gestorben, deshalb ist es so nass.
    Du musst wissen, sie haben sich sehr geliebt, und selbst jetzt im Tod weigern sie sich, sich trennen zu lassen. Dad hat beim Reparieren des Daches einen schrecklichen Unfall erlitten. Er ist zu Tode gestürzt. Meine Mutter war über seinen Tod so verzweifelt, dass sie sich umgebracht hat. Sie konnte nicht ohne ihn leben, daher hat sie sich unter das Mühlrad geworfen. Es war ein grausamer, qualvoller Tod. Das Rad hat sie unter Wasser gezogen und ihr jeden Knochen im Leib gebrochen. Da sie Selbstmord begangen hat, kann sie nicht auf die andere Seite gehen, und mein armer Dad bleibt bei ihr. Sie ist stark, trotz ihrer Qualen. Stärker als jeder andere Geist, der mir je begegnet ist. Sie hält das Feuer in Gang und versucht, ihre kalten, nassen Knochen zu wärmen. Aber sie fühlt sich besser, wenn ich in der Nähe bin. Beide fühlen sich besser.«
    Ich machte den Mund auf, um zu sprechen, doch es kam kein Wort heraus. Es war eine schreckliche Geschichte. War Arkwright deswegen so hart und grausam?
    »Gut, Ward, es gibt noch mehr zu sehen. Komm mit …«
    »Ich habe genug gesehen, vielen Dank«, sagte ich. »Es tut mir wirklich leid wegen Ihrer Eltern. Sie haben recht, es geht mich nichts an …«
    »Wir haben damit angefangen, also werden wir es auch zu Ende bringen. Du wirst alles sehen.«
    Er ging voraus die Treppe hinauf in sein privates Zimmer. Im Ofen glimmte nur noch die Glut, aber es war warm. Schürhaken und Feuerzange lagen im Kohleneimer. Wir gingen an den drei Stühlen vorbei bis zu den beiden Särgen in der Ecke.
    »Meine Eltern sind beide an ihre Knochen gebannt«, erklärte Arkwright mir, »deshalb können sie sich nicht

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