Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Diktaten, Reden und
seinen endlosen Briefen und zu entsendenden Mitteilungen konnte er
ganze Stäbe von Sekretären auslaugen. Und trotzdem fand
er noch Zeit, Gedichte und Theaterstücke zu verfassen.
Letztere waren nicht überragend, denn Caesars Talent lag auf
dem Gebiet der Prosa, auf dem er unvergleichlich war.
    »Was
wünscht Caesar?«, fragte ich.
    »Caesar
wünscht, dass du diesen Mörder findest, damit Caesar ihn hinrichten
lassen kann. Caesar würde zudem gerne wissen, worum es bei dem
Ganzen eigentlich geht.« Nein, er war absolut nicht gut
aufgelegt.
    »Ich
fürchte, meine Ermittlungen sind noch nicht beendet. Aber ich
habe einige Umstände festgestellt, die zu oft in Erscheinung
treten, als dass es sich um bloße Zufälle handeln
könnte.«
    »Nämlich?«
    »Astronomen, die
im Widerstreit mit Astrologen stehen, gebürtige Römer und
Ausländer und sogar Pseudo-Ausländer, gewisse bedeutende
Damen und ihre gesellschaftlichen Kreise -«
    »Bedeutende
Damen?«, unterbrach er mich in einem Tonfall, der mir
verriet, dass Vorsicht geboten war.
    »Genau, unter
anderem eine Dame, deren Namen du, wie ich annehme, lieber nicht
hören möchtest.«
    »Sag mir nur,
dass Calpurnia nichts mit dem Ganzen zu tun hat.« Offenbar
ließ er sich immer noch von diesem absurden
Caesars-Ehefrau-muss-über-jeden-Verdacht-erhaben-sein-Unsinn
leiten.
    »Ihr Name ist
bisher in keinem Zusammenhang mit dieser Geschichte aufgetaucht.
Genau genommen habe ich keinen Beweis, dass überhaupt einer
von all diesen Leuten etwas mit den Morden zu tun hat, aber sie
tauchen im Rahmen meiner Ermittlungen immer wieder auf, weshalb ich
Anlass zu der Vermutung habe, dass ich sie mir etwas genauer
ansehen sollte.«
    »Tu, was immer
du für nötig hältst«, sagte er.
    »Vielleicht
wäre es das Beste, wenn du die Astronomen zurück nach
Alexandria schickst, solange einige von ihnen noch am Leben sind.
Ihre Arbeit an dem Kalender ist vollbracht. Du brauchst sie hier
also nicht mehr.«
    »Das wäre
vielleicht vor ein paar Tagen eine gute Idee gewesen, bevor die
Mordserie begonnen hat. Aber immerhin könnte einer von ihnen
der Mörder sein, wenngleich ich mir nicht vorstellen kann,
welches Motiv er haben sollte.«
    »Ich auch nicht,
aber das hat nichts zu sagen. Menschen bringen einander aus allen
möglichen Gründen um, es geht nicht immer um
weltbewegende Motive oder einfache, nachvollziehbare Dinge wie
Eifersucht oder Ehrenangelegenheiten. Ich habe Menschen
kennengelernt, die aus Gründen getötet haben, die
für sie selbst absolut nachvollziehbar waren, sich jedoch der
Begreifbarkeit jedes anderen Menschen entzogen
haben.«
    »Das ist wohl
wahr«, sagte Caesar und klang bereits gelangweilt.
»Also gut, treib die Sache voran. Aber liefere mir bald
Ergebnisse. Meine Zeit ist in diesen Tagen knapp bemessen, und ich
möchte, dass sämtliche Angelegenheiten, bedeutende und
unbedeutende, erledigt sind, bevor ich nach Parthien
aufbreche.« Er deutete nicht an, ob meine Ermittlungen zu den
bedeutenden oder den unbedeutenden Angelegenheiten
zählten.
    Also machte ich mich
auf den Weg. Normalerweise wäre dies die Stunde gewesen, die
Bäder aufzusuchen, doch die mussten heute warten. Ich
schnappte mir Hermes, und wir gingen zu Roms großem
Getreidemarkt. Es war ein riesiger, von Getreidesilos und den
Büros der Getreidehändler und -Spekulanten umgebener
Platz, der beinahe so groß war wie das Forum selbst. Die
Getreidesilos waren gewaltige Lagerhäuser, wo während der
Erntesaison jeden Tag vom Land kommende Fuhrwerke ein- und
ausfuhren, um Weizen- und Gerstenladungen abzuliefern. Und dann
summte der Getreidemarkt erneut vor Geschäftigkeit, wenn die
Frachtkähne den Fluss heraufkamen, um die ägyptische
Ernte zu entladen.
    In der Mitte des
Marktes erhob sich eine eindrucksvolle Apollo-Statue mit
dazugehörigem Schrein. Ebenso gab es einen bescheidenen,
Demeter, der Göttin des Ackerbaus, gewidmeten Schrein, aber
Apollo nahm den Ehrenplatz ein. Er mag als Patron der
Getreidehändler und Beschützer der Getreidesilos als eine
exzentrische Wahl erscheinen, doch in sehr antiken Zeiten haben
Bauern Apollo geopfert, damit er ihre Getreidespeicher vor
Mäusen bewahrte, und einige gelehrte Menschen behaupten, dass
Apollo ursprünglich ein aus Thrakien stammender Dämon in
der Gestalt einer Maus gewesen sei, bevor die Griechen ihn zu
seinem gegenwärtigen glorreichen Status als Sonnengott, Gott
der Musik und der Künste und Gott der Weissagung

Weitere Kostenlose Bücher